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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Gray
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einfach davon. Wenn sie die Wut auf einen ihrer Mitmenschen packte, dann brachten sie ihn einfach um. Sobald es ihnen lästig wurde, Befehlen und Gesetzen zu gehorchen, weigerten sie sich einfach, weiterhin brav zu folgen. Es war alles fürchterlich einfach. Zum erstenmal in der Geschichte taten die Menschen genau das, was sie im Augenblick wollten, und nicht das, was sie glaubten, tun zu sollen. Und das Ergebnis dieser Einstellung war – das Chaos.“
    „Und Sie behaupten, an alledem seien die Unparteiischen schuld gewesen?“
    „Gewiß, Dell, das waren sie! Die Erde wurde – und sie wird es noch – von einer fremdartigen Ausstrahlung ständig bestrichen. Ich habe sie erfaßt, isoliert und registriert. Es ist ein Netz von Mikrowellen von unglaublich komplizierter Struktur, das die ganze Erde überflutet; und diese Ausstrahlung hat das normale Denken jedes einzelnen Lebewesens auf unserem Planeten vollkommen verschoben. Auf irgendeine Weise hat es den Zensor lahmgelegt, und seitdem handelt der Mensch genauso, wie ihm gerade zumute ist, er folgt jedem Impuls, ohne jede Rücksicht auf das Gewissen, ohne jedes Pflichtgefühl; er ist vollkommen selbstsüchtig, denkt nur an sich und zeigt nicht die geringste Zurückhaltung oder Scham.“
    „Einen Augenblick!“ fiel Dell dem Professor ins Wort. Er blickte erst ihn an und dann das Mädchen. „Sie behaupten also, alle Menschen ohne Ausnahme seien betroffen? In allen sei das Gewissen ausgeschaltet?“
    „Allerdings.“
    „Und wie steht es dann mit uns? Und mit den Antis? Wenn auch sie kein Gewissen mehr haben, warum kämpfen sie dann so entschieden für Ordnung und Gesetz, das unter Strafandrohung durchgesetzt wird? Warum sollte es in ihnen anders aussehen als in allen anderen Menschen?“
    „Eine verständliche, berechtigte Frage“, gab der alte Gelehrte zu. „Aber eine Frage, auf die es eine Antwort gibt. Wollen Sie antworten, Lorna?“
    „Ich bin zu den Antis gestoßen, nachdem ich hatte zusehen müssen, wie meine Eltern von einem geschäftlichen Konkurrenten niedergeschossen wurden. Ich mußte zusehen, wie mein Bruder den Tod fand, nur weil es zu einer albernen, sinnlosen Auseinandersetzung darüber kam, wer auf einer schmalen Treppe den Vortritt hatte. Ich mußte mitansehen, wie die Kinder auf der Straße buchstäblich verhungerten. Ist das alles etwa nicht Antwort genug auf Ihre Frage?“
    Sie ließ eine Pause eintreten; ihre großen Augen schimmerten vor Aufregung, und ihre schlanke Gestalt zitterte, während sie Dell fest anschaute. Er errötete und wandte sich ab.
    „Und es gibt auch noch einen anderen Grund“, begann der Alte von neuem. „Nicht alle Gehirne sind ja gleich, es gibt sehr feine Unterschiede, gewisse Abweichungen von der Norm. Während die geheimnisvolle Strahlung die weitaus meisten Menschen beeinflußte und verwandelte, gibt es doch auch einige Gehirne, die sich wenigstens Reste von dem bewahrt haben, was man das Gewissen nennt. Und vor allem diese Menschen mit teilweise unzerstörtem Gewissen sind es, aus denen die Antis sich rekrutieren.“
    „Das scheint mir einsichtig“, nickte Dell. Schwer fuhr er sich mit der Hand über die Augen. Er fühlte sich innerlich erschüttert und mitgenommen; ihm war, als hätte sein überlasteter, angespannter Geist endlich eine Wahrheit angenommen, die einfach zu schrecklich war, um von einem normalen Menschen anerkannt zu werden. Die Erde war von einem eindringenden Feind schleichend erobert worden! Das Menschengeschlecht war unter dem Einfluß einer geheimnisvollen, unbekannten Strahlung in einen gesetzlosen Haufen wilder Tiere verwandelt, die sich gegenseitig zerstörten, alle Leistungen der Väter dahinsinken ließen, oder gar umstießen und sich in sinnlosem Taumel geradezu darüber freuten, die vollkommene Katastrophe herbeizuführen.
    Düster blickte er den Professor an.
    „Sie haben gesagt, die fremdartige Strahlung würde noch immer über die Erde verbreitet. Soll das stimmen? Woher wollen Sie es denn wissen?“
    „Da fragen Sie allerdings nach dem letzten, schlüssigsten Beweis!“ Lächelnd rieb Carter sich die hageren Hände. „Nachdem ich erst einmal die fremde Energie isoliert hatte, war es verhältnismäßig einfach, mit geeigneten Meßgeräten, die ich ebenfalls bald konstruiert hatte, den Bereich festzustellen, in dem die Strahlung besonders stark war. Dort mußte sich doch zweifellos das Zentrum der Emanation des Senders befinden. Zwei Jahre lang habe ich gesucht, und als ich

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