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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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Schule gehst?”
    “Mama hat in Louisiana zu tun. Ich schätze, sie wird ein paar Tage weg sein. Und wegen der Schule – es ist mir egal, was die Leute denken. Nächste Woche fangen sowieso die Herbstferien an, danach gehe ich wieder. Glaub mir, dass ich ein paar Tage Unterricht verpasse, wird Mamas geringste Sorge sein.”
    “Was meinst du damit?”
    Leslie Anne stöhnte, schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. “Gar nichts. Nur, dass sie viel um die Ohren hat. Das ist alles.”
    Eustacia sah Leslie Anne skeptisch an und sagte dann: “Diese Ms. Evans wollte von mir wissen, wann du wach bist. Sie kam um sieben Uhr runter zum Frühstück, und seitdem hat sie x-Mal nach dir geschaut. Was macht sie überhaupt hier? Dein Großvater wollte mir nichts Genaues sagen und deine Tante auch nicht, als ich sie fragte.”
    “Sie ist mein Wachhund.” Leslie Anne lächelte die alte Köchin an. Sie liebte Eustacia, die in jeder Hinsicht zur Familie gehörte, genauso wie Hal. “Lucie ist hier, damit ich nicht wieder abhaue, während Mama weg ist.”
    “Wenn das so ist, werde ich besonders nett zu ihr sein.” Und damit drehte sich Eustacia um und watschelte auf ihren kleinen, dicken Beinen aus dem Zimmer.
    Leslie Anne ging hinüber zum Tisch, hob das weiße Leinentuch, das über das Tablett gebreitet war und inspizierte ihr Frühstück. Eine Schüssel ihrer Lieblingsfrühstücksflocken, Sugar Pops. Eine Tasse fettarme Milch. Ein Glas frisch gepresster Orangensaft. Zwei Scheiben Toast mit Zimt. Silbernes Besteck, eine Leinenserviette und –
was ist das?
    Leslie Anne ließ das weiße Tuch auf den Boden fallen und betrachtete das zusammengefaltete Stück Papier, das auf ihrer Serviette lag. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Warum hatte sie solche Angst? Es war nur ein Stück Papier! Bevor sie es sich noch einmal anders überlegte, griff sie nach dem Zettel. Sie hielt ihn ein paar Sekunden fest, dann nahm sie all ihren Mut zusammen und las ihn.
    Plötzlich wurde ihr übel. Ihre Hand begann zu zittern, aber sie hielt den Zettel fest und starrte weiter auf die Fotomontage, die darauf abgebildet war. Das war ein Foto von ihr, das im
Fairport Journal
gewesen war, der Lokalzeitung, die einmal pro Woche erschien. Zu Beginn des Schuljahrs war sie zur Jahrgangssprecherin der Mittelstufe gewählt worden, und ihr Foto und das der anderen Stufensprecher waren in der Zeitung abgedruckt worden, zusammen mit ein paar Zeilen. Das andere Bild in der Fotomontage stammte aus einer texanischen Zeitung und zeigte Eddie Jay Nealy an dem Tag, an dem er wegen Mordes verhaftet wurde.
    Über der Fotomontage stand, mit dem Computer geschrieben:
    Wer ist dein Vater, kleines Mädchen?
    Sie hatte sich die Stimme also doch nicht eingebildet. Sie war real gewesen. Jemand musste in ihrem Zimmer gewesen sein und es ihr zugeflüstert haben. Und dieser Jemand hatte auch diese Botschaft auf ihr Frühstückstablett geschmuggelt. Ohne lange nachzudenken, zerriss Leslie Anne das Foto in kleine Stücke und warf sie auf den Boden.
    Es klopfte laut an der Tür. Sie erschrak.
    “Darf ich reinkommen?”, fragte Lucie Evans.
    “Ja, einen Moment.”
    Sollte sie Lucie von der Stimme und dem Foto erzählen oder nicht? Leslie Anne betrachtete ihr Werk. Verdammt, sie hatte den Beweis zerrissen. Aber was machte das schon aus? Sie musste Lucie nicht das Bild zeigen oder sie fragen, was es zu bedeuten hatte. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass die Person, die sie aus dem Schlaf geschreckt und ihr das Foto auf ihr Frühstückstablett gelegt hatte, sich im Haus befand. Es war einer der Besucher. Jemand, dem die Familie vertraute.
    Oh Gott! Wenn es jemand aus der Familie war …
    Wenn nur Dante hier wäre! Ihm würde sie erzählen, was passiert war, und er würde sofort wissen, was zu tun war. Außer ihm vertraute sie niemandem, nicht einmal Lucie. Am besten war, sie würde selbst ein bisschen nachforschen, und wenn ihre Mutter und Dante zurückkämen, könnte sie ihnen vielleicht schon ein paar Beweise präsentieren. Vielleicht sollte sie sie aber auch anrufen und ihnen sagen, es wäre zwecklos, in Louisiana nach der Person zu suchen, die ihr den Brief geschickt hatte. Denn er oder sie war hier, auf Leslie Plantation. Und zwar in diesem Moment.
    Nein, das kann ich nicht machen. Noch nicht. Mama braucht die Zeit allein mit Dante, damit die beiden erkennen, wie perfekt sie zusammenpassen.
    Gut, vielleicht war es Blödsinn, sich Dante als Stiefvater zu

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