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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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erläutert? Von ihrer schwierigen Kindheit oder so
geredet?«
    María
schüttelte den Kopf. »Es ist schon eine ganze Weile her,
dass er sie erwähnt hat. Ich weiß den genauen Wortlaut
nicht mehr. Es war etwas Trauriges, Tragisches, aber er ist nicht
näher darauf eingegangen.« María kniff
nachdenklich die Augen zusammen. »Etwas über ein Opfer
und ob das zu verantworten wäre. Ich habe ein- oder zweimal
nachgefragt, weil es interessanter klang als die endlosen
Geschichten über die Seefahrt und die Reederei, aber er hat
sich sofort in sich zurückgezogen und nicht weitergeredet. So
als hätte er bei meinem Nachhaken erst gemerkt, dass er laut
gesprochen hat.«
    »Du
weißt nicht, um was für ein Opfer es
ging?«
    María
schüttelte den Kopf. »Nein. Was auch immer es war, es
hat sich tief in sein Gedächtnis gegraben. Direkt im Anschluss
hat er ein- oder zweimal über Alkohol gesprochen. Ich glaube
nicht, dass diese Alda etwas mit Alkohol zu tun hatte.«
     

    »Alkohol?«,
fragte Dóra. War die Freundschaft zwischen dem
Hafenwärter Kjartan und Guðni nicht wegen Alkoholschmuggel
zerbrochen?
    »Es war
irgendetwas im Sinne von, der Alkohol würde das wieder
ausgleichen, ob ich ihm da beipflichten würde. Ich hab
natürlich einfach ja gesagt, das schien ihn zu freuen.«
María zuckte mit den Schultern. »Ich habe gedacht,
Alda hätte vielleicht ihre Liebe zu Markús geopfert,
aber mehr ist mir dazu auch nicht eingefallen.«
   
    »Hat
dein Schwiegervater im Zusammenhang mit Alda oder diesem Opfer
jemals Markús erwähnt?«, fragte Dóra
neugierig. Bisher war sie immer davon ausgegangen, dass
Markús’ Zuneigung von Alda nicht erwidert worden war.
Vielleicht war das gar {258 }nicht der Fall. Aber warum war Alda
dann nicht mit ihm zusammengewesen, wenn sie es doch gewollt
hätte?
    María
schüttelte wieder nachdenklich den Kopf. »Nein, ganz
sicher nicht. Dann hätte ich Markús ganz bestimmt nach
diesem geheimnisvollen Opfer gefragt.« Sie schaute auf die
Uhr und schlug die Beine in die andere Richtung übereinander.
Dóra hatte den Eindruck, dass sie das zur Vorbeugung von
Krampfadern in regelmäßigen Abständen tat. Diese
Frau würde sich blendend mit Dóras Schwiegermutter
verstehen. »Aber das Ganze kann natürlich auch einfach
völliger Unsinn sein«, sagte María skeptisch.
»Ihm schwirren alle möglichen Namen durch den Kopf.
Manchmal redet er über Träume oder bringt etwas
durcheinander.« Sie zuckte die Achseln. »Wenn das
Gehirn nicht mehr mitspielt, verwechselt man vieles. Manchmal
hält er zum Beispiel Filmszenen für eigene Erlebnisse. Er
hat schon mal erzählt, wie er Fallschirm gesprungen ist, ein
Boot mit Verbrechern versenkt, Sophia Loren getroffen hat und so
weiter. Das ist mit Sicherheit alles nie
passiert.«
    Dóra
saß nachdenklich da. »Hat er schon mal über den
Vulkanausbruch geredet?«
    »Natürlich.«
María seufzte. »Jeder, der dabei war, kann irgendetwas
darüber erzählen. Eine Zeitlang dachte ich, ich
würde hier nie akzeptiert, weil ich einfach nicht genug echte
Asche eingeatmet habe.« Traurig schaute sie Dóra an.
»Und im Grunde war es auch so. Ich habe mich hier nie richtig
integriert, wobei der Vulkanausbruch aber wohl nicht die Hauptrolle
spielt.«
    Dóra
bedauerte die einsame Frau. »Was hat denn Magnús
darüber erzählt?«
    »Manchmal
hat er mich gefragt, ob ich das Dröhnen höre, so als
würde er die Nacht noch einmal erleben. Ich könnte sie
dir von A bis Z wiedergeben. Er war einer der Ersten, die den
Ausbruch bemerkt haben, er war noch wach. Soweit ich weiß,
war es in der Nacht von Montag auf Dienstag
...«
    Dóra
bremste sie. »Ich will nicht wissen, um wie viel Uhr es
losging, sondern, ob er dir etwas über die Rettungsarbeiten
erzählt {259 }hat. Spuren an den Leichen lassen darauf
schließen, dass die Männer nach Beginn des Ausbruchs
noch draußen waren. Die Frage ist, ob jemand sie ohne
Magnús’ Wissen in den Keller gebracht haben
könnte. Jemand, der ihm geholfen hat, das Haus
leerzuräumen.«
    »Ich
verstehe«, entgegnete María. »Am häufigsten
hat er darüber geredet, wie er Leute mit seinem Schiff aufs
Festland gebracht hat. Ich weiß nicht mehr, wie lange am
Stück er auf den Beinen war, aber das hat er oft
erwähnt.« Sie lächelte. »Fünfzig,
sechzig Stunden oder so. Da war er stolz drauf. Aber er hat
bestimmt ein bisschen übertrieben.« María strich
sich das Haar aus dem Gesicht. »Er hat nicht viel über
die Hausräumung geredet, nur,

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