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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schätze, Sie möchten sich den Tatort auch mal vornehmen«, sagte sie ohne jede Ironie. Lis richtige Vorhersage im Fall Jerry Tang und sein überraschendes Erscheinen vor der Wohnung der Wus hatten die Glaubwürdigkeit seiner Ermittlungsmethoden gefestigt.
    »Was denken Sie, was ich hier gerade mache, Hongse? Ich laufe das Gitter ab.«
    Sie lachte.
    » Loaban und ich haben uns letzte Nacht unterhalten. Er hat mir von diesem Verfahren erzählt. Ich allerdings laufe das Gitter nur in Gedanken ab.«
    Ähnlich wie Rhyme, dachte Sachs. »Haben Sie schon was gefunden?«
    »Oh, jede Menge, würde ich sagen.«
    Sie wandte sich wieder den greifbareren Beweisen zu, füllte die Registrierkarten aus und verpackte alles für den Transport.
    Ihr Blick fiel auf eine Ecke des Raums, in der ein kleiner Altar mit den Statuen mehrerer chinesischer Götter stand. Die Worte der Nachbarin kamen ihr in den Sinn.
    Bei denen gehört Feuerwerk zur Religion. Es soll die Drachen verscheuchen.
    Oder vielleicht auch Geister.
     
     
    ...Dreiunddreißig
    Dutzende von blinkenden Lichtern umgaben das Hochhaus. Der Geist drehte sich um und warf einen Blick zurück. Yusuf, der schweigsame Türke, saß am Steuer. Der Verlust eines weiteren Kameraden hatte ihn ziemlich mitgenommen und wütend gemacht, aber er fuhr ruhig und achtete darauf, mit dem gestohlenen Ford Windstar keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Nachdem der alte Mann sich umgebracht hatte, ohne vorher den Mund aufzumachen (und ohne etwas Brauchbares in den Taschen), war der Geist über die Treppe nach unten gelaufen. Als er den Parkplatz erreichte, hörte er bereits die Sirenen vor dem Haus.
    Es konnte nicht allein an den Schüssen gelegen haben, denn die Polizei war viel zu schnell eingetroffen. Sie hatten gewusst, wo er sich aufhielt. Woher? Beiläufig musterte er die Fußgänger auf den morgendlichen Straßen und dachte angestrengt nach. Die Wohnung ließ sich auf keinerlei Weise mit ihm in Verbindung bringen. Am Ende kam er zu dem Ergebnis, dass man ihn vermutlich anhand seiner Telefonate mit dem Uigurenzentrum in Queens aufgespürt hatte. Dadurch war die Polizei auf die Nummer seines Mobiltelefons gestoßen und in der Lage gewesen, es anzupeilen. Wahrscheinlich gab es noch weitere Spuren; nach allem, was er über diesen Lincoln Rhyme erfahren hatte, war der Mann durchaus fähig, entsprechende Schlüsse zu ziehen - ihn beunruhigte lediglich, dass man ihn nicht vor dem Eintreffen der Polizei gewarnt hatte. Seine guanxi waren wohl doch nicht so gut wie er glaubte.
    Yusuf sagte etwas in seiner Muttersprache. »Wiederhol das«, befahl der Geist auf Englisch.
    »Wohin fahren wir?«
    Der Geist hatte mehrere Schlupfwinkel in der Stadt, aber nur einer davon lag in der Nähe. Er nannte dem Fahrer die ungefähre Richtung. Dann gab er ihm fünftausend in Grün. »Besorg uns weitere Leute. Kriegst du das hin?«
    Yusuf zögerte.
    »Es tut mir Leid wegen deiner Freunde«, sagte der Geist und verbarg die Verachtung, die er empfand, hinter so viel geheucheltem Mitgefühl wie nur möglich. »Aber sie waren unvorsichtig. Du bist nicht leichtsinnig. Ich brauche deine Hilfe. Es sind weitere zehntausend für dich drin. Bar auf die Hand. Du musst es mit niemandem teilen.«
    Yusuf nickte.
    »Okay, treib jemanden auf. Aber nicht aus dem Uigurenzentrum. Geh nicht dorthin zurück. Die Polizei wird es beobachten. Und besorg dir ein anderes Mobiltelefon. Ruf mich auf meinem an, und gib mir die Nummer durch.« Er nannte ihm die Nummer seines neuen Telefons, das er mit einem Bündel Geldscheine vor Verlassen der Wohnung eingesteckt hatte.
    »Lass mich da vorn an der Ecke raus.«
    Der Türke hielt auf der Canal Street, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie gestern beinahe die Wus umgelegt hätten. Der Schlangenkopf stieg aus, beugte sich in den Wagen, ließ den Türken alle Anweisungen auf Englisch wiederholen und vergewisserte sich, dass der Mann sich die neue Telefonnummer korrekt eingeprägt hatte.
    Der Wagen fuhr los.
    Der Geist streckte sich und schaute einer jungen Chinesin mit enger Bluse und kurzem Rock hinterher, deren unglaublich hohe Absätze sie zu kurzen Trippelschritten nötigten.
    Sie verschwand in der Menge. Nicht nur er sah ihr nach, aber er war vermutlich der Einzige, der sich vorstellte, ihr große Schmerzen zuzufügen, bevor er es ihr besorgte.
    Er brach in die entgegengesetzte Richtung auf und folgte der hektischen Canal Street. Sein anderes Versteck lag ein ganzes Stück entfernt - knapp

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