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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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das ganze Gebäude anzubieten schien.

50 Sycharth
    Sie saß in dem grauen Drehstuhl und versuchte, nicht an Zigaretten zu denken.
    «Erinnern Sie sich, wann Sie zuletzt im Meisterhaus waren, Mr. Gwilym?»
    Er zögerte nicht und nickte resigniert.
    «Ja, ich muss leider sagen, ich erinnere mich.»
    «Wann war das?»
    «Oh … das ist sicher mehr als dreißig Jahre her. Ich war ein junger Mann. Ich war zusammen mit anderen Jugendlichen aus der Gegend zu einer Party eingeladen worden – einer Art Party, zu der ich heute
nicht
mehr gehen würde, aber ich vermute, dass Sie, in Ihrer noch nicht ganz so weit zurückliegenden Jugend, auch …?»
    Gwilym sagte, das Meisterhaus sei von den Newtons an eine Gruppe von Leuten vermietet worden, die Geld übrig hatten, Drogen nahmen und deren Verhalten von … einer gewissen Hemmungslosigkeit zeugte. Er vermutete, dass sie als Kinder vom Lande fasziniert und geschmeichelt gewesen waren, eingeladen zu werden, und fast erwarteten, dort auf Berühmtheiten zu treffen.
    Merrily sagte: «Und damit meinen Sie sich und …?»
    «Vor allem junge Frauen – vielleicht ein weiterer Grund, warum ich so dringend hinwollte.»
    «Sie erinnern sich nicht zufällig an ihre Namen?»
    Erinnern Sie sich an das schwarze Mädchen?
    Minimales Kopfschütteln. Sinnlos, zu diesem Zeitpunkt danach zu fragen.
    «Und was ist bei der Party passiert?»
    «Mir wurde Cannabis angeboten, und ich habe mich verpflichtet gefühlt mitzumachen. Und offensichtlich hat es gewirkt, denn ich erinnere mich an sehr wenig von dem, was danach passiert ist.»
    «Wie schade.»
    «Allerdings weiß ich noch, dass gegen Mitternacht jemand vorschlug, wir sollten – wegen der Atmosphäre des alten Hauses bei Kerzenlicht – eine Art Séance abhalten. Um mit den Toten Kontakt aufzunehmen.»
    «Zu welchem Zweck?»
    «Ich bezweifle, dass es darauf eine logische Antwort gibt.»
    «Eine
Art
Séance?»
    «Ein paar Leute waren ziemlich aufgeregt, als sie mitbekamen, dass mehrere Generationen meiner Familie in dem Haus gelebt hatten. Und dann hat jemand gesagt, es sei sicher interessant für mich, mit meinen Vorfahren in Kontakt zu treten.»
    «Was dachten Sie darüber?»
    «Ich war wohl kaum in der Position – oder vermutlich eher, nicht in der Lage –, nein zu sagen.»
    «Und wie haben die das gemacht?»
    «Das verschwimmt in meiner Erinnerung alles, tut mir leid, Mrs. Watkins.»
    «Mit einem Ouijabrett?»
    «Sie meinen Buchstaben und umgedrehte Gläser? Kann ich mich nicht dran erinnern.»
    «Erinnern Sie sich noch, welchen Ihrer Vorfahren sie anrufen wollten?»
    «Ich vermute, ihnen wäre jeder mehr als recht gewesen. Warum? Denken Sie, wir haben vielleicht etwas heraufbeschworen, das immer noch in dem Haus … umgeht?»
    «Es ist nur so … Ihr Vorname und die Namen mehrerer Ihrer Vorfahren und Ihres Sohnes scheinen System zu haben. Einer heißt Owain. Dann gab es Gruffydd. Und Fychan?»
    «Mein Vater. Und mein Urgroßvater.»
    Merrily sah zu dem Stich des bärtigen Mannes mit dem Zepter auf.
    «Der letzte Mann, der mit allen Mitteln für ein unabhängiges Wales gekämpft hat – und sich zum Prinzen von Wales erklärte –, war Owain ap Gruffydd Fychan.»
    Hatte sie da tatsächlich eine Bewegung in Sycharths trägem Blick wahrgenommen?
    «Weithin bekannt unter dem Namen Owain Glyndwr. Und der Name
seines
Vaters …» Merrily sah auf ihren Block. «… war, glaube ich, Gruffydd Fychan ap
Madog

    «Sie kennen die walisische Geschichte besser als die meisten Ihrer Landsleute, Mrs. Watkins.»
    «Ich habe walisische Freunde. Also. Owains Vater war Freiherr von …
Cynllaith Owain

    Keine Reaktion.
    «Und der Wohnsitz von Glyndwr im Nordosten von Wales hieß natürlich …
Sycharth

    «Wirklich gut, Mrs. Watkins.»
    «Es gibt bei den Gwilyms also die Familientradition, männlichen Kindern Namen zu geben, die mit Owain Glyndwr zusammenhängen. Der angeblich im Meisterhaus untergekommen ist, als er vor den Engländern floh, nachdem sein Aufstand gescheitert war.»
    «So geht die Geschichte wohl, ja.»
    «Eine Geschichte, auf die Ihre Familie offensichtlich sehr stolz ist.»
    «Ja», sagte er. «Das sind wir vermutlich. Besonders jetzt, in einer Zeit, in der Owains Vision Wirklichkeit wird. Wie es ihn befriedigen würde zu sehen, dass sich eine walisische Nationalversammlung formiert … es ist ein Anfang. Es reicht noch nicht, aber es ist ein Anfang.»
    «Und das alles, ohne dass jemand umgebracht wurde»,

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