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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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fragte sie verwirrt.
    Er blickte noch einmal zu Lelia. Sie kam näher. Er war nicht sicher, ob sie ihn bereits gesehen hatte, doch es konnte sich nur noch um Sekunden handeln. Sie wusste offensichtlich, dass er mit diesem Zug unterwegs war.
    »Was war das schlechteste Timing deines Lebens? Sag es mir. Schnell, bitte.«
    »Ich finde, dein Timing ist ziemlich schlecht«, sagte Ellie in leicht ungehaltenem Tonfall.
    »Denk nach! Schnell!«
    »Okay, okay.«
    »Ist es dir eingefallen?«
    Sie zögerte einen Moment. »Ja. Und jetzt?«
    Er atmete aus. »Was es auch ist – ich hab’s gerade um Längen übertroffen. Ich bin jetzt der unbestrittene Meister des schlechten Timings.« Er deutete auf Lelia. »Ich habe gerade von meiner Freundin in LA gesprochen, und … tja, da ist sie. Lelia Gibson.«
    Eleanor fuhr herum und blickte der sich nähernden Gruppe entgegen.
    »Hast du gewusst, dass sie auch mit dem Zug fährt?«
    »Nein. Das gehört in die Kategorie ›Schock meines Lebens‹.«
    Eleanor verschränkte die Arme und wich von Tom zurück. In diesem Moment entdeckte Lelia ihn und winkte heftig. Während sie auf ihr Ziel zueilte, zog Eleanor sich weiter zurück, bis sie nur noch ein Schatten in der Dunkelheit war. Als sie sich von ihm entfernte, hatte Tom das Gefühl, dass jeder Blutstropfen aus seinem Körper sickerte. Dann wandte er sich zu Lelia um. Er tröstete sich ein wenig mit dem Gedanken, dass es nicht schlimmer werden konnte, als es schon war. Doch er sollte sich irren.

KAPITEL 23
    Bei seiner neuesten Vorhersage wies der Nationale Wetterdienst für die abgelegenen Gegenden im Mittelwesten und Südosten auf die Gefahr eines schweren Schneesturms hin, der entlang des Hauptkamms der Rocky Mountains nach Süden raste. Noch wurde die volle Wucht dieses Sturms durch die meteorologischen Verhältnisse im Nordpazifik kaschiert. Doch es war eine trügerische Sicherheit, die sich immer mehr verflüchtigte, während das Orkansystem über Wyoming hinweg nach Colorado zog. Wenn der Sturm – ein Blizzard, wie er nur alle zehn Jahre vorkam – seine zerstörerische Kraft an der Grenze zwischen Colorado und New Mexico urplötzlich entfaltete, war es zu spät für weitere Warnungen.
    Herrick Higgins hatte den langen Aufenthalt in Kansas City dazu benutzt, sich mit dem Lokführer zu besprechen. Sie hatten sich über die Wettervorhersagen unterhalten, die von der Amtrak-Leitstelle übermittelt worden waren. Wenngleich Higgins kein Angestellter der Amtrak mehr war, gab es niemanden bei der Eisenbahngesellschaft, der Higgins’ Erfahrung und seine klugen Ratschläge übergangen hätte. Er und der Lokführer waren seit zwanzig Jahren befreundet. Als Higgins andeutete, es gefiele ihm ganz und gar nicht, wie die Lage sich entwickelte – vor allem seit sie in Richtung Colorado rollten –, nahm der Lokführer die Warnung sehr ernst. Außerdem riet Higgins ihm, so viel Diesel wie möglich aufzunehmen.
    »Wir werden die Augen offen halten«, meinte der Lokführer. »Sobald wir neue Nachrichten von der Leitstelle bekommen, geb ich dir Bescheid.«
    Higgins kehrte zurück und suchte sich einen Platz im Salonwagen, während der Zug seine Vorräte vervollständigte und die Passagiere einstiegen. Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit war Higgins jeder denkbare technische Defekt, jedes menschliche Versagen und jede Wetterlage begegnet. Er hatte gelernt, in solchen Situationen seinem Instinkt zu folgen, der in den dreißig Jahren, die er nun schon seinen Job tat, geschärft worden war. Es gefiel Higgins ganz und gar nicht, wie der Himmel aussah und dass der Wind ständig an Stärke zunahm, dass das Schneegestöber dichter wurde und die Flocken in eine Richtung gepeitscht wurden. Herrick Higgins blickte aus dem Fenster zu einem Himmel empor, der nichts Gutes verhieß.
    »Was machst du denn hier, Lelia?«
    »Mehr hast du nicht zu sagen, nachdem ich den ganzen weiten Weg auf mich genommen habe, um dich zu überraschen?«, fragte sie. »Weißt du eigentlich, dass es keinen Direktflug von Los Angeles nach Kansas City gibt? Ich meine – was soll das? Ich musste über Denver fliegen. Der reinste Albtraum! Und was bekomme ich zu hören? ›Was machst du denn hier, Lelia?‹« Sie umarmte Tom und gab ihm einen Kuss. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, denn trotz allem bestand ihre Beziehung noch immer, und sie wollten die Weihnachtsfeiertage schließlich in Tahoe verbringen. Eleanor wieder gefunden zu haben hatte Tom das alles fast

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