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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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und aus Licht Dunkelheit machen! Die List des Kreateurs besteht darin, dich erst sanft zu führen, bevor er dich in Fesseln schlägt, die dich für immer um den Verstand bringen.«
    Mit einer kleinen Bewegung schleuderte Zephora eine dunkle Lichtsalve, die Mira mitten auf die Brust traf und sie an den äußersten Rand des Tillinghast schleuderte.
    »Auch sie kann dein werden, Tahn«, sagte Zephora mit samtweicher Stimme. »In der schützenden hohlen Hand der Stille wird dir nur das zurückgegeben werden, was du dir wünschst, und dir wird alles zuteilwerden, was du nur begehren kannst: Erinnerung, Macht, Sicherheit. Du kannst sogar Dinge, die du getan hast, ungeschehen machen, Quilleszent. Gibt es noch irgendeine Tat, von der du dir wünschst, du könntest sie zurücknehmen? Das Angebot, das ich dir mache, stellt wahre Macht dar. Es ist keine Schurkerei, Tahn.«
    Es verstörte ihn, dass Zephora seinen Namen gebrauchte. Er löste den Griff um seinen Bogen. »Warum fürchtet der Orden euch dann? Was hat er zu verlieren?«, fragte er den Draethmorte.
    Mira stöhnte und mühte sich ab, aufzustehen, aber Tahn konzentrierte sich auf die in den Umhang gehüllte Gestalt.
    »Seine eigene Macht, seinen Einfluss.« Zephora trat beiläufig einen Schritt auf Tahn zu. »So war es doch schon immer. Eure historischen Aufzeichnungen sind unvollständig und geben nur eine fehlerhafte Version der Ereignisse wieder, um alle, die im Born gefangen sitzen, zu verteufeln.«
    »Bar’dyn haben mir nach dem Leben getrachtet und mich gezwungen, meine Heimat zu verlassen … Sie haben das Kind meiner Schwester auf dem Gewissen! Und du redest, als ob ihr die Opfer wärt! Mira hat recht, du versuchst nur, mich zu täuschen!«
    Zorniger als zuvor erklärte Zephora: »Wir haben dir nicht nach dem Leben getrachtet, Quilleszent, aber es wäre besser für dich zu sterben, als deine Gaben denen anzuvertrauen, die sie gebrauchen würden, um unsere Verlassenheit zu bekräftigen und weiterzuführen.«
    Es wäre besser für dich zu sterben … Solche Worte hatte Tahn jetzt schon von beiden Seiten dieses hasserfüllten Konflikts gehört.
    »Aus Unwissenheit bist du von Hass und Furcht erfüllt. Lass das nicht zu! Ich kann dir Antworten geben und dafür sorgen, dass dir die ganze Welt offensteht.« Zephoras Stimme wurde tiefer und hallte im Erdreich unter Tahns Füßen wider. Er schlug die Kapuze zurück und enthüllte ein skelettartiges Gesicht. Die Haut teilte sich zu einem schiefen Lächeln. »Oder ich kann am Tillinghast für immer dem Leben ein Ende setzen, das dir nie gehört hat.«
    Tahn wurde von einem unkontrollierbaren Zittern geschüttelt, durch das hindurch er mühsam fragte: »Warum nennst du mich ›Quilleszent‹?«
    Der Draethmorte lachte. »Das ist es, was du wirklich bist, Tahn – das Geheimnis, das der Sheson nicht mit dir zu teilen bereit ist. Du warst …«
    Genau in diesem Augenblick unterbrach ein lautes Klirren die Kreatur. Als Tahn sich umsah, entdeckte er Mira, die ein zerbrochenes Schwert über einen Felsen streckte. In der anderen Hand hielt sie den Stein, mit dem sie ihre Klinge gerade zerschmettert hatte. Zorn loderte in ihren Augen, als sie aufstand und mit dem zerbrochenen Schwert auf Zephora zielte. »Im Namen der Fern verwerfe ich dich. Beim Bunde derjenigen, denen ein besonderes Alter verliehen ist, fordere ich dich heraus!«
    Tahn hatte keine Ahnung, was Mira gerade gesagt oder getan hatte, aber auf Zephoras Gesicht trat kurz ein Anflug von Besorgnis. Genauso schnell war der Ausdruck wieder verschwunden, und er wandte sich der Fern zu und machte sich bereit, indem er die von einer Robe umhüllten Arme hob.
    »Eidbrecherin!«, zischte das Geschöpf Mira zu, wobei eine Art fürchterliches Entzücken in seiner Stimme lag, als es das Wort aussprach.
    Dann stieg ein Kreischen von ihm auf, das aus seinem Umhang, seinen Poren, seinen Augen hervordrang. Es verlieh der Luft etwas Säuerliches, das sich zu einer greifbaren Form zusammenfügte, von der Tahn annahm, dass sie die Haut von den Muskeln lösen würde. Sie flog durch den Nebel auf Mira zu. Die Fern sprang nach rechts, aus dem Weg, und das Kreischen segelte wie ein großer Speer in den Dunst und verlor seine Macht schlagartig an die Stille. Mira schritt leichtfüßig mit dem gezackten Schwertstumpf zu Zephora hinüber.
    »Du verschwendest meine Zeit!«, brüllte Zephora.
    Bevor Tahn wusste, was er tat, hatte er seine Waffe wieder erhoben. Er sah Blut aus seinen verletzten

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