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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blieb verschlossen.
    John Miller hatte gemerkt, daß die ganz harte Tour von ihm hier zum Scheitern verurteilt war.
    »Ich will doch nur dein Bestes«, sagte er.
    »Wenn das heißen soll, daß Sie mich nach Amerika verfrachten wollen, wie mir die Baroneß Eibenhain angekündigt hat, verzichte ich darauf, Mister Miller.«
    Vom nächtlichen Besuch der Baroneß weiß er also noch, dachte Onkel Johann. Da war er noch nicht so voll wie beim Erscheinen Trenklers.
    »Laß bitte dein blödsinniges ›Mister Miller‹, Huldrich«, sagte Johann.
    Der Baron schwieg verbissen.
    »Ich will dir dein Gut nicht wegnehmen«, fuhr Johann fort. »Wenn du das glauben solltest, irrst du dich. Ich will es nur für eine gewisse Zeit deiner Verfügungsgewalt entziehen, und daß du dazu jeden nur erdenklichen Grund geliefert hast, mußt du zugeben. Ich bin eisern entschlossen, das zu tun, was ich sage. Trenkler meint, daß er zwei Jahre –«
    »Steckt der auch unter einer Decke mit dir?« unterbrach Huldrich.
    »Er wird dir dein Gut erhalten, während du in Amerika lebst und arbeitest, so wie ich mir das vorstelle.«
    Mit kaltem Nachdruck antwortete der Baron: »Es ist nicht mehr mein Gut! Erhalten muß es mir niemand mehr! Und leben und arbeiten werde ich auch nicht mehr in Amerika!«
    »Wo dann?«
    »Nirgends.«
    »Du willst dich also aufhängen?« sagte Johann, seinen Zorn nur mühsam bändigend.
    Lächerlicher Hochmut klang in Huldrichs Antwort: »Ein Baron v. Chowelitz hängt sich nicht auf! Penner hängen sich auf!«
    »Entschuldige – Barone erschießen sich.«
    »Ganz recht«, nickte Huldrich arrogant. »Aber kümmere du dich nicht darum! Das ist meine Sache, nicht die deine!«
    Onkel Johann griff zum letzten Mittel. Sollte auch dies noch versagen, konnte er einpacken.
    »Auch nicht die der Baroneß?« erwiderte er.
    »Evy?« stieß Huldrich hervor. Er schien aus dem Konzept gebracht. Verwirrt blickte er Johann an.
    »Ja«, sagte der.
    »Laß die bitte aus dem Spiel.«
    »Wieso? Du hattest sie doch darum gebeten, daß sie mit dir gehen soll?«
    »Ja«, gab Huldrich erstaunt zu, »aber sie hat doch abgelehnt.«
    Ein erstes kleines Lächeln huschte in dieser enervierenden Auseinandersetzung über Onkel Johanns Gesicht, ehe er erwiderte: »Was würdest du sagen, wenn sie sich das in der Zwischenzeit anders überlegt hätte?«
    »Das glaube ich nicht!«
    Johann hob den Telefonhörer ab und steckte den Finger in die Wählscheibe.
    »Sag mir bitte ihre Nummer …«
    »Warum?«
    »Wir rufen sie an und du kannst sie fragen.«
    »Nein!« rief Huldrich.
    »Warum nicht?«
    »Über so etwas kann man doch nicht am Telefon sprechen!«
    Johanns Finger steckte immer noch in der Wählscheibe.
    »Dann sage ich ihr, daß sie herkommen soll. Also los, die Nummer …«
    Zwanzig Minuten später rollte Evys Wagen in den Hof und hielt vor der Freitreppe, auf der schon Huldrich und sein Onkel standen, um die Baroneß in ihre Mitte zu nehmen und in das kleine Büro zu geleiten, aus dem sie gekommen waren. Dort konnten sie nach wie vor am sichersten sein, daß sie nicht gestört wurden. Niemand im Haus, der den Baron gesucht hätte, wäre nämlich auf die Idee gekommen, nach ihm an einer Stelle zu forschen, die zur Arbeit eingerichtet war.
    »Evy«, fing Johann an, »mein Neffe hält mich für einen Lügner …«
    Die Baroneß blickte zwischen Huldrich und dessen Onkel hin und her. Sie wirkte etwas nervös. Sie empfand die Situation als nicht ganz angenehm für sie, da ihr klar war, um was es ging. Es würde der Eindruck entstehen können, fürchtete sie, daß sie Angst hätte um Huldrich v. Chowelitz, daß sie ihm nachliefe. Nur das nicht! sagte sie sich. Am wenigsten darf er sich das einbilden!
    »Ich habe ihm mitgeteilt«, fuhr Onkel Johann fort, »daß ihm sein Wunsch, von Ihnen nach Amerika begleitet zu werden, erfüllt wird. Er glaubt mir das nicht.«
    Huldrichs Augen hingen an Evys Lippen. Evy hatte sich in einer schlaflosen Nacht auf dieses Gespräch vorbereitet.
    »Ich wollte schon lange gerne mal Chicago sehen«, sagte sie.
    »Chicago?« stieß Huldrich hervor.
    »Das ist einer meiner Gründe.«
    »Und die anderen?«
    »New York … Washington … San Francisco …«
    »Ich denke«, griff Onkel Johann ein, ehe hier gleich am Anfang wieder alles kaputtgehen konnte, »Sie wollten sich nur auf Chicago beschränken, Evy?«
    Zorn blitzte auf in ihren Augen, mit denen sie ihn anblickte.
    Doch unbeeindruckt davon setzte Johann hinzu: »Das sagten Sie mir

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