wenn du es ihm nicht sagst«, erklärte Guy. Biba machte ein ausdrucksloses Gesicht. » Du scheinst dich ja nicht besonders zu freuen. Es hat mich eine Menge Umstände gekostet, das Ding für dich zu besorgen.«
» Ja, wo genau hast du es besorgt, Guy?«, fragte Rex. » Ich sehe keine Quittung, keine Verpackung.«
» Das ist ja auch lieb von dir«, sagte Biba. » Ich verstehe nur nicht, warum ich einen Computer brauche. Ich meine, dafür habe ich doch einen Agenten– für meine Bewerbungen und so weiter. Brauchte Sarah Bernhardt das Internet? Oder Katherine Hepburn?«
Einen Augenblick lang hatte ich beinahe Mitleid mit Guy. Ich kannte die kalte Finsternis, in der man sich wiederfand, wenn das Leuchtfeuer ihrer Zuneigung plötzlich woandershinschwenkte.
» Ich kann dir doch eine E-Mail-Adresse einrichten«, schlug ich vor, und vorsichtig nahm ich den Computer vom Sekretär und setzte ihn auf meinen Schoß. Die winzigen Tasten saßen zusammengedrängt mitten auf der Konsole und ließen meine Finger dick und ungeschickt erscheinen, und mein Versuch, das Mousepad zu benutzen, wirkte unzulänglich. » Hier musst du deinen Namen hineinschreiben«, sagte ich und bewegte den Cursor auf das entsprechende Kästchen. Sie schrieb ihren vollen Namen. Ihr beim Tippen zuzusehen, war eine Qual: Es war, als brauchte sie eine Minute, um jeden Buchstaben zu finden, und so lange kreiste ihr Zeigefinger über der Tastatur wie ein Bussard. Ich kam zu dem Schluss, dass das Theaterdepartment am Queen Charlotte’s College eines der wenigen war, das seinen Studenten noch gestattete, handschriftliche Seminararbeiten abzugeben. Ihre neue Adresse erschien auf dem Bildschirm:
[email protected].
» Jetzt gib ein Passwort ein«, sagte ich. » Es muss etwas sein, das deinem Herzen nahesteht, etwas, das du leicht behalten kannst, ohne dass es allzu offensichtlich ist. Etwas, das ich nicht erraten kann.« Ich schaute weg, als sie das geheime Wort eingab. » So. Jetzt hast du eine eigene E-Mail-Adresse. Du bist ja so modern.«
Sie war nicht beeindruckt.
» Ich wette, um was du willst, dass ich das nie benutzen werde«, sagte sie.
EINUNDZWANZIG
D as grüne Samtsofa war das letzte übrig gebliebene Möbelstück der Polstergarnitur, die dem Samtzimmer seinen Namen gegeben hatte. Niemand kam auf den Gedanken, es von seinem neuen Platz wieder hereinzuholen; es stand am Rande des Zimmers, und die eine Armlehne reichte über die Steinplatten der Balkonterrasse hinaus. Die Folge davon war, dass die Fenstertüren nicht mehr ganz geschlossen werden konnten, und so bot das Haus Einbrechern ein leichtes Spiel. Aber da die Haustür sich mit einem einfachen Fußtritt öffnen ließ und im Haus sowieso nichts war, das sich zu stehlen lohnte, machte niemand sich die Mühe, etwas zu ändern. Während eines der seltenen Wolkenbrüche war das Sofa vom Regen besprüht worden, aber mir gefiel der Schimmer, den die Tropfen auf dem Samt hinterlassen hatten, und sogar die leichte Feuchtigkeit, die noch in der Polsterung hing, denn dadurch kam die freie Natur zu uns ins Haus. Ich stellte mir vor, das Sofa sei ein großer Felsblock, meinem Körper entsprechend geformt und mit schwammig weichem Moos bedeckt.
Rex und ich lagen einander gegenüber darauf; in meiner linken Hand hielt ich ein Buch, in der rechten seinen Fußknöchel. Es war ein deutscher Roman, den ich in meinem ersten Studienjahr durchgearbeitet hatte, und eins der wenigen Dinge, die ich aus dem Haus in Brentford geholt hatte. Das Studium des Buches hatte mir nicht gefallen, aber zum Vergnügen las ich es jetzt gern noch einmal. Rex döste mehr oder weniger; ein Thriller lag mit den Seiten nach unten auf seinem Schoß. Von oben kamen die stampfenden Beats von Guys Musik. Sie rollten aus Bibas Schlafzimmerfenster und sickerten durch die Bodendielen, aber wir hatten beide gelernt, sie auszublenden, anders als der arme Tom Wheeler, der sich beinahe täglich vergebens beschwerte. Die Musik, die einmal so belastend gewesen war, gehörte inzwischen zum weißen Rauschen der Großstadt und des Waldes. Es war inzwischen so weit gekommen, dass ich die Vogelstimmen und das Rascheln des Laubs wieder hören konnte. Als sein Handy klingelte, war es deshalb, als sei die Stille, die es zerriss, echt.
Es war nicht Guys Art, sein Telefon unbeaufsichtigt zu lassen, aber diesmal war er, umnebelt von Geilheit oder bekifft bis in die Haarspitzen, die Treppe hinaufgeklettert und hatte es zurückgelassen. Ich