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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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nahm begeistert an den Spielen teil. Eine junge Tagaki sagte ihm, auch wenn er durch und durch Außenweltler sei, verhielte er sich wie ein Sei-Nin, ein menschliches Wesen. Er bedankte sich herzlich für das Kompliment und stellte sich die ganze Zeit vor, wie die Familie des Botschafters darüber denken würde.
    Nach dem Essen gab er der Alten die Geschenke, die er mitgebracht hatte: Dosen mit Fisch und eingemachtes Obst in Sirup, das von den verschiedensten Planeten stammte, auf denen das Raumschiff seit seinem letzten Besuch Station gemacht hatte. Die Geschenke wurden dankbar entgegengenommen. Damit konnte sie in der nächsten Trockenzeit etwas Abwechslung auf den Speiseplan bringen. Die Pakete gingen von Hand zu Hand. Man versuchte, die Etiketten zu entziffern, um herauszubekommen, was darin war.
    N’Tari hatte noch ein weiteres Geschenk: ein Paket mit Gemüse- und Obstbaumsaat, die auf Ta-Shima unbekannt waren. Diese wurden genauestens untersucht; dann verfügte die Alte, vor der Aussaat die Jestaks um Erlaubnis zu bitten. Alle stimmten gewissenhaft zu. Doch die schlichte Tatsache, dass die Shiro ins Spiel gebracht worden waren, versetzte dem munteren Treiben einen Dämpfer. N’Tari fragte gar nicht erst, warum für die Aussaat die Genehmigung der Jestaks erforderlich sei. Er hatte irgendwann begriffen, dass man sich über nichts wundern durfte, wenn es um die Shiro ging.
    Es wurde Nacht, und die ganz Kleinen machten sich auf die Suche nach Öllampen, um sie an die Wände zu hängen und anzuzünden. Die Alte erinnerte sich, dass in der kleinen Tonne noch eine Bierreserve war. Irgendjemand holte ein Schachspiel mit vier Ebenen, und man eröffnete eine Partie mit zwei Spielern vor einer interessierten und nahezu schweigsamen Zuschauergruppe.
    Der Kommandant bewegte seine Zehen in den Sandalen aus Daïbanfaser, die Nim für ihn geflochten hatte. Er trug ein Kleidungsstück Arins – eine Hose, die ihm kaum bis zu den Knien reichte –, fühlte sich aber wohl in der Kleidung der Ta-Shimoda. Er betrachtete das warme, tanzende Licht der Papierlampen, das sich auf der Haut der Asix spiegelte, und schaute auf seinen Sohn: Arin hielt ihn zärtlich in seinen riesigen Händen und grinste ihn breit an.
    In einer industrialisierten Welt hätte Arin, ein Achtjähriger imKörper eines Erwachsenen, in einer Anstalt leben müssen. Dort wäre die schwache Glut seiner geringen Intelligenz ganz ausgelöscht worden. Hier aber konnte er sich dank des Clansystems nützlich machen und einfache Arbeiten erledigen oder sich mit den kleinen Kindern beschäftigen. Das kostete ihn zwar sein gesamtes Konzentrationsvermögen, aber er fühlte sich wichtig. Arin würde diese Nacht auf das Baby aufpassen, sodass Nim Zeit hatte, ihn, N’tari, herzlich zu empfangen. Auf dem Raumschiff war ein Zusammensein nur auf förmliche Art und Weise möglich gewesen. Er betrachtete heimlich das runde Gesicht Nims, die neben ihm saß. Es zeigte einen naiven Ausdruck und sah ihrer großen Asix-Augen wegen fast ein wenig kindlich aus. Wer die Asix nicht kannte, konnte auf den Gedanken kommen, sie für infantil zu halten.
    Auch N’Tari hatte sich dazu hinreißen lassen – bis irgendwann einmal sein Erster Offizier nach einer lautstarken Diskussion beschlossen hatte, seine Kündigung einzureichen und in Oderissan von Bord zu gehen. N’tari hatte daraufhin vergeblich versucht, jemand anderen zu engagieren.
    Den Kopf zwischen den Händen, saß er wenig später auf seinem Kommandantenposten und fragte sich, ob er auf die Reise verzichten und eine Strafe zahlen müsse, die ihn ruinieren würde, oder ob er riskieren sollte, allein abzufliegen, ohne einen fähigen Mitstreiter, der ihn beim Steuern ablösen könnte, als eine Frau eintrat, die er nur unter dem Namen Tagaki kannte. Sie brachte ihm eine Tasse Kaffee.
    »Ich kann es machen«, sagte sie.
    »Was?«, hatte N’Tari gefragt.
    »Den Ersten Offizier ersetzen. Nicht beim Start und nicht bei der Landung, aber während des Fluges. Ich kann abschätzen, ob alles in Ordnung ist, oder ob es Probleme gibt. Und wenn es ein Problem gibt, rufe ich dich.«
    »Und woher kannst du das? Hast du in deiner Stadt einen Pilotenkurs gemacht?«
    N’tari hatte seinen ironischen Tonfall rasch bereuen müssen. Denn ohne beleidigt zu wirken oder die Ruhe zu verlieren, hatteihm das junge Mädchen ein Gerät nach dem anderen aufgezählt und erklärt, wozu es diente.
    »Wo hast du das alles gelernt?«, fragte er perplex.
    »Ich habe

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