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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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könnte.
    »So?« sagte Trenkler nur, Miller anblickend.
    »Das beste wär' das doch, Gerhard – oder?«
    »Wenn Eibenhain, um mich mal so auszudrücken, der dominierende Teil bliebe, dann ja, Mister Miller.«
    »Zweifeln Sie daran?«
    »Eigentlich nicht«, grinste Trenkler. »Aber was wird dann wieder aus mir? Die Baroneß braucht keinen Verwalter.«
    »Doch!« sagte Miller mit Nachdruck. »Ich werde ihr klarmachen, daß es auf die Dauer ihrer Schönheit schaden würde, sich zu übernehmen. Deshalb werden Sie zumindest auf Waldfels Verwalter bleiben, Gerhard! Oder fürchten Sie, daß ich das nicht werde durchdrücken können?«
    »Nein«, erwiderte Trenkler aus innerster Überzeugung, »das fürchte ich bei Ihnen nicht, Mister Miller.«
    »Im übrigen sind das vorläufig ja alles noch ungelegte Eier. Erst muß sich ja bewahrheiten, daß ich mit meinem Verdacht nicht schief liege.«
    »Wenn Sie einen Verdacht haben, Mister Miller, trifft der auch zu!«
    John lachte.
    »Dann habe ich jetzt den Verdacht, daß Sie Lust haben, mit mir einen Schluck zur Brust zu nehmen …«
    Weitaus weniger glatt und angenehm verlief das Gespräch Millers mit seinem Neffen. Sie saßen in Huldrichs kleinem Büro, das eigentlich gar keine Existenzberechtigung hatte, da es vom Baron kaum jemals benützt wurde.
    »Huldrich«, begann Onkel Johann, »ich will nicht lang drum herumreden, dein Ende hier ist da!«
    »Wie bitte?«
    »Du hast uns gefragt, was wir in der Stadt gemacht haben. Ich will es dir jetzt ohne Umschweife sagen: Ich habe mir Waldfels unter den Nagel gerissen! Das klingt brutal, aber es trifft die Sachlage genau.«
    Huldrichs Augen wurden weit.
    »Was hast du?«
    Johann zeigte auf das Telefon.
    »Ruf den Direktor Bitz bei der Niederdeutschen Bank an und laß es dir erzählen.«
    Huldrich wechselte die Farbe.
    »Du hast mit Bitz gesprochen?«
    »Nicht nur gesprochen.«
    »Was noch?« krächzte der Baron.
    »Ich sage doch, ich habe dir Waldfels aus der Hand genommen. Über das Wie wirst du nicht herumrätseln müssen. Deine Schulden sind dir bekannt. Sie liegen jetzt bei mir. Und ich habe nicht die Absicht, dir die Konsequenzen daraus zu ersparen.«
    Huldrich v. Chowelitz war wie vor den Kopf geschlagen. In seiner Verwirrung fiel ihm nicht einmal die Verletzung des Bankgeheimnisses ein, die stattgefunden haben mußte.
    »Ich … ich denke, dein Geld ist blockiert?« stotterte er.
    »Nein«, sagte Onkel Johann nur.
    Leiser Optimismus regte sich in Huldrich.
    »Aber das war ja meine Hoffnung, daß für Waldfels die Rettung von dir kommt, Onkel Johann.«
    »Für Waldfels ja – aber nicht für dich!« Und schon reihte sich daran der nächste Nackenschlag für Huldrich. »Entweder du räumst deinen Platz hier, oder ich erzwinge die Versteigerung des Gutes!«
    Der Baron schwieg verbittert. So läuft das also, dachte er. Dieses Schwein! Dieser dreckige amerikanische Moneymaker! Dieser schmierige Profitjäger! Dieser Spekulant übelster Sorte! Und ich habe mich von ihm täuschen lassen, mir war er sogar sympathisch! Dieser Wolf im Schafspelz! Dieser Aasgeier!
    »Bist du nun fertig mit deiner inneren Entladung über mich?« fragte Miller.
    Huldrich riß sich zusammen. Er richtete sich in seinem Sessel auf. Ich bin ein Baron Chowelitz, dachte er. Er wird nicht erleben, daß ich hier herumkrieche. In seinen Augen bin ich ein Taugenichts, aber wenn er deshalb glaubt, daß ich auch ein Wurm bin, soll er sehen, daß er sich irrt.
    Huldrich stand auf, um sich zur Tür zu wenden.
    »Wohin willst du?« fragte Johann.
    »Ich räume das Feld, Mister Miller.«
    »Nein, wir sind noch nicht fertig miteinander!«
    »Aber ich bin fertig mit Ihnen, Mister Miller.« Huldrich nahm die Zigarettenpackung vom Tisch und steckte sie ein.
    »Setz dich!« befahl Onkel Johann.
    Der Baron blieb stehen, sah ihn kalt an.
    »Befehlen Sie hier, wem Sie wollen – aber nicht mir! Lassen Sie alle nach Ihrer Pfeife tanzen – nur nicht mich! Ich habe Ihnen genau zugehört: Sie betrachten sich als der Herr hier, mit Recht tun Sie das. Aber ich betrachte mich nicht mehr als zu Waldfels gehörend, deshalb sind Ihre Befehle, sofern sie an meine Adresse gerichtet sind, in den Wind gesprochen, Mister Miller. Leben Sie wohl.«
    »Setz dich!«
    Huldrich ging zur Tür.
    »Setz dich, bitte«, sagte Onkel Johann noch einmal. »Du hörst, ich befehle es dir nicht, sondern ich bitte dich.«
    Die Miene, mit der Huldrich dem Ansinnen Johanns sichtlich widerstrebend Folge leistete,

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