Das Gift der Drachen Drachen3
hatte, machte es mir schwer, mich weiterhin auf ihre Worte zu konzentrieren. Lupini Re hat seine Djimbi Wai-Ebani aus Sicherheitsgründen nach Liru gebracht. Meine Schwester, Waivia, war erst kürzlich in Liru gewesen, konnte immer noch hier sein. Jotan bemerkte meine Zerstreutheit nicht. »Während die Berichte«, fuhr sie fort, »die von Brutstätte Cuhan durch Botenflieger hereinkamen, zwar nicht eindeutig bestätigten, dass man dich gefangen genommen hatte, war in allen von dem Auftauchen eines Himmelswächters die Rede. Ein Himmelswächter. Man sagte, dass Lupini Re ihn für seine heilige Mission nach Cuhan beschworen hätte. Genrabi ist nach Cuhan geflogen, um sich von der Wahrheit dieser Behauptung zu überzeugen. In vielen Gesprächen mit Malaban hat er behauptet, du wärest die Tochter dieses Fabelwesens. Ich glaube, es beunruhigte ihn, dass diese mächtige Kreatur Lupini Re nun angeblich dabei half, dich zu finden, um dich zu töten.«
Wie viel erriet Jotan, und wie viel wusste sie?
»Und seitdem wurde Gen weder gesehen, noch hat man etwas von ihm gehört«, erwiderte ich mit belegter Stimme.
Sie nickte. Der Blick ihrer vom Gift gezeichneten Augen verzehrte mich förmlich.
»Hat Kratt …«, meine Kehle war so trocken, dass ich kaum sprechen konnte. Ich trank noch einen Schluck Wasser. »Hat Kratt ihn eingekerkert?«
»Nach dem wenigen, was ich über Genrabi weiß, vermute ich, dass er viel zu gerissen war, um Kratt über seine Anwesenheit in Cuhan zu informieren. Ich habe gehört, dass in der Brutstätte das blanke Chaos herrschte. Überall flogen Boten, die Leute des Tempels und Kratts Soldaten auf ihren Escoas und Kampfdrachen herum. Vielleicht konnte Genrabi in dieser allgemeinen Verwirrung unbemerkt hineingelangen. Er scheint geschickt in der Kunst der Verkleidung zu sein.«
Allerdings. Sehr geschickt.
Ich trank noch mehr Wasser, bevor ich meine nächste Frage stellte. »Diese Djimbi Wai-Ebani, die Kratt nach Liru geflogen hat … weißt du zufällig, ob sie schwanger ist?«
»Seit zwei Tagen ist sie es nicht mehr. Sie hat einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Und zwar, wenn ich das hinzufügen darf, mit Hilfe derselben Hebamme, deren Dienste eine meiner Schwestern in Anspruch nimmt.«
Fast hätte ich mein Glas fallen lassen. »Kratts Ebani ist noch in Liru?«
Jotans Augen verengten sich fast unmerklich. »Ja, warum?«
»Ich … Weißt du, wo sie ist?«
»Ich habe dir bereits mehrmals gesagt, dass ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, gut informiert zu sein.«
»Kannst du …« Mein Herz hämmerte so heftig, dass ich kaum reden konnte. »Kannst du ein Treffen zwischen ihr und mir arrangieren?«
Jetzt riss Jotan die Augen auf. »Mir ist absolut nicht klar, warum du deine Anwesenheit hier ausgerechnet der Wai-Ebani des Mannes offenbaren willst, der wie ein Verrückter darauf erpicht ist, dich umzubringen.«
Ich ging das Risiko ein. »Wir sind Halbschwestern.«
Jotan öffnete vor Verblüffung den Mund. Dann jedoch wurde ihr Gesicht hart vor boshafter Freude. »Wie interessant das Leben doch sein kann. Wissen noch andere davon?«
»Kratt weiß es mittlerweile vielleicht. Ich bitte dich um dein Vertrauen und deine Diskretion. Niemand anders darf es erfahren.«
»Verstehe. Das ist wirklich außerordentlich interessant.« Ihre Augen funkelten. »Und du vertraust darauf, dass deine Halbschwester dich nicht sofort an Kratt ausliefert?«
»Das wird sie nicht.« Ich sagte das ohne jedes Zögern oder irgendwelchen Zweifel. Hätte Waivia mich an Kratt verraten wollen, hätte sie das mit der Macht des Geistes tun können, und zwar schon vor langer Zeit.
»Es geht also nur um den kurzen Besuch einer Tante, die ihren neugeborenen Neffen sehen will?«
»Etwas von der Art«, erwiderte ich ausweichend. »Kannst du das arrangieren oder nicht?«, fuhr ich dann angespannt fort. »Spiel nicht mit mir, Jotan.«
Sie grinste und zwinkerte. Ihre Augen waren schwarz wie Basilisken. »Betrachte die Angelegenheit als erledigt. Wäre dir morgen für den Besuch genehm? Du hast es ja recht eilig, nach Xxamer Zu zurückzukehren.«
Ich nickte kurz und bedankte mich so freundlich, wie ich es vermochte.
Jotan musterte mich einen Augenblick, legte dann den Kopf auf die Seite und trat einen Schritt auf mich zu. »Zarq, dir ist klar, dass ich ein Problem habe.«
Sie sprach offenkundig nicht von ihrer Sucht nach dem Gift.
»Du platzt hier herein, eine Frau, die gesucht und von allen gehasst wird. Dann sagst du mir,
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