Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
entnahm er ihren Bemerkungen, dass sie auf der Suche nach ihm und Jax waren. Einer von ihnen bezeichnete sie sogar als die »Gefangenen von Vendis«.
Ohne Zögern drehte er Jax herum und drängte sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Kaum hatten sie die Schwesternstation passiert, nahm er ihre Hand und rannte los, den schwach beleuchteten Flur entlang. Sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr, und ihre Muskeln waren so entkräftet, dass sie ihr den Dienst versagten.
»Halt dich fest, gleich haben wir es geschafft«, versuchte er ihr Mut zu machen und sie zum Weiterlaufen zu ermuntern.
Im Laufen blickte er über seine Schulter. Männer drängten in den Flur hinein, waren aber zu weit entfernt, als dass man bei der schlechten Beleuchtung ihre Gesichter hätte erkennen können. Aus ihrer Zahl schloss er jedoch, dass es Pfleger sein mussten, denen er bislang noch nicht begegnet war – was seinen Verdacht bestätigte, dass mehr Personen in die Geschichte verstrickt waren als die paar, die er im neunten Stock hatte arbeiten sehen.
Alex verlangsamte leicht ihr Tempo, damit es so aussah, als wären sie in erster Linie damit beschäftigt, Patienten zu helfen, und nicht etwa auf der Flucht. Er verließ sich darauf, dass ihre weißen Kittel dazu beitrugen, ihre Verfolger von sich abzulenken.
Beide unterstützten die Schwestern, indem sie in die Zimmer hineinstürmten, Leute aus ihren Betten zerrten und sie anschließend zur Feuertreppe führten. Aller Hektik und Entschiedenheit zum Trotz, gelang es Jax, dabei Mitgefühl und Hilfsbereitschaft an den Tag zu legen. Das war umso beeindruckender, als ihren Augen anzusehen war, dass sie noch immer gegen die Wirkung
der Drogen ankämpfte. Er wusste nur zu gut, wie ihr dabei zumute war, denn er hatte mit dem gleichen Problem zu kämpfen.
Die Leute befolgten die Anweisungen, als er sie mit sanfter Gewalt zur Eile antrieb. Die Patienten hier waren weitaus aufgeweckter und klarer als im neunten Stock. Er geleitete den immer mehr anschwellenden Pulk zur Feuertreppe und mischte sich mit Jax unter die Menge der verängstigten Patienten, als er die Männer den Flur entlangkommen und dabei suchend in jedes Zimmer schauen sah.
Auf der Feuertreppe schlug ihnen kühle Nachtluft entgegen. Nie hatte sich frische Luft besser angefühlt. Er war ein wenig überrascht, als ihm leicht schwindelig wurde vor Erleichterung, endlich diesen Ort zu verlassen. Eine Zeitlang hatte er befürchtet, nie wieder freizukommen.
Während sie sich inmitten eines Pulks aus scheinbar Hunderten von Patienten die Metallstufen hinunterschoben, beugte sich Jax näher, damit sie sich tuschelnd unterhalten konnten. »Sobald wir unten sind, müssen wir von hier verschwinden, ehe uns diese Kerle finden können. Ich glaube nicht, dass ich noch die Kraft habe, mich mit ihnen herumzuschlagen.«
Auf einem Absatz geriet der Menschenstrom ins Stocken. Sie mussten warten, bis er sich wieder schneller vorwärtsschob. »Ich brauche die Schlüssel für den Jeep«, erinnerte er sie.
»Aber die sind drinnen.« Sie wusste, was ihm durch den Kopf ging. Der Gedanke gefiel ihr kein bisschen. »Wir müssten noch einmal hinein. Wo wir einmal draußen sind, lass uns einfach weglaufen, sobald wir unten angekommen sind.«
»Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten. Was glaubst du, wie weit du es zu Fuß schaffen würdest? Wo sollten wir überhaupt hin? Verstecken können wir uns auch nicht – sie
werden überall nach uns suchen. Um zu verschwinden – und zwar so weit, wie irgend möglich -, brauchen wir den Wagen.«
Als sich der Menschenstrom weiter vorn ein wenig schneller zu bewegen begann, hörte Alex das Splittern von Glas und sah nach oben. Tosende Flammen schlugen aus dem oberen Stockwerk, und dichter Rauch waberte hinaus in die Dunkelheit.
Und er sah zwei weiß gekleidete Kerle, die sich an den Menschen vorbeischoben, um schneller die Stufen hinunterzugelangen.
»Wir müssen sofort nach unten«, raunte er Jax zu.
Er begann, die Leute sachte zur Seite zu schieben, damit sie beide vorbeikonnten. Sie hatte die auf sie zuhaltenden Männer mit einem Blick nach oben ebenfalls bemerkt und blieb dicht hinter ihm. Sie mussten ihre Verfolger auf Abstand halten, durften dabei aber nicht zu offensichtlich vorgehen, da sie befürchteten, sie könnten ihre Flucht bemerken.
Alex entschuldigte sich, erklärte immer wieder, sie müssten den bereits unten angelangten Patienten helfen,
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