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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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der drei Monde« erreichte. Sie war geschwächt und starb fast vor Hunger. Sie wurde von den Asix auf die übliche Art empfangen, obwohl sie sich als mittellose Reisende vorstellte und nicht als Sendbotin des angesehenen Jestak-Clans. Sie wusch sich, legte die trockenen Kleider an, die die Alte, die den Hof leitete, ihr zur Verfügung gestellt hatte. Dann aß sie eine solch große Menge heiße, herzhafte Gemüsesuppe mit Brot und Käse, dass sie Angst bekam, ihre Gastgeber müssten die nächsten beiden Tage fasten. Allmählich fühlte sie sich besser und war in der Lage, den lächelnden Asix ihr Fragen zu beantworten. Auf dem Hof wohnten siebenundzwanzig von ihnen, wenn man die älteren Kinder mitzählte, die einer Arbeit nachgingen oder die Schule besuchten.
    Suvaïdar zögerte kurz, dann stellte sie sich vor. Sie war auf einem einsamen Hof mitten in der Hochebene, wer könnte sie schon bis hier verfolgt haben? Nachdem sie ihren Namen ausgesprochen hatte, sprangen zwei der anwesenden Frauen auf.
    »Du bist gekommen, um dir den Jungen zurückzuholen, Shiro Adaï?«, fragte eine von ihnen mit weit aufgerissenen Augen.
    »Nein, keine Sorge«, versicherte Suvaïdar. »Warum sollte ich ihn zurückholen?«
    Sie warf einen Blick auf die anwesenden Erwachsenen und erkannte sofort den halben Shiro. Nicht nur, weil er sie so aufmerksam betrachtete, sondern weil er anders war: Sein Knochenbau war feiner, die Haut ein bisschen haarloser. Er näherte sich ihr ohne eine Spur von Schüchternheit und verbeugte sich tief vor ihr, wobei er sie »Saz Shiro Adaï« und »ehrwürdige Shiro-Mutter« nannte – mit einer Vertrautheit, die kein heranwachsender Shiro-Jugendlicher sich erlaubt hätte. Die anderen machten Platz, damit er sich neben sie setzen konnte.
    »Er ist ein guter Junge«, sagte die Frau, die kurz zuvor mit Suvaïdar gesprochen hatte. Die andere Frau stimmte zu. »Er istgut in der Schule. Der Clan will ihn an der Universität Landwirtschaft studieren lassen. Dabei habe ich nicht einmal die Schule abgeschlossen, und meine Schwester war eine noch schlechtere Schülerin als ich.«
    Sie verpasste ihrer Nachbarin einen kleinen Stoß mit dem Ellenbogen, worauf diese lachte.
    »Von wem ist der Junge?«, fragte Suvaïdar und blickte beide an.
    »Er ist unser Sohn«, antworteten sie im Chor.
    »Der Vater ist gestorben, Shiro Adaï«, schritt die Alte ein. »Gleich nach den Orkanstürmen vor acht oder neun Trockenzeiten hat Sturzbach ihn mit sich gerissen.«
    Suvaïdar entgegnete: »Ich habe einen Unfall gehabt und würde eure Gastfreundschaft gern ein paar Tage in Anspruch nehmen. Und es wäre besser, wenn niemand weiß, dass ich hier bin.«
    »Fühlst du dich in Gefahr, Saz Shiro Adaï?«, fragte Suvauan.
    Suvaïdar erzählte, was geschehen war. Sie brauchte einfach einen Gesprächspartner, jemanden, der ihr sagen konnte, ob ihre Schlussfolgerungen logisch waren, oder ob sie das Opfer einer Paranoia war.
    Als sie geendet hatte, wartete sie und blickte in die runden Gesichter um sie herum. Ganz gegen ihre Gewohnheit lächelten die Asix nicht. Suvaïdar hoffte, dass einer von ihnen eine ganz banale Erklärung dafür haben würde, an die sie bis dahin nicht gedacht hatte. Wie auch immer, die Asix blieben ernst.
    »Ein Shiro hat dich von hinten angegriffen, das liegt auf der Hand«, meinte eine der Mütter von Suvauan.
    »Ruh dich ein paar Tage aus, das hast du bitter nötig«, schlug die Alte des Hauses vor. »Danach wird dich unser halber Shiro mit einem Pferd nach Nova Estia begleiten. Von dort kannst du den Pendelverkehr nehmen. Niemand wird erfahren, wo du bist, das verspreche ich dir. Auf jeden Fall wird niemand davon erfahren, bevor du nicht das Haus verlassen hast.« Sie blickte in die Runde. »Habt ihr mich verstanden? Ein Wort zu viel könnte diese Dame in Gefahr bringen. Was ich gesagt habe, gilt für euch alle, auch für die Kinder. Solange unsere ehrenwerte Besucherin unter uns weilt, wird niemand zu den anderen Höfen gehen, um dort ein bisschen zu plaudern. Ist das klar?«
    Alle Kinder verbeugten sich artig. Ein kleines Mädchen, das etwas kühner war als die anderen, merkte an:
    »Wir werden auf keinen Fall aus dem Haus gehen, Alte, selbst wenn du es uns nicht verboten hast. Eine Shiro-Dame zu sehen ist viel interessanter, als zum Spielen auf die anderen Höfe zu gehen.«
    »Und ihren Duft riechen zu dürfen!«, fügte ein junger Mann schwärmerisch hinzu, worauf die verlegenen Erwachsenen ihm eine Rüge wegen

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