Das Gestaendnis des Scheichs
haben?“
„Sie verfolgen damit nur den Nutzen des Familienunternehmens, eines Weinhandels. Doch in zwei Jahren kann ich über ein Vermögen verfügen, das jetzt noch unter treuhänderischer Verwaltung steht. Mein Vater war davon überzeugt, dass Alexander es nur auf mein Geld abgesehen hatte. Aber er hat sich geirrt. Alexander hat mich geliebt. Wir haben ganz bescheiden von seinem Einkommen als Dozent gelebt, und wir waren damit glücklich.“
Erneut traten ihr Tränen in die Augen, und Khalid überlegte schnell, wie er sie auf andere Gedanken bringen könnte.
„Ich fahre jetzt zu deinem Bruder und sorge dafür, dass er dich in Ruhe lässt.“
Sie blinzelte die Tränen weg und blickte ihn hoffnungsvoll an.
„Würdest du das wirklich tun?“
Khalid nickte, obwohl er überhaupt keine Lust verspürte, sich in fremde Familienangelegenheiten einzumischen. „Ich dusche und ziehe mich um, dann mache ich mich auf den Weg zum Hotel.“
Ella überlegte einen Moment, dann nickte sie. „Einverstanden.“ Sie ging zur Tür und blickte noch einmal zurück. „Ich bin froh, dass du wohlbehalten zurückgekommen bist. Ist der Brand gelöscht?“
„Ja.“
„Hast du die Ursache feststellen können?“
„Ich denke schon. Wir haben Vorkehrungen getroffen, sodass auf dieser Bohrinsel kein Feuer mehr ausbrechen dürfte.“
„Das ist gut“, meinte sie und verließ ihn dann.
Khalid rieb sich den Nacken. Ihm war klar, dass er sich beeilen musste, damit Ellas Bruder nicht noch weitere Leute belästigte oder, schlimmer noch, seine Schwester ausfindig machte.
Den Rest des Tages hielt Ella ihre Tür verschlossen. Sie kannte ihren Bruder und glaubte nicht, dass Khalids Worte ihn sonderlich beeindrucken würden.
Als es Abend wurde und Khalid noch immer nicht zurückgekommen war, machte sie sich Sorgen. Khalid konnte unmöglich Stunden brauchen, um ihren Bruder fortzuschicken. Hatte er es sich womöglich anders überlegt? Eine bessere Gelegenheit, seine Mieterin loszuwerden, würde sich so schnell nicht mehr bieten.
Bei Einbruch der Dunkelheit ging sie an den Strand. Innerlich aufgewühlt, lief sie weiter als sonst. Sie ahnte, dass sie in der Nacht kaum Schlaf finden würde, und nahm sich vor, ihre wichtigsten Sachen zu packen und am Morgen zu verschwinden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, wenn sie nicht wollte, dass ihre Familie künftig über ihr Leben bestimmte.
Als sie sich wieder dem Anwesen näherte, verlangsamte sie ihren Schritt. Würde Khalid auch an diesem Abend am Strand auftauchen? Sie wollte ihm nicht begegnen, denn sie schämte sich, sich an seiner Brust ausgeweint zu haben, und wollte die peinliche Szene so schnell wie möglich vergessen.
Der flotte Spaziergang hatte sie entspannt, und sie beschloss, schlafen zu gehen und am nächsten Morgen zu packen. Sie würde ein neues Zuhause finden. Anschließend konnte sie ihre Freundin Marissa bitten, ihr Werkzeug abzuholen. Dann konnte sie sich wieder in Ruhe ihrer Glasbläserei widmen.
Khalid sah Ella durch den Garten huschen. Er hatte zuvor bei ihr geklopft, doch sie war schon weg gewesen. Er hatte ihr von dem Ausgang des Gesprächs berichten wollen, doch jetzt war es schon so spät, dass er lieber bis zum Morgen warten würde.
Von der dunklen Veranda aus beobachtete er, wie sie das kleine Haus betrat. Gleich darauf gingen dort nacheinander die Lichter an. Weniger als eine halbe Stunde später lag alles wieder in völliger Dunkelheit. Er wünschte ihr einen erholsamen Schlaf. Sie würde viel Mumm brauchen, wenn er ihr am nächsten Tag die neuesten Nachrichten überbrachte.
Am nächsten Tag regnete es. Draußen ist es grau wie meine Stimmung, dachte Ella, als sie ihre Kleider in einen großen Koffer packte. Dann zog sie das Bett ab und stopfte Laken und Bezüge in die Waschmaschine. Sie wollte das Haus so ordentlich zurücklassen, wie sie es vorgefunden hatte. Nur in ihrem Atelier konnte sie nichts verändern. Sie hoffte, Khalid würde es ihrer Freundin gestatten, die Werkzeuge später abzuholen. Falls nicht, konnte sie es auch nicht ändern. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie bei null anfing. Außerdem war sie inzwischen in einer besseren Verfassung als vor einem Jahr.
Ein Klopfen an der Tür machte sie sofort misstrauisch. Keinesfalls würde sie Antonio öffnen. Langsam durchquerte sie den Flur und blickte durch die kleine Scheibe nach draußen. Zu ihrer Erleichterung war es Khalid, der vor dem Haus stand.
Sie öffnete nur einen Spalt.
Weitere Kostenlose Bücher