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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Sicht zu organisieren sei rechtzeitig die Versorgung der Verteidiger mit Wasser, Proviant, Munition. In Anbetracht der hohen Staubentwicklung zerstörter Innenstädte sei vor allem die ausreichende Bereitstellung von Trinkwasser unabdingbar. Da in zusammengetrommelten Stadtgebieten zumeist die Hauptwasserleitungen zerstört seien, müsse von den wenigen Punkten aus, an denen (durch eventuell noch funktionierende Pumpen) Wassergewinnung möglich sei, die Versorgung organisiert werden; einzusetzen seien dabei vorrangig Angehörige der HJ und des BdM. Zudem sei ein Mindestmaß an Proviantierung durch Rücklage von Reserven vorzubereiten; vorrangig sei die Bereitstellung von Feldküchen, wobei eine der Aufgaben der Pioniere darin bestehe, Zufahrtswege für Gulaschkanonen auch nach schweren Bombenangriffen oder anhaltendem Ari-Beschuss freizulegen und freizuhalten. Dies gelte auch für die Belieferung mit Frontfrischbrot, wobei der Anteil von Sägespänen ausnahmsweise reduziert werden sollte, um die Kampfkraft der Ersatzkräfte zu erhalten. Solange dies nicht gewährleistet sei, müsse vom jeweiligen Orts- und Kampfkommandanten die Weisung erteilt werden, den Mangel an Verpflegung durch reichlich Schlaf auszugleichen.
    Weiter war über den FA -Kollegen zu erfahren: Ebenso wichtig wie das Freilegen eines Gefechtsfeldes durch Sprengungen sei die Bereitstellung von Panzernahkampfwaffen. Die hätten sich zur Verteidigung zerstörter Straßenzüge als besonders geeignet erwiesen. Sollten sich transportbedingte Engpässe ergeben, so ist Erfindungsgeist, ist Improvisation gefragt, wie kürzlich noch Reichsführer- SS betonte. So lasse sich Munition auch in Ponywägelchen, in kleinen Leiterwagen (»Bollerwagen«), ja in Kinderwagen transportieren. Sollten die Trümmermassen selbst den Gebrauch dieser Hilfsmittel verhindern, müsste der Transport durch Lastenträger erfolgen, die auch auf schmalsten Pfaden Nachschub zu den Kampfzonen zu transportieren in der Lage sind. Dabei könne sich die Bewegungsweise von Irokesen bewähren, die im Gänsemarsch (»indian file«) die Füße nicht nebeneinander, sondern voreinander setzen. Insbesondere Hitlerjungen dürften sich leicht zu derartigen Umstellungen motivieren lassen. Weitere Einzelheiten zur Ausführung in einem Ausbildungshandbuch, das derzeit konzipiert und voraussichtlich im Sommer 45 in Druck gehen wird.
    Grundsätzlich festzuhalten sei: Entgegen gewissen Bedenkenträgern unter älteren, erneut bewaffneten Jahrgängen zeige sich bei der HJ ein geradezu bedingungsloser Kampfeswille. Wobei in jugendlicher Flexibilität Improvisation ganz selbstverständlich sei. Auch und gerade Hitlerjungen hätten sich bewährt bei der Selbstanfertigung von Behelfsmunition.
    Nach bisherigen Erfahrungen müsse allerdings berücksichtigt werden, dass der Einsatz von jugendlichen Panzerjagdkommandos, Panzervernichtungstrupps von der (vielfach in Kellern hausenden) Restbevölkerung nicht gern gesehen, schon gar nicht willkommen geheißen wird aus Angst vor Gegenschlägen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass die Panzerfaust vom Russen wie vom Amerikaner besonders gefürchtet ist, infolgedessen mit geradezu panikartigem Einsatz von Panzerkanonen und Artillerie beantwortet werde. Sobald ein Haus gesichtet sei, aus dem (möglicherweise) eine Panzerfaust abgefeuert wurde, erfolge massivster Beschuss; vielfach werden dabei auch Nachbarhäuser, ja ganze Häuserzeilen niedergelegt, was in der Regel zahlreiche Opfer der Zivilbevölkerung nach sich ziehe. Angesichts derartiger Entwicklungen wäre der Einsatz von Panzervernichtungstrupps vor allem in bereits hinlänglich zerstörten Stadtgebieten sinnvoll. Dies gemäß der Parole, jede deutsche Stadt bis zum letzten Mann zu halten, ja sich notfalls unter ihren Trümmern begraben zu lassen. Mit aller Härte ist gelegentlich lautwerdenden Äußerungen entgegenzutreten, es sei nutzlose Verschwendung, einen Trümmerhaufen noch ein paar Tage mehr oder weniger zu verteidigen. Äußerungen solcher Art müssen durch ein sofort herangezogenes SS -Kommando auf der Stelle durch Erschießen geahndet werden.
    Bezogen auf Königsberg sei allerdings die Frage zu stellen, ob im östlichen Weichbild der Stadt unter taktischen Gesichtspunkten bereits hinreichend Bausubstanz zerstört sei. Wie auch immer die Begründungen ausfallen mögen, es sei und bleibe für die taktische Planung unabdingbar, das Gesetz des Handelns in der Hand zu behalten. Dazu könnte unter Umständen

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