Das Gestaendnis des Scheichs
vier Jahre bleiben.“
Weitere Gäste erschienen, und Khalid fasste Ella am Ellbogen und schob sie sanft an seiner Mutter vorbei. „Wir unterhalten uns später“, sagte er noch. „Zuerst möchte ich die anderen Gäste begrüßen.“
„Meine Güte, ist sie immer so herzlich?“, erkundigte sich Ella im Flüsterton.
„Nein, aber sie legt großen Wert auf Etikette. Vermutlich, weil sie erst als Erwachsene in diese Kreise eingeheiratet hat. Komm, da ist jemand, den ich dir gern vorstellen möchte.“
Es entging Ella nicht, dass leise getuschelt wurde, während sie und Khalid den Saal durchquerten. Eine Frau starrte ihn unverhüllt an und musterte dann Ella ausgiebig. Ohne nachzudenken, hakte diese sich bei Khalid unter und schritt erhobenen Hauptes neben ihm her. Er drückte ihren Arm leicht an sich.
Dann stellte er sie einem Freund und dessen Frau vor. Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, brachte Khalid das Gespräch auf Ellas Beruf, woraufhin beide sich sehr interessiert zeigten.
„Mein Onkel ist Galerist. Bitte schicken Sie mir doch einen Katalog, ich gebe ihn gern an ihn weiter“, sagte die Frau.
„Das mache ich gern“, bedankte sich Ella.
Sie gingen weiter. Nachdem sie die Runde durch den Ballsaal gemacht hatten, lehnte sich Ella leicht an Khalid und fragte: „Können wir jetzt gehen?“
„Wenn du möchtest.“
„Oh Khalid, ich habe gerade gehört, dass du heute hier bist.“ Ein rotwangiger übergewichtiger Mann vertrat ihnen den Weg. „Sag deinem Bruder, er soll sich künftig an hiesige Geschäftspartner halten. Das nützt unserem Land mehr, als Verträge mit Ägypten abzuschließen.“ Er sah Ella an. „Guten Abend, wir haben uns, glaube ich, noch nicht kennengelernt.“
„Ella, das ist unser Finanzminister Ibrahim bin Saali. Ibrahim, darf ich dir Ella Ponti vorstellen?“
Der Mann schüttelte ihr die Hand und hielt sie länger als nötig fest. „Ein neues hübsches Gesicht in unseren Kreisen. Sagen Sie, sind Sie aus Quishari?“
Sie entzog ihm ihre Hand und rückte näher an Khalids Seite. „Ich lebe schon seit Jahren hier und liebe das Land.“
„So wie ich. Vielleicht kann ich Ihnen bei passender Gelegenheit mal einige der Schönheiten unserer Stadt näherbringen“, meinte er und gab sich alle Mühe, charmant zu wirken.
Sie lächelte liebenswürdig. „Ja, vielleicht.“
„Entschuldige uns“, sagte Khalid und schob Ella sanft weiter.
„Das war unhöflich“, flüsterte sie ihm auf Englisch zu.
„Er wollte dich anmachen.“
„Dafür ist er zu alt. Er wollte nur höflich sein.“
„Er ist ein alter Knacker, und als höflich hat ihn noch nie jemand bezeichnet.“
Sie lachte. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich habe nicht vor, auf sein Angebot einzugehen.“
Khalid sah sie an. „Angst?“
Sie erwiderte seinen Blick, wandte sich dann aber von ihm ab. „Schon gut, das war nur so dahergesagt.“
Khalid nickte. „Ich glaube, wir haben unsere Pflicht für heute erfüllt. Gehen wir also.“
„Ja.“
Sie verließen den Saal, und er gab draußen dem Hoteldiener ein Zeichen, den Wagen zu holen.
Nachdem sie in das Auto eingestiegen und losgefahren waren, schwiegen sie eine Weile. Dabei ging Khalid durch den Kopf, dass er bisher keine Frau kennengelernt hatte, die ihn so fasziniert hatte wie seine jetzige Begleiterin. Sie schien sich von nichts und niemandem einschüchtern zu lassen. Einen Moment hatte er noch befürchtet, sie würde sich von Ibrahims Stellung beeindrucken lassen. Unwillkürlich musste er lächeln. Er hatte den Finanzminister noch nie leiden können. Doch seine Ella war unbestechlich. Alle Achtung.
„Heute bin ich seit dem Tod meines Mannes zum ersten Mal wieder ausgegangen“, begann sie schließlich das Gespräch. „Gelegentlich besuchen mich Freunde zu Hause, aber bisher war ich einfach nicht in Partystimmung. Allerdings war das heute ja auch keine echte Verabredung. Ich habe dir nur einen Gefallen getan, weil du mir erlaubt hast, in deinem Salon zu fotografieren.“
„Genau. Mir ist durchaus klar, dass du dich nicht mit mir sonst treffen würdest.“
„Wie kommst du darauf?“
„Deswegen.“ Er legte kurz die Hand auf seine vernarbte Wange.
„Was redest du da, Khalid? Damit hat es überhaupt nichts zu tun. Ich fühle mich einfach noch mit Alexander verheiratet, und ich bin treu.“
Er nickte und blickte starr geradeaus auf die Fahrbahn. Ihre Worte hatten ihm einen Schlag versetzt. Selbst wenn sie sich an sein Aussehen
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