Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
anbraten, bis sie bräunlich werden, dann das Fleisch wieder hinzugeben. Die Posole und ausreichend Wasser hinzugeben, so dass alles bedeckt ist, und zum Kochen bringen. Hitze reduzieren und zugedeckt für etwa 1 Stunde köcheln lassen. Die frischen Chilischoten in einer Papiertüte bei ca. 200 Grad im Ofen für 10 Minuten rösten, herausnehmen, abkühlen lassen, schälen (Schale sollte sich leicht lösen lassen) und entkernen. Alles bis auf das Salz und die Kräuter hinzugeben
und weitere 4 Stunden zugedeckt köcheln lassen. Probieren, nach Belieben mit Salz abschmecken. Noch eine Stunde zugedeckt köcheln lassen. Mit Koriander, dünnen Chiliringen und frisch geschnittenen Tomaten garnieren.
VIER
J ulian saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem ausladenden Sessel im Schein einer Stehlampe, während im Hintergrund Billie Holiday Good Morning Heartache sang. Die weichen Jazzklänge weckten gespenstische Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit. Es war die beste Musik, die er kannte, um eine Horrorgeschichte zu schreiben. Oder eine andere Story.
Auf seinem Schoß lag ein Schreibblock. Schon den ganzen Sommer lang versuchte er, ein neues Drehbuch auf die Beine zu stellen. Normalerweise dürfte es nicht so lange dauern. In zweiundzwanzig Berufsjahren hatte er sechzehn Filme gemacht und wusste genau, was das Publikum und die Filmbosse von ihm haben wollten. Dieses Drehbuch hätte ein Kinderspiel sein sollen; es war der letzte Teil einer Trilogie, die sich zum echten Publikumsrenner entwickelt hatte, und sollte eigentlich leicht von der Hand gehen. Tat es aber nicht. Er liebte Horror, alles, was in dieses Genre fiel, nur die Art, die im Moment angesagt war, hing ihm zum Hals heraus – eimerweise Blut, entsetzte Schreie attraktiver Mädchen, die verzweifelt versuchten, den Fängen irgendeines irren Serienkillers zu entkommen. Im Grunde genommen machte es einen Heidenspaß – es brachte ihm Millionen ein und dem Studio ebenfalls. Mehr Geld, als er ausgeben konnte, um die Wahrheit zu sagen.
Aber er war jetzt nicht in der Stimmung dafür. Auch wenn er nicht hätte sagen können, wofür er im Moment in der
Stimmung wäre . Er hatte schon so viele Horrorstreifen gedreht, von Gespenster- über Slasherfilmen bis hin zu einem höchst erfolgreichen historischen Vampirstreifen, der selbst zehn Jahre nach seiner Entstehung immer noch weit oben in den DVD-Charts stand.
Doch in den letzten Wochen hatte sich etwas eingeschlichen, der Hauch von etwas, was er noch nicht benennen konnte, ein Flüstern, eine Art Versprechen. Aus diesem Grund hatte er nur einen Schreibblock vor sich liegen, keine Elektronik zwischen sich und seiner Fantasie, sondern nur einen aufgeschlagenen Block, unschuldig weißes Papier und einen Füller mit schwarzer Tinte – er fühlte sich wie ein Barde, der mit einer Feder sein Lied zu Papier bringt.
Er begann zu kritzeln. Die Musik stieg wie in einer Wolke zu den Holzbalken an der gewölbten Decke empor. Was war es nur, das ihm ständig durch den Kopf geisterte? Sehnsucht, Errettung, Kummer, Katharsis, Hunger, schrieb er auf das leere Blatt.
Um jedes Schlagwort zeichnete er einen Kreis und daraus aufsteigende Bläschen. Beim Horror ging es grundsätzlich um die Katharsis, um den Prozess der Reinigung; darum, angestaute Gefühle loszulassen und zu erkennen, dass das Leben an sich nicht so schlimm war.
Und es ging um Rettung – darum, Monster, Geister und Zombies in ihre Schranken zu weisen. Vor seinem geistigen Auge flammte das Bild eines Friedhofs auf, eines offenen Grabes, vermischt mit dem Gefühl des Verlusts. Mit knappen Strichen zeichnete er die Szenerie.
Jede Art von Horror erfüllte einen bestimmten Zweck, befriedigte eine spezielle Sehnsucht oder Fantasie des Publikums – ebenso wie des Regisseurs. Die Erfüllung welcher Fantasie sehnte er damit herbei?
Lange Zeit saß er reglos da, den Füller ungenutzt in der
Hand, ehe er ein paar Seiten aus dem hinteren Teil des Blocks hervorzog. Es waren Fotokopien alter Zeitungsartikel aus dem Herbst 1988. Eine der Titelstorys stammte aus dem Albuquerque Journal vom November 1988. Auf einem Foto waren tiefe Schrunden an einem Baumstamm sowie ein Hügel mit Kreuzen vor dem abendlichen Zwielicht zu sehen.
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