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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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Verständnis noch daran, daß er seiner Verpflichtung nachkommt. Ich will geliebt werden.“
    Schon damals hatte sie die Sinnlosigkeit ihrer Hoffnung erkannt. Die Kehle war wie zugeschnürt, während heiße Tränen ihr über die Wangen gelaufen waren.
    Edward hatte sie an sich gezogen und ihr beruhigend übers Haar gestrichen.
    „Man sagt, daß nur eine Frau einen Mann richtig verstehen kann. Ich kenne meinen Bruder wahrscheinlich nur begrenzt, wie das bei Freundschaften unter Männern eben der Fall ist. Wenn du sicher bist, daß Marvin dir für deine Probleme keine Lösung anbietet, dann biete ich dir eine.“ Unglücklich hatte Barbara den Kopf an seine Schulter gelegt. „Und was schlägst du mir vor, Edward?“
    „Heirate mich“, hatte er rundheraus erklärt.
    Erschrocken hatte Barbara sich aufgerichtet und ihn verstört angeschaut. Edward war sofort klar, daß sie sein Angebot mißverstanden hatte.
    „Es ist nicht Mitleid, Barbara. Meine Liebe ist vielleicht nicht so ungestüm wie Marvins, aber meine Gefühle sind aufrichtig.“ Er hatte gemerkt, daß sie unwillkürlich zurückgewichen war. Jetzt packte er sie fest bei den Schultern, hielt ihr den entscheidenden Gesichtspunkt vor, mit dem er sie vielleicht doch noch überzeugen konnte. „Das Baby braucht einen Vater, und ich biete dir die Chance, dem Kind seinen rechtmäßigen Namen zu geben. Glaube nicht, daß ich mich aufopfere, Barbara. Meine Gründe sind nicht ganz ohne Eigennutz. Denn eigentlich bin ich es, der sich an dich klammert.“
    „O Edward!“ hatte sie ausgerufen, ihm die Arme um den Hals gelegt und ihren Kopf an seiner Brust geborgen. „Wie gern würde ich es tun, glaub mir. Du bist ein sensibler, wunderbarer Mann, aber…“
    „Aber…“ Mit leiser Stimme hatte er ihren Satz beendet. „Aber du wirst meinen Bruder stets mehr lieben.“
    Stumm hatte sie genickt.
    „Ich verstehe“, hatte er gesagt. Sie wußte, daß es eine Lüge war.
    Barbara versuchte, ihm alles zu erklären. „Nein, Edward, du verstehst nicht ganz.
    Ich bin zwischen euch beiden hin und hergerissen. In Marvin war ich schon als Kind
    leidenschaftlich
    verliebt,
    während
    ich
    deine
    Zärtlichkeit,
    »deine
    Aufrichtigkeit erst später entdeckt habe. Marvin kam zuerst, aber du, Edward, bist mir vom Himmel geschickt worden. Du verdienst viel mehr, als im Schatten deines Bruders zu leben. Bitte, versteh mich doch. Ich muß dein Angebot einfach ablehnen.“ Mit angehaltenem Atem hatte sie auf seine Antwort gewartet.
    „Ich glaube sogar, daß ich dich manchmal besser verstehe als du dich selbst.“ Er hatte ihre Hände in seine genommen und sie festgehalten. „Was wirst du jetzt tun, Barbara?“
    „Ich werde Farretts Corner noch heute abend verlassen. Ich weiß noch nicht, wohin, ich weiß nur, daß ich weit weg von hier will. Mein Kind soll nicht dem schmutzigen Klatsch in diesem Dorf ausgesetzt werden.“ Edward hatte ihr nicht widersprochen. Statt dessen zog er ein paar Geldscheine aus seiner Hosentasche und hatte sie ihr in die zitternden Finger gedrückt.
    „Nimm das!“ hatte er sie eindringlich gebeten. „Meine Nichte oder mein Neffe wird es gebrauchen können.“
    „O Edward, ich habe dich so lieb.“ Weinend war sie an seiner Brust zusammengesunken.
    Sie hatten sich umarmt, sie hatten geweint. Sie hatten Abschied voneinander genommen.
    Zehn Jahre später saß Barbara nun wieder an dem Bergbach, und wie damals schluchzte sie verzweifelt. Nur war diesmal ihr Schmerz weitaus größer.

6. KAPITEL
    „Er wird es doch nicht etwa vergessen haben, Mami? Vielleicht hätten wir vorher anrufen sollen. Was machen wir nur, wenn…“
    „Danny, bitte!“ ermahnte Barbara ihren Sohn in ungewohnt scharfem Ton, bekam aber sofort Schuldgefühle, als er sie betrübt anschaute.
    Seit sie heute früh aufgestanden waren, hatte Dannys Begeisterung von Stunde zu Stunde zugenommen, während sie nur mit Mühe ihre Nervosität bezwingen konnte. Beim Frühstück hatte der Junge seiner Großmutter erneut die Geschichte des großen Wettschießens erzählt, wobei er jedes Detail gestenreich untermalt und aus der an sich harmlosen Angelegenheit eine sensationelle Schießerei gemacht hatte.
    Barbara bog um die letzte Kurve vor Marvins Haus. Als sie die kiesbestreute Einfahrt erreicht hatte, nahm sie Dannys Hand und drückte sie fest. „Es tut mir leid, daß ich eben so unfreundlich zu dir war. Marvin hat unsere Verabredung ganz bestimmt nicht vergessen. Wahrscheinlich freut er sich

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