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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Impfstoffe gerade mal ein Jahr lang verwendet werden können?«
    »Ich weiß nur«, antwortete Suvaïdar, »dass die Jestaks die Krankheit unter Kontrolle haben. Einzelheiten kenne ich nicht. Soviel ich weiß, sind nicht alle Ärztinnen des Lebenshauses auf dem Laufenden. Du musst die Alte fragen, sie weiß sicher Bescheid.«
    »Wen versuchst du zu schützen? Kilara Jestak, nicht wahr? Ich glaube, ihr seid gute Freunde. – Sergi!«
    »Meine Dame?«, fragte der Berater, der, wie das Protokoll es verlangte, ein paar Schritte entfernt kniete und den Eindruck erweckte, als würde er dem Gespräch nicht folgen.
    »Lass sofort Kilara Jestak rufen.«
    Suvaïdar wartete, dass die Sadaï sie entlassen würde, doch Fior beugte von Neuem den Kopf über das Heft, das vor ihr lag, und nahm ihre Lektüre wieder auf, ohne sich um Suvaïdar zu kümmern, die wie auf glühenden Kohlen saß. Nach einigen Minuten bat Suvaïdar um Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen, bekam als Antwort aber nur eine spröde Absage.
    »Ich kann mir vorstellen, dass du die Absicht hast, ins Lebenshaus zu eilen, um den lästigen Fragen zu entfliehen, die ich stellen werde. Auf diese Weise hättet ihr eure Antworten absprechen können. Bleib hier und sag kein Wort, wenn ich mit der Jestak spreche, verstanden?«
    »Ja, meine Dame.«
    Also hüllte Suvaïdar sich in Schweigen, als die Sadaï Kilara befragte. Diese musste ihr ganz genau die Situation erklären. Während sie dies tat, schleuderte sie Suvaïdar – überzeugt, sie hätte ihr Geheimnis ausgeplaudert – wutentbrannte Blicke entgegen.
    Kilara versuchte sich aus der Schlinge zu ziehen, indem sie sich hinter dem wissenschaftlichen Jargon verschanzte. Doch schnell wurde klar, dass die neue Sadaï sich mit ausweichenden Antworten nicht zufriedengeben würde. Schließlich gab Kilara zu:
    »Das Fieber von Gaia existiert nicht, meine Dame. Die Universität von Estia bewahrt seit Jahrhunderten von allen menschlichen Welten verschiedene virale Stämme auf, um möglichst schnell einen Impfstoff entwickeln zu können, sollte eine Krankheit aus einer Laune der Geschichte heraus wieder ausbrechen. Der Grund dafür könnte ein ungeahntes virales Reservoir in irgendeiner verlorenen Ecke eines weit entfernten Planten sein. Mit Hilfe eines restriktiven Enzyms haben wir das genetische Material entnommen und auf den Ebola-Virus übertragen. Das ist der Träger einer sehr seltenen Krankheit, der bereits in der Ära vor der Raumfahrt verschwunden ist. Dank der Mutationen, die wir induziert haben, verhindern die sekundären Symptome die Identifikation. Um weitere Sicherheit zu erhalten, haben wir einen selbstbegrenzenden Faktor zugefügt, der es den Viren unmöglich macht, sich nach einer gewissen Zahl an Generationen selbst zu reproduzieren.«
    »Versuchst du mir etwas zu erklären, oder willst du mich in Verwirrung stürzen?«
    »Ay, meine Dame, bitte entschuldige. Ich werde versuchen, mich einfacher auszudrücken. Wir haben mit einer Art Schere gewisse Merkmale pathogener Keime abgetrennt. Diese haben wir dann in das Virus transferiert, und zwar so, dass die Identifikation schwierig wird. Für den Fall, dass das Virus uns entwischen und auf einem anderen Planeten landen sollte, haben wir dafür gesorgt, dass es sich nicht endlos reproduzieren kann. Nachdem es sich in einer natürlichen Umgebung verbreitet hat – das dauert ein bis zwei Wochen –, verliert es an Kraft und löst sich schließlich selbst auf. Natürlich impfen wir unsere Leute gleich nach der Geburt. Es stimmt also nicht, dass es sich um einen mutierten Stamm handelt, wir reproduzieren ihn im Labor. Der Basisstamm ist immer absolut identisch und unter Kontrolle. Das Einzige, was sich ändert, sind die Charakteristika der anderen Viren, die wir jedes Mal auf den Basiskeim transferieren, um die Forscher aus anderen Welten in die Irre zu führen.«
    Sie warf Suvaïdar einen letzten wütenden Blick zu; dann richtete sie ihre Augen auf das steinerne Gesicht vor ihr. Wahrscheinlich würde Fior Sadaï ihr jetzt den Befehl geben, unverzüglich das Shiro-Privileg in Anspruch zu nehmen. Fior blieb jedoch gefasst und betrachtete Kilara und Suvaïdar mit ausdruckslosen Augen, die an Brunnen mit schwarzem Wasser erinnerten. Schließlich sagte sie leise: »Ihr könnt gehen. Es wird keine weiteren Epidemien ohne meine Erlaubnis geben. Huang, du wirst weiterhin die Botschaft besuchen und mich sofort persönlich unterrichten, wenn es deiner Meinung nach etwas

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