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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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lange, denn sie sind ausgesprochen dumm.«
    Suvaïdar folgte mit ihrem Blick einer Geste des Mannes und entdeckte mehrere Cormarou-Pflanzen, kleine Sträucher in einer wundervollen dunkelblauen Farbe. Ihr Saft war giftig, und während der Trockenzeit produzierten sie eine große Menge Sporen, die für das Auge unsichtbar waren. Kam die Haut mit diesen Sporen in Berührung, lösten sie ein unangenehmes Ekzem aus.Aus diesem Grund rissen die Ta-Shimoda selbst die winzigsten Triebe dieser Pflanze heraus. Sie zogen es vor, in den Dschungel zu gehen und dort die ausgewachsenen Pflanzen abzuernten, anstatt sie in der Hochebene wachsen zu lassen und sich der Gefahr auszusetzen, im Sommer mit ihnen in Kontakt zu kommen. Das sehr harte Holz der Pflanzen konnte man für Tischlerarbeiten verwenden.
    »Wie kommen sie hierher?«, fragte Suvaïdar erstaunt. »Von irgendwelchen Samen, die der Wind hierhergetragen hat? Aber hier stehen mindestens zehn, und es sind ausgewachsene Pflanzen. Warum hat niemand die Triebe herausgerissen?«
    »Wir, die Asix, haben sie gepflanzt«, antwortete der Mann. »Wir haben die Jungen damit beauftragt, nachdem man sie in der Hochebene entdeckt hatte. Erst letztes Jahr haben wir damit begonnen, und ich glaube nicht, dass die Sitabeh schon begriffen haben, dass sie sich wegen dieser Pflanzen während der ganzen letzten Trockenzeit kratzen mussten. Sie finden die Pflanzen wunderschön, sodass sie schon für den kleinsten Trieb gut bezahlen.«
    Suvaïdar lachte und zog sogleich den erzürnten Blick eines vorbeigehenden Shiro mit verhülltem Gesicht auf sich. Rasch versuchte sie, einen gleichgültigen Ausdruck aufzusetzen, indem sie an etwas Unangenehmes dachte. Und das war nicht schwer, denn daran mangelte es nicht. Es reichte schon, sich die Aussichten für ihre Zukunft vor Augen zu führen.
    Sie durchquerten das Viertel der Asix mit seinen schmalen, verwinkelten Gassen und den niedrigen Häusern, die nur eine Etage hatten. Dazwischen standen Hütten. Sie gingen über die Brücke und gelangten nach Gaia, das ihnen mit seinen Obstbäumen, den vielen Kanälen und seinen schattenspendenden Ufern frisch und freundlich wirkte. Eine bunte Menschenmenge war auf der Straße unterwegs: Shiro mit unbedecktem Gesicht und ohne Mantel, sowie bunt gekleidete Asix. Unter den Jüngsten waren einige, die mit Ketten aus Samenkörnern und Muschelschalen geschmückt waren. Kinder beider Rassen beeilten sich, zur Schule zu kommen.
    Die Gruppe trennte sich. Tichaeris ging mit zwei Männern aus der Besatzung, die ihre Einladung angenommen hatten, in Richtung Akademie. Suvaïdar und Oda schlugen den Weg zum Haus des Clans ein, ein großer Bau im nordöstlichen Sektor der Stadt.
    Das zentrale Gebäude war nach dem typischen Schema aufgeteilt: Zwischen den gemeinsamen Räumen und den Schlaftrakten reihten sich Innenhöfe mit Obstbäumen und Gärten, die man eigentlich »Gemüsegärten« nennen sollte, weil hier essbare Pflanzen gediehen. Rundherum gab es diverse Nebengebäude: Vorratsräume, die Häuser der Pflegemütter und die provisorischen Hütten der Asix. Sie hatten diese Hütten selbst gebaut, weil sie ein unabhängigeres Leben mit weniger Protokoll führen wollten als das, was sich im großen Steinhaus abspielte. Den Shiro war das nicht erlaubt.
    Die Tür war offen, wie überall auf dem Planeten, abgesehen von Niasau. Sie betraten das Haus und durchquerten die für die Jugendlichen reservierten Schlafräume, die sich nahe des Eingangs befanden, damit Besucher ein- und ausgehen konnten, ohne die Erwachsenen zu stören. Dann ging es weiter zu den zentralen Räumen, in denen die Alten des Clans lebten. Der Saz-Adaï konnte die Ankunft des Raumschiffes nicht entgangen sein. Sie würde bereits ungeduldig nach ihnen Ausschau halten.
    Sie setzten sich auf die Matte im Vorzimmer, wie es sich gehörte. Da sich weitere Mitglieder des Clans dort aufhielten, schwiegen sie. Schließlich wurde Suvaïdar aufgerufen. Gemeinsam mit Oda trat sie ein und grüßte mit einer tiefen Verbeugung. Man forderte die beiden nicht auf, Platz zu nehmen; es gab auch keine Kissen, die für Besucher vorgesehen waren. Also ließen sie sich auf den Knien nieder, Suvaïdar als ältere Schwester ein Stück weiter vorn.
    Die schwarzen Augen der alten Dame fixierten sie ohne jeglichen Ausdruck.
    »Ihn habe ich nicht gebeten, einzutreten«, sagte sie schließlich und wies in Odas Richtung. »Offenbar übernimmst du gerade die schlechten Gewohnheiten deiner

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