Das Glück reicht immer für zwei
zwei Cocktails trinken wolltest.«
»Sehr lustig«, sagte Britt. »Aber das ist die Wahrheit. Ich konnte Brigitte so gut spielen, weil ich gut vorbereitet war und mir Mut angetrunken hatte.«
»Weiß Mum davon?«
Britt kicherte. »Das bezweifle ich. Du kennst ja ihre Einstellung zu Alkohol. Wenn sie wüsste, dass ich angetrunken im Fernsehen war, würde sie kein Wort mehr mit mir reden. Erfolgreiche Romanautorin hin oder her.«
»Nun, ich vermute mal, dass du dich vor deinen Seminaren
nicht betrinken willst. Aber vielleicht bist du ein bisschen zu gut vorbereitet.«
»Man kann nie zu gut vorbereitet sein.«
»Wie wär’s damit?« Mia sah sie aufgeregt an. »Du bist doch leidenschaftlich, was deine Juristerei anbelangt, nicht wahr?«
»Ich denke schon.«
»Und manchmal handelst du auch knallharte Scheidungsvereinbarungen zugunsten von Mandanten aus, von denen du eigentlich denkst, dass sie es gar nicht verdienen?«
»Ich übernehme nie einen Fall, bei dem ich meine …«
»Ach, nun komm schon, Britt!«, unterbrach Mia sie. »Es gibt bestimmt Fälle, bei denen du das Gefühl hast, dass ein durchtriebenes Luder ihren Alten nur ausnehmen will.«
»Nicht wirklich.«
»Nie?«
»Es kommt schon vor, dass ich meine Mandanten nicht besonders mag«, räumte Britt schließlich ein.
»Und strengst du dich bei denen weniger an?«
»Natürlich nicht. Es ist mein Job …«
»Genau!«, sagte Mia triumphierend. »In deinem Job gibst du dein Möglichstes, egal, was du über deine Mandanten denkst. Und hier ist es genau das Gleiche. Du hältst Pelzteddybären und Valentinskarten und so weiter für reine Zeitverschwendung und rausgeworfenes Geld. Aber andere denken anders darüber. Du meinst offensichtlich, dass alle Männer Scheißkerle sind. Doch nicht alle Frauen denken so! Du glaubst, ein Blumenstrauß von deinem Liebsten heißt so viel wie: Liebling, ich hab Mist gebaut. Aber manchmal meint ein Blumenstrauß einfach: Liebling, ich liebe dich. Also musst du nur so tun, als meintest du es so, genau wie bei deiner Arbeit.«
Britt starrte ihre jüngere Schwester an. »So habe ich es noch nie betrachtet«, sagte sie nachdenklich.
»Weil du versuchst, wie jemand zu denken, der romantisch veranlagt
ist, du aber nicht weißt, wie das geht. Bleib bei deiner Einstellung als Anwältin und nutze deine Erfahrung.«
Britt sah Mia überrascht an. »Da ist vielleicht was dran.«
»Stell dir bei deinem nächsten Seminar vor, du würdest dich für eine Mandantin ins Zeug legen«, sagte Mia. »Tu so, als handle es sich um eine Scheidungsvereinbarung, bei der es um viel Geld geht.«
»Ganz schön clever«, sagte Britt. »Du bist in dieser Sache so viel besser als ich.«
»Das kann gar nicht sein«, sagte Mia ironisch. »Sonst hätte ich das verdammte Buch geschrieben und nicht du, oder?«
Sie leerten ihre Mojitos und gingen in ihre Kabine. Noch lange, nachdem Britts regelmäßiger Atem Mia signalisierte, dass sie eingeschlafen war, lag Mia wach. Als sie nach zwei Uhr immer noch nicht schlief, stand sie auf, schlüpfte in eine bequeme, weite Baumwollhose und ein T-Shirt und huschte so leise wie möglich zur Kabinentür hinaus.
Auf dem Flur war es ruhig, doch als sie sich der Panorama Lounge näherte, hörte sie Stimmen – offensichtlich saßen dort noch immer einige Nachtschwärmer. Sie begab sich nicht in die Bar, sondern auf das Promenadendeck. Es war nicht, wie sie erwartet hatte, menschenleer. Einige Paare gingen Hand in Hand spazieren oder lehnten sich an die Reling und schauten aufs Meer. Die Frauen trugen noch ihre Abendkleider, die Männer Smoking. Am Abend hatte es im Parthenon Restaurant ein formelles Dinner gegeben, und die Damen stellten ihre glamouröse Garderobe zur Schau. Britt und Mia hingegen hatten keine Lust gehabt, sich in Schale zu werfen, und es vorgezogen, stattdessen im zwanglosen Terrace Restaurant zu essen. Britt sagte, sie hasse es, sich aufzudonnern. Mia indes hatte befürchtet, dass selbst ihr bestes Outfit für ein Galadinner nicht genügen würde. Als sie jetzt das Paar, das am nächsten zu ihr stand, betrachtete, kam sie zu dem
Schluss, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Frau trug ein langes Abendkleid aus glänzender, smaragdgrüner Seide, das sich eng an ihren schlanken Körper schmiegte. Die Absätze ihrer Stilettos waren halsbrecherisch hoch, und die Diamanten an ihren Ohrläppchen und am Hals glitzerten in der gedämpften Beleuchtung um die Wette.
Sie waren ein
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