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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Augen nicht davon abwenden, aber schließlich drehte Brin meinen Kopf weg und vergrub mein Gesicht in ihrem Umhang. Alles, was ich spürte, war nur ein dumpfer Aufprall, nicht lauter als das Zuschlagen einer Holztür in einem festen Haus.
    Die Stille wurde nach wenigen Pulsschlägen zerrissen; ein fürchterliches Durcheinander setzte ein. Ich sah Taucher hinunterspringen und loslaufen, gefolgt von Schwarzlocke; irgendwo brüllte der Startmeister; die Menge durchbrach die Absperrung und strömte auf das Gelände. Brin und Ablo mußten zum Schutze Tomarvans auf dessen Triumphplattform bleiben. Ich sah einen großen Alten vorbeieilen, der sich die Kleider vom Rücken riß und sich zum Zeichen der Trauer das Gesicht zerkratzte; es war Jebbals Hauptoffizier. Ich hatte nur einen Gedanken. Ich sprang von der Plattform und lief los und erkämpfte und bahnte mir den Weg durch die gedrängte weinende Menge, bis ich Jebbals prächtiges Seidenzelt erreichte, wo die Kinder warteten. Um es herum war freier Raum; die Eskorte war, bis auf zwei Leibdiener, nicht anwesend, der eine ein Alter, der auf dem Boden hockte und die Flachsblüten der Luntroys von seinem Umhang abriß, der andere ein junger Offizier, der in einem Tornister wühlte. Der Alte schrie mir, als ich durch die Zeltklappe schlüpfte, zu, daß der Ort verflucht sei. Könnte ich den giftigen Zorn der Winde abwehren?
    „Ich bringe die Gunst der Winde“, rief ich.
    Ich trat in die Dunkelheit des Zeltes und wartete, bis meine Augen sich daran gewöhnt hatten. Sie saßen auf den Kissen, blaß wie immer: Valdin und Thanar. Sie waren zu Ehren des Tages reichgekleidet; das Glasperlenspiel lag zwischen ihnen. Ich betrachtete mich in ihrem Spiegel, geweitete Augen, verdreckt, voller Furcht und Aufregung, die der Wettflug des Vogel-Clans verursacht hatten. Ich war sicher, daß sie ihm nicht zugeschaut hatten, daß niemand ihnen erzählt hatte, wie er endete, und gleichzeitig war ich sicher, daß sie begriffen, was sich ereignet hatte. Seit vier Jahren hatten sie im dunklen Zelt gewartet; und sie wußten das Schlimmste, obwohl niemand ein Wort darüber verlauten ließ. Ich stolperte vorwärts und setzte mich zu ihnen; Valdin zog eine Glasperle, und Thanar klatschte leise in ihre Hände und nahm vier seiner Glasperlen. Valdin seufzte und reichte mir einen Becher Honigwasser. „Sie ist ein Baby“, sagte er, „sie gewinnt gern.“ Ich nippte und verschluckte mich.
    „Hat jemand …?“ keuchte ich.
    „Noch nicht“, flüsterte Thanar, „du bist der erste, Dorn. Du bist unser Offizier.“ Sie legte die Glasperlen sorgfältig hin, eine jede in ihr richtiges Loch, dann ging sie im Zelt herum und sammelte ihre Besitztümer ein.
    „Du mußt Bericht erstatten“, sagte Valdin. Ich starrte ihn mit trockenem Mund an.
    „Ist der Wettflug des Vogel-Clans gewonnen worden?“
    „Ja, von Garl Brinroyan.“
    „Und Jebbal? …“
    „Die Winde haben sie davongetragen.“ Ich haßte diesen leeren Ausdruck, aber ich war froh darüber; mehr konnte ich ihnen nicht erzählen.
    Thanar brachte Valdin seinen Umhang, den er überwarf, wie sie es bereits mit ihrem getan hatte; das scharlachrote Futter zum Zeichen der Trauer nach außen gewendet. Ich sprach mit ihnen vom Segeln. Wir saßen da, wie es uns vorkam, eine Ewigkeit, und die Geräuschfetzen vom Gelände wurden schwächer, nachdem die Ordnung wieder hergestellt war.
    „Was werdet ihr tun“, fragte ich.
    „Nach Salzhafen fahren“, sagte Thanar. „Irgendein Clanangehöriger wird schon dafür sorgen.“
    Es erklang eine schwache Begrüßung vor dem Zelt, und ich ging zum Eingang. Ich sah, daß die ganze Eskorte beschämten Gesichts und weinend zurückgekehrt war; sie setzten sich in weitem Kreis um das Zelt. In ihrer Mitte stand der falkenäugige, adlernäsige alte Schreiber mit dem Brustschild der Wentroys, der Erste Offizier des Utofarl-Piloten.
    „Wer ist das? Wer hat dem giftigen Zorn der Winde in diesem Zelt getrotzt?“ fragte er.
    „Dorn Brinroyan!“
    Er machte ein paar Schritte auf das Zelt zu und fragte: „Fürchtest du dich nicht, Kind?“
    „Nein, das tue ich nicht“, sagte ich wahrheitsgemäß, „denn ich bringe die Gunst der Winde. Wir haben ein Großes Glück, den Sieger dieses Wettflugs des Vogel-Clans, und außerdem habe ich eine besondere Pflicht ihren Hoheiten Valdin und Thanar gegenüber.“
    „Du hast also diesem verfluchten Ort die Wirkung genommen.“ Er trat in das Zelt und beugte sich kummervoll zu den

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