Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
durchzuführen.
Pommerenke war gerade nach einer fünftägigen Haftstrafe wegen illegalen Grenzübertrittes von den Schweizer Behörden nach Deutschland überstellt worden, als er in Singen am Hohentwiel in den frühen Morgenstunden Annemarie Kleiner beobachte, wie sie nach einem nächtlichen Bummel in ihr Elternhaus zurückkehrte. Er folgte ihr bis zum Haus, verschaffte sich dort einen Überblick und entfernte sich anschließend.
Eine Stunde später kam er wieder, drang über ein angelehntes Fenster in das Haus ein und begab sich in das Zimmer der jungen Frau, die fest auf einem Sofa schlief. Pommerenke wollte sein Opfer töten und sich anschließend an der Leiche vergehen. Als er jedoch das Licht im Zimmer anschaltete, um danach die Schlafende sofort in den Würgegriff zu nehmen, wachte Annemarie Kleiner auf und fing an, sich zu wehren und zu schreien. Der Mörder drückte ihr mit aller Kraft den Hals zu. Aber letztlich rettete der Frau ein glücklicher Umstand das Leben. Denn beim Würgevorgang kniete Pommerenke nämlich auf der Couch neben seinem Opfer. Durch die heftige Gegenwehr der Frau rutschte er ab und fiel zu Boden. Diese Gelegenheit nutzte Annemarie Kleiner, um nochmals aus Leibeskräften zu schreien. Der Mörder befürchtete nun, von Hausmitbewohnern entdeckt zu werden, und flüchtete.
Die Würgemale am Hals des Opfers waren noch Monate nach der Tat zu sehen.
Durch den Misserfolg in keiner Weise abgeschreckt, beging Pommerenke nur zwei Tage später seinen dritten Mord. Am 31. Mai 1959 reiste er mit dem Zug nach Wiesbaden und Frankfurt. In beiden Städten besuchte er mehrere Kinovorstellungen. Wie schon oftmals zuvor, wurde er durch verschiedene Filmszenen in höchstem Maße sexuell erregt. Diese Szenen waren jedoch keineswegs über das Normalmaß hinaus sexistisch gestaltet. Vielmehr verhielt es sich so, dass bei Pommerenke schon während einer harmlosen Liebesszene eine sexuelle Erregung einsetzte, die er kaum oder gar nicht mehr unterdrücken konnte und auch nicht wollte.
Etwa gegen 23.30 Uhr desselben Tages begab er sich zum Frankfurter Bahnhof. Auf den Fahrplänen sah er, dass wenige Minuten später der Alpensee-Express einlaufen musste. Immer noch in höchster sexueller Erregung, wollte der Mörder noch in dieser Nacht seine unbändige Gier befriedigen. Er fasste spontan den Entschluss, in diesen Zug zu steigen, um sich darin ein geeignetes Opfer zu suchen.
Während der Fahrt überkam Pommerenke ein mulmiges Gefühl. Mehrfach ging er durch die Abteile. Dabei überfiel ihn die Einbildung, beobachtet zu werden, was jedoch nicht der Fall war. Aus diesem Grund verließ er in Heidelberg den Zug und bestieg kurz darauf einen Ferien-Sonderzug, der Richtung Schweiz fuhr.
Wieder durchstreifte er die Abteile, wobei er auf einer Liegebank Sophia Rille entdeckte. Die 21-jährige Frau schlief ganz allein in dem Abteil. Eine Zeit lang beobachtete Pommerenke das Abteil, bis er es schließlich betrat und sich ebenfalls auf eine Bank legte. Er tat, als ob er schlafen würde, hatte aber sein Opfer ständig im Auge. Als Sophia Rille irgendwann erwachte und aufstand, um zur Toilette zu gehen, folgte ihr Pommerenke. Dabei fasste er den Entschluss, die junge Frau zu töten, um sich danach an der Leiche sexuell zu vergehen. Er kam auf die Idee, Sophia Rille aus dem Zug zu stoßen. Die Tatsache, dass sie austreten musste, verstärkte bei dem Mörder die sexuelle Erregung.
Während die Frau auf der Toilette war, öffnete Pommerenke die in unmittelbarer Nähe befindliche linke Wagentür einen Spalt breit und schraubte zwei Birnen der Deckbeleuchtung heraus. Als Sophia Rille die Toilette verließ, um zu ihrem Abteil zurückzukehren, stellte sich der Mörder in Position. Durch die fehlende Beleuchtung nahm Sophia Rille ihn erst wahr, als es schon zu spät war. Der Zug fuhr zu diesem Zeitpunkt mit einer Geschwindigkeit von zirka 120 Stundenkilometern. Er befand sich kurz vor Ebringen bei Freiburg, wo er jedoch als Sonderzug nicht hielt.
Die Frau wunderte sich noch, warum die Tür nicht richtig geschlossen war, als sie auch schon einen heftigen Stoß von der Seite bekam. Ohne die geringste Chance zur Gegenwehr stürzte sie gegen die angelehnte Tür, stieß diese durch ihr Körpergewicht und durch die Wucht des von Pommerenke erhaltenen Stoßes auf. Mit einem kurzen, schrillen Schrei verschwand sie in der Dunkelheit.
Hastig, jedoch ohne aufzufallen, begab sich der Mörder zwei Abteile weiter, wo er unbemerkt die
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