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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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an einer Bierpfütze.
    Wenn ich mit Biba allein gewesen wäre, hätte ich vorgeschlagen, einfach unter all den Leuten Platz zu nehmen, einen Ecktisch zu besetzen und von dort aus in geselligem Schweigen unsere Schlüsse über die anderen Gäste zu ziehen. Unsere große Expedition nach Hampstead Heath hätte sich wie so viele unserer verkürzten Ausflüge in einen Nachmittag der konzentrierten Beobachtung anderer Leute verwandelt, gut geölt mit einer ordentlichen Flasche Rotwein. Aber Rex’ Anwesenheit verhinderte, dass ich einen solchen Vorschlag machte. Ich war zwar sicher, dass er die erforderliche Geduld aufbringen konnte, um dem Kommen und Gehen zuzusehen, aber ich bezweifelte doch sehr, dass er die nötige Fantasie besaß.
    Als wir Hampstead Heath erreichten, war auch meine Zunge geschwollen vom Durst. Wir bogen scharf links in eine kiesbedeckte Zufahrt ein, und Kenwood House ragte so unvermittelt vor uns auf, dass es war, als sei das Gebäude uns um die Ecke entgegengekommen, nicht umgekehrt. Die weißen Wände warfen das Sonnenlicht zurück. Rex verlangsamte sein Tempo zu einem Schlendern, und wir gingen um das Haus herum. Ein halber Hektar abschüssigen Geländes führte hinunter zu den Teichen, die die manikürten Rasenflächen von Kenwood House vom Buschland der Heide trennten. Gruppen von Menschen übersäten das grüne Gras wie Ansammlungen von Gänseblümchen.
    » Ich wusste nicht, dass London so schön sein kann«, sagte ich zu niemandem speziell. Ich wich von Rex’ Route ab, als ich ein Hinweisschild für eine Toilette sah, und rannte hinüber; ich drängte mich an der Schlange vorbei und nuckelte gierig am Wasser des Trinkbrunnens, und ich verschloss die Augen vor der strohblonden, rotwangigen Frau, die sich im glänzenden Edelstahl des Brunnens spiegelte. Draußen kicherte Biba wie manisch, und Rex stand ein paar Meter weit abseits mit verschränkten Armen und gefurchter Stirn. Was ist passiert?, dachte ich. Sie können sich doch nicht gestritten haben, während ich nur etwas getrunken und die Handgelenke unter das kalte Wasser gehalten habe. Aber die Veränderung in der Atmosphäre bildete ich mir nicht ein. Als Rex mich herauskommen sah, stelzte er mit schnellen Schritten davon und warf bange Blicke über die Schulter. Biba schlenderte spöttisch lächelnd hinterher.
    Rex führte uns auf abenteuerlichem Zickzackkurs die Wege hinunter und schlüpfte durch eine niedrige Pforte in einer bemoosten Backsteinmauer in einen umschlossenen Garten, dessen Boden von einem Teppich aus grünen und silbrigen Blättern bedeckt war. Die Luft veränderte sich so, als käme man von draußen in ein Haus, und wurde dicht und schwer, ja, beinahe stickig vom Duft von Lavendel und Rosmarin. Rex sah sich noch einmal um und setzte sich dann mit dem Rücken zur Mauer auf ein Rasenstück. Finster starrte er seine Schwester an. Der Grund für unsere hastige Flucht war plötzlich ersichtlich, als Biba ihre Tasche auskippte. Zwei Croissants, ein Stück Käsekuchen, ein verpackter Salat und Flaschen mit Wasser und Limonade rollten auf den Rasen. Triumphierend schaute sie mich an und schüttelte die Tasche noch einmal: Ein Mini-Milk-Eislolli rutschte heraus. Ein Faden aus flüssigem Eis quoll durch ein Loch im Papier und bildete eine Pfütze.
    » Wann hast du denn das alles besorgt?«, fragte ich sie.
    » Sie hat es gestohlen«, sagte Rex. » Als du auf dem Klo warst, ist sie in die Cafeteria gegangen und hat das ganze Zeug geklaut.«
    » Das musste ich doch«, sagte Biba. » Wir sind von hier. Wir sollten nicht die Touristenpreise dafür bezahlen müssen.« Sie hielt eine beschlagene Flasche Cola hoch, als wäre es ein Beweisstück in einem altmodischen Mordprozess. » Zwei Pfund fünfzig! Fuck, das ist unverschämt!«, schimpfte sie, aber ich wusste, dass sie mit Vergnügen jeden Tag das Doppelte für Zigaretten ausgab.
    » Wenn sie dich erwischt hätten…« Rex ließ den Kopf in die Hände sinken.
    » Haben sie aber nicht…«, antwortete sie.
    » Aber wenn sie hätten…«, beharrte er. Ich drehte die Cola-Flasche auf. Klebrige braune Bläschen besprühten alles.
    » Das ist wie ein Labyrinth hier«, sagte ich. » Ich komme mir vor wie Alice, als sie durch den Spiegel tritt– und egal, wohin sie geht, sie ist weiter weg von da, wo sie hinwill.«
    » Die Alice-Bücher hab ich geliebt«, sagte Biba verträumt. » Als ich klein war, hab ich versucht, durch den Spiegel im Zimmer meiner Mum zu klettern, und bin dabei vom

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