Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
Vom Netzwerk:
auf einen Stapel Matten in der Ecke, und der Lehrling ging neugierig hin, um den Wirbler zu betrachten.
    Ulgan hielt einen Kerzenleuchter in die Höhe. „Laßt mich euch anschauen … Was habt ihr da … einen verwundeten Wirbler? Und einen Außenseiter? Ein zusätzliches Mitglied von Brins Fünf? Die Winde bewahre! Wie geht es Brin? Wie geht es dem versteckten Kind? Wie geht es Eddorn Brinroyan?“
    „Schiefauge ist tot“, sagte Harfner Roy, der wie ein Kind mit gesenktem Kopf vor der Ulgan stand.
    „Betrüblich …“ Beth Ulgan umklammerte den Kerzenleuchter und murmelte ein Abschiedsgebet.
    Die Wahrsagerin überraschte mich jedesmal, wenn ich sie sah. Erstens war sie dick, die einzige dicke Person, die ich je sah, ehe wir nach Otolor und Rintoul gingen, und außerdem war sie sehr groß. Beeth Ulgan hatte ein langes, abfallendes Gesicht, sehr glatt und braun, mit dichten Büscheln weißen Haares, um ihren Kopf herum zu ansehnlichen Fransen und Schnecken geflochten. Das Gewand der Wahrsagerin war aus weicher, von uns selbst gewebter, reich bestickter Wolle mit weiten Ärmeln voll magischem Tand, Süßigkeiten, Nüssen und Nachrichtenbändern.
    „Ihr kommt zu einer traurigen Zeit“, sagte sie und legte eine sanfte Hand auf meinen Kopf, „aber ich muß euch nochmals fragen. Hat sich die Prophezeiung meines alten Lehrers erfüllt? Wie steht es mit dem Schicksal der Fünf von Brin?“
    „Du hast diese Frage jetzt schon seit Jahren gestellt“, sagte Roy, „und endlich kann ich dir eine Antwort darauf geben …“
    „Wir sind mit einem Neuen Glück gesegnet worden …“ sprudelte ich heraus.
    „Pscht“, sagte Harfner Roy und drückte Brins Nachrichtenband der Wahrsagerin in die Hand.
    „Beeth Ulgan, du bist immer unsere Freundin und Ratgeberin gewesen. Was wir dir zeigen, muß geheim bleiben …“
    „Geheimnisse?“ Die verschleierten Augen blitzten im trüben Licht auf. Beeth Ulgan starrte den Harfner an, während sie an dem Nachrichtenband herumfummelte.
    „Taucher“, sagte Harfner Roy. Taucher zupfte seinen Umhang zurecht und trat vor.
    „Neues Glück …“ flüsterte Beeth, „vom Hingstull. O Himmel und Erde!“ Sie nahm Taucher bei der Hand und führte uns alle in den Innenraum, ein Zimmer voller Teppiche und Kissen.
    Taucher stand aufrecht vor ihr, und seine Kapuze fiel zurück. Wir hatten zu sehr im Schatten gelebt. Jetzt zeigte das helle Licht eines Dutzends von Kerzenleuchtern und zweier Laternen Taucher so, wie er wirklich war. Gänzlich fremd, ein wesentlich anders geartetes Geschöpf mit völlig anderem Körpergewebe. Im Vergleich dazu waren die Granden, deren reicher Putz mich sie hatte angaffen lassen, wie unsere Blutsverwandten. Ein blasses, glattes Gesicht, ein runder Kopf, gelocktes Haar, dessen ursprüngliches Dunkelbraun noch am kräftigen Nacken sichtbar war. Scharfe frontale Augen von strahlendem Blau.
    Beeth Ulgan atmete tief und hielt Tauchers Blick stand.
    „Wer … was … bist du?“ fragte sie. „Als was für eine Art Wesen bezeichnest du dich?“
    Und Taucher antwortete gesittet: „Ich bin ein Mensch. Ich heiße Scott Gale.“
    „Woher kommst du?“
    „Aus einer anderen Welt.“
    Es war ein sonderbarer Ausdruck, den wir ausgearbeitet hatten, als wir ihm unsere Sprache beibrachten. Taucher fuhr fort, seine Identifikation in seiner eigenen Sprache zu wiederholen. Inzwischen verstand ich sie recht gut. Das Lernen war wechselseitig – wir alle kannten ein paar Wörter seiner Sprache.
    „Scott Gale 20496, Navigationsleutnant, Weltraumdienst/Satellitstation Terra-Sol XNV34, Bio-Beobachtungsabteilung 1, Planet 4, 70 Ophiuchus A.“
    Beeth Ulgan musterte Taucher scharf. Schließlich wandte sie sich ab und schüttelte ihren ansehnlichen Haarschmuck, während sie in einem Bündel von Seidenrollen kramte, und eine befestigte sie an dem Gestell. Ich konnte erkennen, daß es irgendeine Karte war, feingewebt, wie alle Rollen der Wahrsagerin, und mit schwarzem Faden auf dem cremefarbenen und goldenen Untergrund der Arbeit bestickt. Taucher trat heran und schaute genau hin, wobei er den Kopf drehte, um eine Richtung zu finden. Dann zeigte er darauf. Ich sah, von jäher Aufregung ergriffen, daß es eine Sternenkarte war, auf der die Konstellationen schwarz eingezeichnet und die Sterne selbst als rote Punkte eingewebt worden waren.
    Da waren die Sonne und die Ferne Sonne. Da waren die Geschwisterwelten von Torin: Derin oder die Ferne Welt und die Zwillinge Thune und Tholen und die

Weitere Kostenlose Bücher