Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)
handelte es sich meistens um die Nebenkostenabrechnung für den Sciene Park. Die Arbeit am Computer fiel mir leicht. Schnell hatte ich im Referat einen Ruf als Computerexpertin, und wenn Kollegen Probleme hatten, holten sie mich zur Hilfe. Auch das machte mir einen Riesenspaß – und ich lernte immer mehr, schließlich wollte ich mich nicht blamieren!
Markus hatte kein solches Glück in der Berufswelt. Er hatte sein Studium abgebrochen und arbeitete in einem Callcenter. Leider gefiel ihm die Arbeit dort nach einer Weile nicht mehr. Jeden Abend erzählte Markus mir, wie unglücklich er mit seinem Job und wie unfähig sein Chef sei. Das tat mir sehr leid für ihn, und ich freute mich riesig, als er eine Stelle als Verkäufer für Heimkinos fand. Markus war begeistert – doch leider hielt das nur wenige Monate an.
Auch seinen neuen Vorgesetzen hielt Markus für total inkompetent: »Alles könnte so gut laufen, wenn dieser Chef nicht wäre.«
»Es gibt immer einen Chef«, versuchte ich ihn zu trösten.
»Du kannst leicht daherreden. Du hast ja das große Los gezogen mit deinem Boss.«
Er auch mit mir, dachte ich und sagte: »Das mag schon sein. Trotzdem kann man nicht immer gleich das Handtuch werfen, wenn irgendwas nicht so läuft, wie man will. Nirgends stimmt es zu hundert Prozent. Man muss immer auch Kompromisse eingehen.«
Markus schaltete den Fernseher ein, womit er unser Gespräch abschaltete.
Es machte mich unglücklich, wenn er unglücklich war, und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte. In seinem gelernten Beruf als Maurer wollte Markus nicht arbeiten, studieren wollte er nicht, und mit seinem Chef wollte er auch nichts zu schaffen haben.
Aber einen Hund wollte er: »Einen großen Hund.«
»Wir haben doch unseren Marcky!«
»Ja, schon. Aber der ist so klein!«
Hunde sind nun mal kein Thema, mit dem man bei mir auf taube Ohren stößt, und so vereinbarte Markus einen Termin bei einem Züchter von Bordeaux-Doggen. Die waren zwar goldig, aber faltig und versabbert, auch wenn eine ganz besonders hübsche Sita zum Fressen süß schwer in meinem Arm schnaufte. Da erinnerte ich mich an die Briard-Hunde aus dem Sanitätshaus meines Vertrauens. »Lass uns mal solche angucken«, schlug ich Markus vor.
Diesmal vereinbarte ich einen Termin bei einem Züchter in St. Wendel. Dreizehn Welpen im Wohnzimmer, die Möbel an den Wänden gestapelt. Ich war verloren angesichts dieses drolligen Gewusels. Markus las in meinem Gesicht, was ich mir wünschte, hob mich aus dem Rollstuhl und setzte mich mitten zwischen die Welpen. Ein kleiner Rüde konnte gar nicht genug von mir bekommen, krabbelte über mich drüber, nuckelte an meinen Fingern, fiepte und schleckte. Ich fand ihn sehr niedlich, doch wir wollten eigentlich eine Hündin.
»Es ist ein S-Wurf«, sagte die Züchterin.
Da fiel mir die kleine Sita ein – und kaum kam mir der Name in den Sinn, steckte ein weibliches Hundebaby seine Schnauze in meine Hand.
»Sita?«, fragte ich.
Das Hündchen wedelte mit dem ganzen Hinterleib. Alles klar!
Leider war Marcky nicht so begeistert wie wir. Von wegen Welpenschutz: Beleidigt schnappte er nach dem Neuzugang. So kannten wir unseren Marcky gar nicht. Zum Glück gewöhnten sich die beiden dann doch aneinander, und nach einigen Tagen hatte Sita Marcky um ihre Pfoten gewickelt und konnte mit ihm machen, was sie wollte. Er ließ sich sogar dazu hinreißen, mit ihr zu spielen, Sita musste ihn nur lange genug ins Genick stupsen. Es war eine große Freude, den beiden zuzusehen. Und egal, wen wir riefen, Sita oder Marcky, sie kamen immer beide angerannt.
Der überfahrene Schleier
Auch ich hatte diesen Mädchentraum früher gehegt. Ganz in Weiß mit kilometerlanger Schleppe. Die Frau nimmt den Namen des Mannes an, später bauen die beiden ein Haus, kriegen Kinder und sind glücklich. Alles total normal – und unerreichbar für mich. Ich würde schon an der Schleppe scheitern. Ich würde spätestens beim Wenden drüberfahren, und dann wäre sie nicht mehr weiß, sondern hätte hässliche schwarze Streifen. Aus der Traum?
Eines Tages erzählte mir meine Mutter am Telefon von der Grube Elisabeth in Freiberg, einem ehemaligen Bergwerk, wo in einer kleinen Kapelle standesamtliche Hochzeiten stattfanden.
»Aha«, sagte ich und vergaß es bald wieder, aber offensichtlich nicht vollständig.
Einige Wochen später kuschelten Markus und ich auf der Couch, sahen irgendeinen Film und unterhielten uns zwischendurch. Ich weiß
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