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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hinaufführte.
    «’tschuldigung, ich dachte …»
    «Ich glaube, die Kirche ist am Fuß des Hügels. Macht nichts, fahr weiter.»
    Es war egal. Merrily wollte Jane plötzlich in den Arm nehmen. Wenn theologische Debatten das Schlimmste waren, was ihr Jane zumutete …
    «Alles klar, Mom?»
    «Hmm.»
    Sie spürte Tränen aufsteigen und beschloss, heimlich Eirion anzurufen, wenn Jane nicht in der Nähe war, um herauszufinden, was zwischen den beiden schiefgelaufen war. Sie wollte nur, dass das Kind glücklich war.
    «Eigentlich passt so ein Ort viel besser zu den Zisterziensern», sagte Jane. «Die waren gerne so
richtig
ab vom Schuss. Aber das passt eigentlich, weil die Tempelritter ja mit den Zisterziensern verbunden waren. Durch Bernhard von Clairvaux. War der Oberboss bei den Zisterziensern, klügster Anführer in der mittelalterlichen katholischen Kirche.»
    «Ich weiß, wen du meinst. Ich bin höchst beeindruckt von deinem weitreichenden Wissen.»
    «Steht auf dem Lehrplan. Unser Geschichtslehrer, Robbie Williams, interessiert sich total für diese Epoche. Also, das war so, Bernhard hat das Problem gelöst, das die Tempelritter damit hatten, einerseits strenggläubige Christen zu sein, andererseits aber regelmäßig Menschen töten zu müssen. Einfache Lösung: Er hat bestimmt, dass es o.k. ist, Nichtchristen zu töten.»
    «Vor allem Muslime», sagte Merrily. «Eine mittelalterliche Auslegung, die inzwischen auch umgekehrt zu funktionieren scheint. Worauf willst du hinaus?»
    «Mal wieder aufs Heidentum. Von allen mittelalterlichen Mönchsorden waren die Zisterzienser diejenigen, die sich am intensivsten mit den vorchristlichen Religionen auseinandergesetzt haben.»
    «Das sagen vielleicht
einige
Quellen, aber –»
    «Komm schon – natürliche Nachfolger der Druiden? Schafbauern, die ihre Abgeschiedenheit liebten und es mit antiken Stätten hatten und mit Erdkräften und heiligen Quellen?»
    «Wasser, das auf natürliche Weise floss, wurde vor der Erfindung des Wasserhahns sehr geschätzt», sagte Merrily. «Das muss aber nicht heißen –»
    «Die Kirche von Garway hat doch eine heilige Quelle, oder?»
    «Ja. Und wenn du eine Stelle findest, an der du dieses Auto wenden kannst, können wir hinfahren und sie suchen. Nein, nicht hier. Jane, guck auf –»
    «Hast du das
Schild
gesehen?» Janes Kopf fuhr herum. «An dem Haus?»
    «Hmm. Leider, ja.»
    Sie fuhren an einem Eckhaus aus grauem Stein vorbei, das vielleicht einmal ein Pub gewesen war und an dem immer noch ein großes gelbes Schild hing. DIE SONNE . Eine mystische goldene Sonne mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck, geschürzten Lippen und gewellten Haarsträhnen als Strahlen; darunter befanden sich Sonnenblumen und eine nackte Gestalt auf einem Pferd. Merrily bemerkte außerdem, dass das Bauernhaus, das fast genau gegenüberlag, eine Namenstafel trug:
Zur aufgehenden Sonne.
    «Das ist nur das alte Schild eines Pubs, Jane.»
    «Mom, das war wie eine riesige Tarotkarte. Die Sonne? Und der Mond? In diesem Ort gibt es zwei Pubs, und sie heißen
Die Sonne
und
Der Mond
? Sagt dir das
gar nichts

    «Ich … behalte mir meine Meinung noch vor.»
    «Ich glaube, es war Fügung, dass ich diese Straße genommen habe.»
    «Was du nicht sagst.»
    «Wie oben, so unten», sagte Jane.
     
    Die heilige Quelle lag am Ende des Friedhofs. Wie die meisten heiligen Quellen war sie enttäuschend. Ein Rinnsal unten an einer Mauer. Bänder an einem Busch in der Nähe, die entweder von neuzeitlichen Heiden oder von Kindern aus der Gegend stammen konnten.
    Jane ging in die Hocke, zog den Reißverschluss ihres weißen Kapuzenpullovers auf und hielt die Hände unter das Wasser.
    «Jane, du weißt, wie ich es hasse, die Glucke zu spielen, aber dieses Wasser …»
    Jane sah in ihre hohlen Hände, trank aber nicht von dem Wasser. Sie lächelte und betupfte ihre Wangen damit.
    «Wenn wir zur Kirche zurückgehen», sagte Merrily, «können wir den Grundriss des ursprünglichen kreisförmigen Kirchenschiffs sehen. Markenzeichen der Tempelritter. In Anlehnung an die Grabeskirche in Jerusalem.»
    «Andererseits …», Jane stand auf und ging bis zum Rand des Friedhofs, «… wenn wir hier entlanggehen, müssten wir den Taubenschlag sehen können, mit dem der Bestie 666 gedacht wird.»
    «Der steht auf privatem Grund und Boden. Wir müssten um Erlaubnis fragen.»
    «Nicht, wenn wir ihn nur
sehen
wollen.»
    Jane ging bereits über ein schlammfeuchtes Feld, von dem aus

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