Das Gestaendnis des Scheichs
gewöhnte, würde sie sich doch nie für ihn interessieren, denn sie liebte einen Verstorbenen. Gleich würden sie zu Hause sein, dann konnte sie weiter von der Vergangenheit träumen, und er würde sich wieder der Realität zuwenden. Warum klangen ihre Worte nur so falsch?
„Du bist viel zu jung und hübsch, um den Rest deines Lebens allein zu verbringen.“
Sie blinzelte überrascht. „Ich bin nicht mehr so jung.“
„Höchstens fünfundzwanzig, würde ich schätzen“, sagte er.
„Rechne vier Jahre hinzu. Findest du wirklich, dass ich wie fünfundzwanzig aussehe?“ Sie lächelte erfreut.
Ihre offensichtliche Freude schnürte ihm das Herz zusammen. „Keinen Tag älter“, versicherte er. „Aber selbst wenn du wirklich schon neunundzwanzig bist, ist das kein Alter, um den Rest deines Daseins als Witwe zu verbringen. Das können gut und gern sechzig Jahre sein.“
„Das musst ausgerechnet du sagen“, erwiderte sie. „Wo sind denn deine Frau und deine Kinder?“
„Diejenige, die ich heiraten wollte, konnte sich ein Leben an meiner Seite nicht mehr vorstellen.“
„Was für eine dumme Kuh.“
„Wie bitte?“, fragte er verblüfft.
„Sie hat sich wohl ein Leben auf Rosen gebettet vorgestellt.“
„Ist das nicht ihr gutes Recht?“, fragte er nachdenklich.
„Es wäre schön, wenn es immer so zuginge. Jeder hat doch irgendwelche Probleme.“
„Meine kennst du jetzt jedenfalls.“
„Übertreibst du nicht ein wenig? Ich zucke doch auch nicht bei deinem Anblick jedes Mal zusammen.“
„Nein, du nicht. Deine Eltern haben dich offensichtlich gut erzogen.“
„Lass die aus der Sache heraus“, erwiderte sie hitzig.
„Ist das ein wunder Punkt bei dir?“
Sie schwieg, und während er in die Einfahrt zu seinem Anwesen einbog, nahm er sich vor, die Nachforschungen über ihre Vergangenheit noch einmal voranzutreiben.
5. KAPITEL
„Treffen wir uns in zehn Minuten am Meer?“, schlug Ella vor, als sie aus dem Sportwagen stieg.
„Warum nicht jetzt gleich?“, fragte Khalid.
„Es wäre schade um mein Kleid, wenn es Salzwasser abbekommt. Und für deinen Smoking wäre es auch nicht gut.“
Zu Hause angekommen, zog er sich eine leichte Hose und ein weites Hemd an und erreichte den Strand nur wenige Sekunden vor Ella. Im silbernen Licht des Mondes sah er sie kommen. Sie trug wieder einen ihrer weich fließenden Röcke und sah so anmutig und weiblich aus, dass sein Herz schneller schlug. Ohne nachzudenken, nahm er ihre Hand. Ella sagte nichts und versuchte auch nicht, sie ihm zu entziehen. Er atmete tief durch. Seit Langem hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt.
„Ich bin froh, dass du mich heute Abend begleitet hast“, begann er. „Meine Mutter drängt mich immer wieder, an irgendwelchen Veranstaltungen teilzunehmen.“
„Es hätte ihr sicher besser gefallen, wenn du ohne mich gekommen wärst“, stellte Ella fest.
„Sie ist jeder Frau gegenüber reserviert, die sie nicht selbst ausgewählt hat. Wusstest du, dass Rashid beinahe eine arrangierte Ehe eingegangen wäre?“
„Nein, wie ging das Ganze aus?“
„Seine zukünftige Frau sollte mit dem Flugzeug anreisen, das Bethanne flog. Die Braut war allerdings in Marokko gar nicht erst an Bord gegangen. Als Rashid sich dann in Bethanne verliebte, war meine Mutter fuchsteufelswild. Ich glaube, inzwischen sind sie sich etwas nähergekommen, aber man kann nicht gerade behaupten, dass meine Mutter Bethanne mit offenen Armen willkommen geheißen hätte.“
„Bethanne macht auf mich nicht den Eindruck, als würde sie viel darauf geben, was andere von ihr halten“, meinte Ella.
„Und meine Mutter wird einlenken, wenn sie erst sieht, wie glücklich Rashid ist. Und natürlich wird ein Baby der beiden ihr Herz im Sturm erobern.“
Schweigend gingen sie nebeneinander her. Hätte Ella auch gern Kinder gehabt? fragte sich Rashid. Vielleicht würde sie eines Tages wieder heiraten. Wenn sie ihre Werke ausstellte, würde sie zahlreiche neue Bekanntschaften machen. Darunter würden mit Sicherheit auch passende Männer sein. Eine Vorstellung, die ihm nicht gefiel.
„Gehen wir langsam zurück?“, unterbrach Ella in diesem Moment seine Gedanken.
Er nickte widerstrebend. Wenn es nach ihm ginge, hätte der Spaziergang endlos weitergehen können.
Auch auf dem Rückweg sprachen sie wenig. Dafür nahmen Khalids Sinne umso mehr wahr. Er atmete den feinen Duft ihres Parfüms ein, spürte ihre Hand in seiner, ihre zarte Haut, die an einigen Stellen
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