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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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willkommen. Doch du solltest etwas über uns wissen, und ich bin mir nicht sicher, ob selbst ein unredlicher, fauler Mönch darüber nicht in echtes Entsetzen verfällt!«
     
    Judiths Husten wurde nicht besser. In der nächsten Nacht, die sie in der Herberge verbrachten, wurde sie beständig davon wach gehalten. Kaum dass sie auch nur einnickte, schreckte sie wieder hoch, rang nach Atem und klopfte sich auf die Brust, wo offenbar arge Schmerzen wüteten.
    »Ist es schlimmer?«, fragte Balduin besorgt, der mit ihr kein Auge zutun konnte.
    »Nein«, murmelte sie, »es wird bald wieder gut.«
    Sie wussten beide, dass sie log. Am nächsten Morgen war ihr Gesicht gerötet – diesmal vor Fieber und nicht, weil sie über Bruder Wunibald lachte.
    Jenem hatte Balduin am Tag zuvor anvertraut, wer sie waren, dass sie sich auf der Flucht vor König Karl befanden und obendrein von den westfränkischen Bischöfen exkommuniziert worden waren. Der Mönch lauschte betroffen, aber nicht ohne Faszination. Als Balduin endigte, hatte es ihm zu aller Erstaunen sogar die Sprache verschlagen – ein Umstand, der freilich nicht lange anhielt. Schon kurze Zeit später erklärte er beherzt, dass dies nichts an seinen Plänen ändere und dass ein schön anzuschauendes Paar wie sie gewiss nicht Gottes Missfallen auf sich ziehen würde, im Gegenteil. »Denn glaubt mir, wenn Gott tatsächliehden Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen hat, dann sind wir allesamt sein Spiegel, was wiederum bedeutet, dass ihm die schönen sicher lieber sind als die hässlichen. Eitelkeit ist zwar eine Sünde, aber wenn Gott die Welt tatsächlich
ex nihilo,
aus dem Nichts, erschaffen hat, dann ist auch diese Eitelkeit seine Idee gewesen, und er ist vielleicht nicht bar davon.«
    An diesem Morgen verlor er kein Wort mehr über Judiths und Balduins Herkunft. Als Judith sich ankleidete und Balduin sie besorgt umwachte, ihr mehrmals riet, sie solle liegen bleiben, das Fieber und den Husten auskurieren, hörten sie ihn schon draußen auf Madalgis und Joveta einreden. Beide schwiegen sie – die eine, weil sie es ohnehin meistens tat, die andere, weil sie schlichtweg keine Möglichkeit fand, ihn zu unterbrechen.
    »Es ist nicht leicht zu überleben, wenn man sein Kloster verlassen hat«, erzählte er offenherzig. »Da knurrt einem öfter der Magen, als einem lieb ist. Also muss man erfinderisch sein. An einem Ort habe ich mir einfach einige Haare vom Haupt gerissen und ein paar Fingernägel abgeschnitten und behauptet, sie stammten vom heiligen Jonathan! Da habe ich mehr als nur eine warme Mahlzeit dafür bekommen!«
    Er schmatzte genießerisch mit den Lippen. Balduin hatte noch nie von einem heiligen Jonathan gehört.
    »Aber noch einträglicher ist es, wenn man für irgendeinen Reichen die Buße übernimmt. Ganze sechsundzwanzig Schilling habe ich verdient, als ich das Fasten eines Mannes übernahm, der sein Weib betrogen hatte: Zwölf Mal drei Tage sind dafür angesetzt.«
    »Ihr habt freiwillig aufs Essen verzichtet?«, fragte Johanna erstaunt.
    »Ach wo! Natürlich habe ich gegessen, wenngleich heimlich! Es war doch nicht mein Ehebruch, oder?«
    »Aber der arme Sünder …«
    »Der arme Sünder dachte, seine Schuld wäre getilgt, und ich glaube nicht, dass man ihm im Himmelreich einen Vorwurf daraus machen wird.«
    »Aber Euch könnte man doch …«
    »Mir kann man vieles vorwerfen, aber eben keinen Ehebruch – und somit sind wir doch allesamt fein raus, oder nicht?«
    Balduin hatte fürs Erste genug gehört, und Judith war mittlerweile mit dem Ankleiden fertig. Als sie hinaustraten, fuhr der Mönch herum und wechselte augenblicklich das Thema.
    »Ich habe schon Träger organisiert!«, rief er eindringlich.
»Marruci
heißen diese. Viele Einheimische stellen sich dafür zur Verfügung, aber man muss schon die rechte Wahl treffen, schließlich sollen sie nicht nur stark genug sein, um das Gepäck zu tragen, sondern den rechten Weg kennen und darin übung haben, Räuber in die Flucht zu schlagen. Es gibt derer viele, die an den Pässen nur darauf warten loszuschlagen, darunter auch einige Sarazenen von einem Stützpunkt im Süden der Alpen, wenngleich ich nicht glaube, dass ausgerechnet in dieser Jahreszeit …«
    »Wie lange wird die Reise dauern?«, fiel Balduin ihm ins Wort.
    »Im Sommer geht es schon in sechs Tagen. Jetzt vielleicht … in zehn?«
    Balduin warf einen zweifelnden Blick auf Judith. In der kalten Luft hatte sie wieder zu husten begonnen, und nun

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