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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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nur noch stärker.
    Er half ihr aus dem Stuhl und begleitete sie zur Tür. Da sah sie ihn plötzlich an und tat etwas, was Albert so beschämte, dass er plötzlich alles nur noch sehr verschwommen sah, und einen Kloß in seinem Hals produzierte, der schmerzte wie noch nie etwas anderes in seinem Leben.
    Sie küsste seine Hände.
    Aus Dankbarkeit.
    Aus Erleichterung.
    Aus dem Gefühl heraus, nicht mehr alleine zu sein.
    »Bitte … bitte nicht …«
    Er hatte nur noch wenig Kontrolle über seine Stimme, brach ab und schob die Frau sanft aus seinem Büro. Eine Weile stand er wie gelähmt da, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und rang um seine Fassung. Dann, plötzlich, spürte er ein Feuer in seinem Bauch, einen Furor, der wie Wasser aus einer Staumauer brach. Seine Fäuste ballten sich, und seine Wangenknochen traten hervor.
    Er rannte los.
    Über den Flur, die Treppen hinab, hechtete durch den Propeller, sodass der sich noch drehte, als er die Einfahrt des Amtes für Verwaltungsangelegenheiten schon erreicht hatte. Er hatte keine Augen für die Lichter der Stadt und keine Ohren für den Lärm der Straße.
    Er erreichte die Wertbergstraße, stürmte zu Annas Haus und hämmerte mit beiden Fäusten gegen die Tür.
    » HÖREN SIE AUF, LEUTE ZU MIR ZU SCHICKEN !«
    Er war ganz und gar außer sich, schrie und hämmerte gegen die Tür, bis sie sich öffnete und Anna ihn ebenso erschrocken wie verwundert ansah.
    »Was ist denn los?«, fragte sie blass.
    »Hören Sie auf, Leute zu mir zu schicken!«, rief Albert wütend.
    »Wieso?«
    Albert suchte nach den richtigen Worten, aber er war so aufgebracht, dass ihm alle vernünftigen Gedanken wie ein Kartenspiel aus den Händen gefallen waren und jetzt kreuz und quer auf dem Boden lagen.
    »Sie!«, rief er verzweifelt. »Sie bringen alles durcheinander!«
    »Was bringe ich durcheinander?«
    » ALLES !«
    Anna legte vor Schreck eine Hand auf ihre Brust und wich einen halben Schritt zurück.
    »Alles!«, rief Albert ruhiger. »Mein Leben! Alles!«
    »Was ist denn passiert?«
    Albert spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen, er wollte sich abwenden, aber er konnte nicht und schluchzte nur: »Da war eine alte Frau bei mir. Sie hatte nichts mehr! Verstehen Sie? NICHTS ! GAR NICHTS !«
    Anna versuchte, ihm eine Hand auf den Arm zu legen, und antwortete: »Herr Glück, beruhigen Sie sich doch!«
    »Ich will mich nicht beruhigen! ICH WILL NICHT ! Sie hat mir die Hände geküsst! DIE HÄNDE !«
    Er hielt ihr seine Hände förmlich unter die Nase, als ob man dort die Küsse noch hätte sehen können.
    »Bitte … Albert …«
    Sie versuchte noch einmal seinen Arm zu halten, aber er riss sich los: »Lassen Sie mich! Sie bringen alles durcheinander! Alles …«
    Er wirbelte herum und lief davon.

34.
    Nach dem Ausbruch kam die Müdigkeit.
    Die Frustration.
    Und die Stille.
    Sein Leben war völlig aus den Fugen geraten, und er spürte, wie sehr ihn das entkräftete. Was war geschehen? Wieso hatte er sich auf das alles eingelassen? Warum gerade jetzt?
    Er blickte durch die leere nächtliche Kantine und fühlte sich so einsam wie noch nie. Es war noch gar nicht lange her, da hatte er die Stunden allein beim Essen und bei seinen abendlichen Spaziergängen im Amt genossen, Momente, in denen er ganz bei sich war, in denen er sich spürte und die Ruhe genoss.
    Jetzt sah hier alles tot aus, ein sinnentleerter Raum.
    Sein Essen hatte er nicht angerührt. Nur an dem billigen Kochwein nippte er dann und wann und spürte bald schon einen angenehmen Schwindel, der ihm seine Laune leichter machte. Wie war es möglich, dass eine nette alte Frau so aus dem Fokus ihrer Umwelt geriet, dass sie sprichwörtlich vor dem Hungertod stand? Wie war es möglich, dass sie niemand bemerkt hatte? Keine Familie? Keine Nachbarn oder Freunde? Oder wollte sie niemandem zur Last fallen? Was wäre passiert, wenn Anna sie nicht zu ihm geschickt hätte? Wäre sie dann in aller Stille eingeschlafen? Und niemand wäre da gewesen, der um sie getrauert hätte?
    Albert seufzte deprimiert: Er wusste schon, warum er sich von der Welt abgewendet hatte. Und es wurde Zeit, dass er wieder von der Bildfläche verschwand, unsichtbar wurde, wieder Teil des Amtes, das ihn fast fünfunddreißig Jahre lang beschützt hatte.
    Vor denen da draußen.
    Er räumte ab und zog sich in seine Kammer zurück, erledigte die Abendroutine und legte sich ins Bett. Sein Blick fiel auf seine Zeichnung, die an der Eingangstür

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