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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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Geschichte von Engeltrude, der Tochter des Grafen Mactifried, die mit Graf Boso vermählt war, jedoch für einen anderen Gemahl den Gatten verließ und nun schon jahrelang in der Welt umherschweifte, nachdem sie der Bannfluch des Papstes getroffen hatte.
    Judith wusste davon, hatte es einst sogar mit ihrem Vetter Lothar beredet, aber tat nun, als würde sie sie nicht beachten. Dennoch rieb sie unmerklich ihre Zähne aufeinander.
    »Und jetzt?«, fragte Bruder Wunibald, als die jungen Männer ihrer Sache überdrüssig geworden und endlich wieder ihres Weges gezogen waren.
    »Mag der Papst sich vor mir verstecken wie die Ratte vor dem Sonnenlicht, und mögen seine Höflinge über mich schwatzen wie über eine Ehebrecherin – er wird mir nicht entgehen können!«, erklärte sie entschieden.
    Wunibald zog unbehaglich seinen Schädel ein, weil er wohl ahnte, was in ihr vorging, aber er versuchte nicht, es ihr auszureden, da ihre Möglichkeiten zu handeln nicht sonderlich reich ausfielen.
    »Die Vesperzeit bricht bald an«, sagte sie. »Wo denkst du, wird der Papst beten: in San Salvatore oder in San Giovanni?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, so hat er sich zu Beginn seinerAmtszeit ein neues Wohngebäude neben dem Palast errichten lassen. Vielleicht sollten wir einfach dort warten, bis er von der Feier der Vesper zurückkehrt.«
    Judith nickte.
    Im Freien hatte es merklich abgekühlt. Mochte die Sonne am Tag stechend sein, sobald sie sich zurückzog, streichelte auch hier der eben erst zu Ende gehende Winter mit seinen Klauen über die Welt. Judith zitterte, je länger sie tatenlos dastanden, aber sie rührte sich nicht von der Stelle, auch dann nicht, als ihre Zähne laut hörbar aufeinanderschlugen.
    Endlich erschien der Tross des Papstes – an die zwei Dutzend Menschen, die auch in privateren Stunden in seiner Nähe verblieben. Nikolaus I. war leicht zu erkennen, trug er doch als Einziger königliches Purpur, eine Farbe, die innerhalb des Klerus allein ihm vorbehalten war. Kaiser Konstantin hatte einst den greisen Papst Silvester mit der roten
Chlamys
der Kaiser und Senatoren Roms bekleidet, und dabei war es – zum Zeichen ihrer höchsten Würde – geblieben.
    Judith versuchte gar nicht erst, auf ihn zuzugehen. Wahrscheinlich hätte man sie doch nur allzu rasch zurückgedrängt. Sie verließ sich allein auf die Macht ihrer Stimme, und jene war trotz der Kälte und des Zitterns klar und entschlossen.
    »Ich bin hier«, rief sie. »Ich bin hier, um vor Euch, Heiliger Vater, der Ihr der wichtigste Zeuge seid, zu bekennen, dass ich Balduin, den Grafen von Flandern, den man ›Eisenarm› nennt, über alles liebe und dass er mich nicht entführt hat, sondern ich ihm freiwillig gefolgt bin. Ebenso aus freien Stücken habe ich den Bund der Ehe mit ihm geschlossen, und ich bin bereit, diesen Schwur zu wiederholen, so es denn sein soll.«

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XXXII. Kapitel
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    »Fass dich kurz, Judith«, sagte der Papst, als sie das
Tablinium
erreichten, obgleich er selbst viele Worte machte: »Wir sind müde. Wir haben heute viele Besucher empfangen. Selten wurden so viele Anfragen aus verschiedenen Provinzen an Uns gerichtet wie in diesem Jahr. Und dein Vetter, Kaiser Ludwig, liegt Uns fortwährend im Ohr, dass Wir die Truppen zur Sarazenenabwehr verstärken sollten. Womit er natürlich Recht hat. Doch manchmal fragen Wir Uns, ob jene Zeit, da Wir Päpste noch Untertanen des römischen Kaisers in Byzanz waren – von Unsereinem zu Recht beklagt –, nicht wenigstens den Vorteil hatte, dass Wir uns um derlei Angelegenheiten nicht zu kümmern hatten.«
    Judith blickte sich um. Der Papst hatte sie nicht in sein Wohngebäude gebeten, sondern war mit ihr in den Lateranpalast zurückgekehrt. In seinem
Tablinium
waren hastig Kerzen entzündet worden, und indessen deren flackernder Schein unruhige Schatten auf die rötlichen Wände warf, nahm er hinter seinem Lesepult Platz und begann über eine der Papyrusrollen zu streicheln, als hätte er den Kopf eines Kindes unter den Händen, das zu loben wäre.
    »Ich werde Eure kostbare Zeit nicht verschwenden«, sagte sie. »Ich habe dem, was ich eben bekannte, nichts hinzuzufügen. Ich liebe Balduin über alles … «
    »Ja, ja«, unterbrach der Papst sie vermeintlich gelangweilt. »Du musst es nicht wiederholen. Wir haben es wohl vernommen. Alle haben es vernommen.«
    »Warum auch nicht? Es ist nichts, was ich geheim halten will.«
    Sie hatte ihre Genugtuung nicht gezeigt, aber es war ganz nach

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