Das Gesetz der Freiheit

endlich Erfolg hatte, da bewies meine Entdeckung, wie recht ich mit meiner Vermutung gehabt hatte.“
    „Wirklich?“
    „Sehen Sie nur!“
    Der Gelehrte wandte sich zu seinen aufgereihten Instrumenten und zog verschiedene Hebel heraus. Wieder begann der Generator zu summen, und plötzlich erwachte der Schirm eines kleinen Elektroskops zu flimmerndem Leben.
    Blau schimmerte er, blau, durchzogen vom flüchtigen Weiß dahinziehender Wolken. Sie glitten vorbei, sammelten sich auf einer Seite, und nachdem das Gerät sich weiter erwärmt hatte, wurde das Blau des Himmels dunkler und immer dunkler, bis es fast schwarz war. Kleine Sterne begannen zu scheinen wie winzige Punkte urfernen, kalten Feuers. Carter drehte noch an ein paar Hebeln und Kondensatoren, nickte dann kurz und blieb bewegungslos vor dem Schirm stehen, während er starr auf das leise flimmernde Bild schaute.
    „Passen Sie jetzt gut auf!“ flüsterte er aufgeregt. „In fünf Sekunden zieht es vorbei.“
    „Was …“ Dell wandte sich zu dem alten Mann um, kehrte aber eilig mit den Augen wieder zum Bildschirm zurück. Da erblickte er deutlich, wie ein unbekanntes Etwas über die dunkle Fläche huschte. Hell und strahlend war es, von rasender Geschwindigkeit in bloßes Flimmern aufgelöst.
    Es fing die Strahlen der fernen Sonne auf und warf sie in grandiosem Glühen in den Raum zurück.
    Ein Raumschiff!
    Dell schaute wie erstarrt hin, er konnte die Blicke nicht abwenden. Die Augen brannten ihm schmerzend, aber er blickte noch immer angestrengt, nachdem das winzige Schiff längst durch das Schaubild des Elektroskops geflitzt und verschwunden war. Endlich war es, als erwache er aus einem tiefen Traum. Langsam wandte er sich ab und blickte den Professor an.
    „Das war doch ein Raumschiff, nicht wahr?“ flüsterte er. „Ein Fahrzeug aus dem All, das gerade ins Schwerefeld der Erde eindrang.“
    „Genau das war es.“ Carter ließ ein paar Schalter knacken, und das dunkle Flimmern auf dem Schirm erlosch. „Glauben Sie mir nun?“
    „Die alten Behauptungen, die schon zu Sagen geworden sind, haben also gar nicht gelogen? Immer wieder gab es Leute, die beharrlich von Raumschiffen berichteten, die sie gesehen hatten. Trotzdem weigerte sich die Menschheit als Ganzes, den eigenen Sinnen zu vertrauen.“ Mit festem Griff packte er den mageren Arm des Gelehrten. „Carter! Was können wir tun?“
    „Kämpfen!“
    Lorna trat zwischen die beiden Männer und löste mit sanfter Bewegung Dells harten Griff. „Auch wir sind bisher ja nicht müßig gewesen, wir Antis“, sagte sie mit fester Stimme. „Immer haben wir ganz bestimmt gewußt, daß die Fremden erst sterben müssen, ehe wir mit Erfolg daran gehen können, Recht und Sitte von neuem zur Herrschaft zu verhelfen. Das Raumfahrzeug, das Sie eben gesehen haben, ist ihr einziges Schiff, das ihnen noch geblieben ist. Sobald es zerstört ist, ist endgültig alle Gefahr abgewendet, und dann kann sich die Erde auf ihre nächste Expedition vorbereiten.“
    „Kämpfen sollen wir?“ Fragend schaute Dell in das flammende Gesicht des Mädchens. „Gewiß – ich gebe nun zu, daß man kämpfen müßte. Aber wie bloß?“
    „Wir haben die Mittel zum Kampf!“ sagte sie mit entschlossener Stimme. „Das Schiff, das Sie eben gesehen haben, ist für uns ein erreichbares Ziel – theoretisch jedenfalls. Wir haben seine Bahn nämlich bis auf den Bruchteil einer Bogenminute berechnet. Ein einziges Raketengeschoß, eine Kriegsgranate mit Atomsprengkopf – und schon können wir es treffen und zu einer Wolke von Feuer und Asche zersprühen lassen. Mit einem einzigen Schuß, Dell! Ein einziger, wohlgezielter Schuß gibt der Erde die Freiheit zurück.“
    „Meinen Sie, daß wir das fertigbringen können?“ Unverwandt blickte er sie an, neue Hoffnung erwachte, füllte ihn mehr und mehr aus, wollte ihn übermannen – und brach dann zusammen, schwand ganz plötzlich dahin, während das kalte Licht der Wahrheit alle frohen Luftschlösser zum Einsturz brachte. „Lorna, wie könnte uns das wohl gelingen?“ fragte er. „Wir haben doch gar kein Geschoß und keinerlei Atomsprengkopf – überhaupt kein Material, das uns auch nur die bescheidenste Kriegsführung erlaubt. Was Sie planen, ist schön – aber es ist nicht mehr als ein unerfüllbarer Traum.“
    „O nein!“ Mit blitzenden Augen strahlte der Professor die beiden jungen Leute an. „Ich habe Ihnen doch vorhin schon angedeutet, daß wir einen Helfer haben, einen mächtigen