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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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los?«, fragte Max.
    »Ich suche meine Sonnenbrille.«
    »Deine Sonnenbrille? Guck mal aus dem Fenster. Es ist Nacht!«
    »Ich meine, sie ist weg.«
    »Dann kauf dir eine neue.«
    »Die hat vierhundert Dollar gekostet!«
    Max starrte ihn an. »Wie viel zahle ich dir genau, Kristobal?«
    Der junge Mann schluckte krampfhaft und blickte seinen Boss nervös an. »Ich habe ein ganzes Jahr gespart, um mir die Brille kaufen zu können.«
    »Hm-hm. Übrigens, das mit der Hochzeit geht klar.«
    »Toll, Sir. Sie sind ein Genie.«
    »Das sagst du mir dauernd. Du weißt jetzt, was du zu tun hast. Und ich will keine Pannen!«
    »Wann habe ich Sie jemals im Stich gelassen, Mr Powers?«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber niemand ist unfehlbar, und ich will nicht, dass du ausgerechnet bei dieser Sache zum ersten Mal versagst. Okay?«
    »Ich verstehe, Sir.«
    »Du bist ein guter Junge. Aber wenn wir nach LA kommen, kürze ich dein Gehalt.«
    »Warum, Sir?«, fragte Kristobal fassungslos.
    »Weil nicht mal ich vierhundert Dollar für eine Sonnenbrille ausgebe.«
    Tom lag auf dem Etagenbett und betrachtete die Unterseite des Bettes über ihm. Er hatte einige Zeit geschlafen, war nun aber hellwach. Schließlich stand er auf und holte sein Notizbuch hervor, konnte seinen Füller aber nicht finden, auch nicht, als er das ganze Abteil durchsuchte. Der Füllfederhalter hatte eine ganz besondere Bedeutung für ihn. Eleanor hatte ihm diesen Füller geschenkt, als sie das erste Mal gemeinsam nach Übersee gereist waren. Schließlich brach Tom die Suche ab und trat hinaus auf den Gang, weil er Musik hörte. Die Klänge kamen aus Agnes Joes Abteil. Die Tür war offen, und das Licht brannte. Tom ging bis zur Tür und blickte vorsichtig hinein. Agnes Joe saß vollständig bekleidet auf der Sitzbank. Auf dem Klapptisch neben ihr stand ein altes Grammophon, das sie an die Steckdose angeschlossen hatte. Tom hörte die Klänge von »Stille Nacht«. Agnes Joe hob den Kopf und sah ihn. Es schien ihr ein wenig unangenehm zu sein, dass jemand sie ertappt hatte.
    »Ich hoffe, die Musik stört Sie nicht.«
    »Was gibt es in dieser Woche Schöneres als Weihnachtslieder?«
    »Das Singen mit Tyrone hat mich in diese Stimmung versetzt. Ich habe diesen kleinen Plattenspieler immer bei mir, egal, wohin ich reise. Er hat mal meiner Mutter gehört. Sie können gern hereinkommen und zuhören.«
    Tom zögerte einen Moment; dann nahm er auf der Sitzbank Platz. Agnes Joe machte den Eindruck, als könnte sie ein wenig Gesellschaft gebrauchen.
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Regina hat mir erzählt, Sie hätten ihr geholfen, als dieser widerliche Anwalt auf sie losging. Das war Ihre gute Tat für heute, Tom. Den Schutzengel zu spielen.«
    »Nun, es heißt ja, dass zur Weihnachtszeit mehr Engel unterwegs sind als irgendwann sonst.«
    »Das habe ich noch nie gehört. Haben Sie sich das gerade ausgedacht?«
    »Um ehrlich zu sein, ja.«
    »Trotzdem, ich finde den Spruch sehr schön.«
    Sie hörten sich noch ein paar stimmungsvolle Lieder an. Im Abteil duftete es nach Fliederseife, und es sah sehr adrett aus. Tom bemerkte eine prall gefüllte Reisetasche, die zwischen den Stuhl und die Wand des Waggons gezwängt war. Eine Decke lag darauf. Als Tom den Blick wieder hob, bemerkte er, dass Agnes Joe ihn aufmerksam betrachtete. Ihr Gesicht hatte einen traurigen Ausdruck angenommen. In diesem Moment kam eine vierköpfige Familie – Mutter, Vater und zwei Kinder – durch den Gang. Sie lachten, und der Junge hüpfte ausgelassen herum und wäre beinahe hingefallen.
    »Gerade zu Weihnachten herrscht in Eisenbahnen eine ganz besondere Atmosphäre. Die Leute sind meistens bester Laune. Züge sind wie geschaffen für Familienreisen«, sagte Agnes Joe.
    »Wie kommt es, dass Sie Weihnachten nicht bei Ihrer Familie verbringen?«
    »Nun, im Allgemeinen ist es so, dass man zu solchen Anlässen eingeladen werden muss, stimmt’s?«
    »Soll das heißen, Sie verstehen sich nicht mit Ihrer Tochter?«
    » Ich verstehe mich mit ihr. Aber sie scheint Probleme mit mir zu haben.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Zum Glück habe ich viele Freunde hier im Zug.«
    »Wie die Dame im Salonwagen sagte: Freunde sind Freunde, aber Familie ist Familie.«
    Agnes Joe lächelte. »Pauline mit dem Strickzeug? Was weiß die schon darüber? Was sie da strickt, wird übrigens der hässlichste Pullover, den ich je gesehen habe.« Sie hielt inne. »Ich sage immer«, fuhr sie dann fort, »dass man seine Familie meistens dort

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