Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
»Ja, mir inzwischen auch.«
»Ich glaube, er kommt nicht in Frage. Er hatte an diesem Tag einen Zahnarzttermin. Ich habe mit seinem Zahnarzt gesprochen.«
»Das beruhigt mich ebenfalls. Offen gesagt, scheute ich mich vor den ganzen Konsequenzen, die seine Schuld mit sich bringen würde.«
»Wie geht es deiner Mutter?«
»Ich bin mir nicht sicher. Das Ganze hat sie ganz schön mitgenommen, wie du dir wohl vorstellen kannst. Normalerweise ist sie stark und eigensinnig, aber als wir sie zurückbrachten, war sie wirklich eingeschüchtert. Ich glaube, sie braucht einige Zeit, um sich wieder zu fangen.«
Diane zog einen Haufen Knochen mit einem langen Schwanz aus dem Sack. »Hast du irgendeine Idee, was das sein könnte?« Sie legte das Ganze auf den Tisch, auf dem die anderen Tierknochen lagen.
»Vom Schwanz her würde ich auf ein Opossum tippen.«
»Mensch, David, ich wusste ja gar nicht, dass du dich mit Tierknochen auskennst.«
»Ich habe genug überfahrene Tiere gesehen, um diesen Schwanz wiederzuerkennen.«
»Es sieht so aus, als ob neben unserer unbekannten Toten mehrere Tiere gelegen hätten.« Sie fischte einen weiteren tierischen Röhrenknochen und einen billigen Straßenschuh aus dem Müllsack.
David sammelte die Käfer ein, während Diane in den Blättern herumwühlte. Sie fand noch mehrere Knochen, die von einem Säugetier zu stammen schienen.
Die meisten menschlichen Hand- und Fußknochen fehlten, ebenso wie ihr linker Oberschenkelknochen. Allerdings war seltsamerweise noch ihr Zungenbein vorhanden, das ja wegen seiner geringen Größe bei weitgehend verwesten Leichen oft fehlte. Es war nur erhalten geblieben, weil es in einem Stück verfaultem Fleisch steckte. Es war gebrochen.
»Das Zungenbein bricht oft bei Erdrosselungen«, sagte Diane. »Anscheinend hat sie jemand gewürgt, ihr die Kehle durchgeschnitten und sie dann mit dem Messer aufgeschlitzt – ich weiß allerdings nicht, ob diese Reihenfolge stimmt.«
»Eine Art Blutrausch?«
»Vielleicht. Die Frau war alt, schwach und verletzlich. Warum würde jemand so gegen sie vorgehen – und warum muss ich mir immer wieder solche Fragen stellen?«
»Du suchst wohl immer noch nach einem rationalen Killer. Meinst du, es könnte ein Serientäter sein? Die Art, wie sie getötet wurde, könnte auf ein bestimmtes Muster hindeuten.«
»Vielleicht. Schau doch einmal deine Datenbanken durch. Ich glaube nicht, dass Sheriff Burns die technischen Möglichkeiten und das Fachpersonal hat, über die wir verfügen.«
David sammelte alle lebenden Käfer ein, die er finden konnte, und dazu noch einige Käferteile. »Eine ziemliche Ausbeute«, meinte er dann.
»Ich werde den übrigen Sackinhalt auf ein Sieb schütten, den Dreck abspülen und die Blätter herausklauben. Dann solltest du noch einmal die organischen Überreste durchschauen, ob du noch ein paar andere Insektenarten findest.«
David nickte. Er nahm das Glas mit den Insekten und ließ Diane allein mit ihren Knochen zurück. Im Sieb fand sie drei Handknochen und einen schmalen goldenen Ehering. Leider war darauf nichts eingraviert.
29
D iane nahm das Videomikroskop mit in den Isolationsraum, um die Knochen nach verräterischen Fasern und anderen winzigen Dingen abzusuchen. Sie fuhr mit der Mikroskopkamera an den Knochen und dem getrockneten Fleisch entlang und betrachtete das vergrößerte Bild auf dem dazugehörigen Bildschirm. Sie fand mehrere Fasern, die sie vorsichtig mit einer Pinzette ergriff, in einen Umschlag steckte und diesen dann etikettierte.
Das vergrößerte Bild zeigte auch einige Schnitte auf den Rippen, die denen auf den Röhrenknochen entsprachen. Der Mörder hatte ihren Rumpf von oben nach unten aufgeschlitzt und dabei Kerben auf beiden Seiten ihres Brustkorbs hinterlassen. Guter Gott, wie kann jemand nur so gestört sein, dies einem anderen Menschen anzutun?
Diane holte sich aus dem Kriminallabor einen tragbaren Metalldetektor und bewegte ihn in ein paar Zentimetern Abstand ganz langsam über die Knochen der unbekannten Toten.
Eigentlich erwartete sie sich nichts davon, aber plötzlich schlug der Detektor tatsächlich an. Sie hielt ihn gerade über den oberen Teil des linken Oberschenkelknochens, über den großen Rollhügel, einen Knochenhöcker, an dem die Gesäß-, Hüftenlenden- und der Piriformis-Muskel ansetzen. Der Knochen war von dunkler getrockneter Haut bedeckt. Durch die Mikroskopkamera konnte sie dann erkennen, dass sie durchschnitten war.
Mit einem Skalpell
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