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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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erst viel später zurückgekehrt, und da war das
Haus verschwunden.« 
    »Du
hoffst wohl, dass es nicht Markús war, der sich damals im
Keller zu schaffen gemacht hat, was?« Kjartan wippte auf
seinem Stuhl vor und zurück, sodass die Lehne
knarrte.
    »Ich
würde es gerne ausschließen«, antwortete
Dóra. Sie musste auf der Hut sein, damit der Mann den
Spieß nicht umdrehte. »Vielleicht kannst du mir
erzählen, wie das damals war. Kannst du dich an etwas
erinnern, das für Markús wichtig sein
könnte?«
    »Keine
Ahnung, ob das, was ich weiß, Markús hilft.«
Kjartan lehnte sich abrupt vor. »Ich wünschte, es
wäre so – ich kann den Jungen gut leiden. Sein Vater und
ich waren eng befreundet. Den Jungen haben sie damals immer
Moneten-Markús genannt, weil er ständig über Geld
geredet hat.«
    Dóra
musste grinsen. Das war Jahrzehnte her, aber für Kjartan
schien Markús nie erwachsen geworden zu sein. »Ich
würde trotzdem gerne deine Version der Geschichte hören.
Man weiß nie genau, was wichtig sein könnte. Wie fing
das alles an? Der Vulkan ist ohne Vorankündigung ausgebrochen,
oder?«
    Jetzt musste
Kjartan grinsen. »Der Ausbruch von Surtsey war meiner Meinung
nach ein ziemlich eindeutiges Vorzeichen.« Er drehte sich um
und nahm eine gerahmte Karte der Westmännerinseln von der
Wand. Sie war verblichen und eingestaubt. Kjartan pustete
kräftig den Staub von der Karte. Dann zeigte er auf Surtsey,
die bei einem unterseeischen Vulkanausbruch entstandene
südlichste Insel, und führte seinen Finger im Halbkreis
an der Inselkette entlang bis zur Hauptinsel Heimæy.
»Hier liegt der Vulkangürtel. Keine große
Entfernung.« Er markierte Heimæy mit dem kleinen Finger
und Surtsey mit dem Daumen. »Etwa dreißig, vierzig
Seemeilen.« Er legte die Karte vor sich auf den Schreibtisch.
»Der Ausbruch von Surtsey war 1963, und 1973 bricht dann der
Eldfell aus. Zehn Jahre sind nach erdgeschichtlichen
Maßstäben ein Wimpernschlag.«
    »Hm,
aber für normale Menschen schon ziemlich lang. Die Bewohner
von Heimæy haben bestimmt nicht mit einem weiteren {72
}Ausbruch gerechnet, nachdem die Erde in Surtsey zur Ruhe gekommen
war.«
    »Nein,
das stimmt«, sagte Kjartan. »Die einzigen Vorzeichen
waren ein paar leichte Erdstöße am Abend vor dem
Ausbruch. Da hat sich niemand groß drum gekümmert;es
hieß immer, diese Beben kämen vom Festland, aus dem
Gebiet, wo damals das Búrfell-Kraftwerk gebaut worden ist.
Ich bin kein Experte, aber ich hab mir sagen lassen, dass einer der
drei Seismographen, die die Bewegungen der Erdkruste gemessen
haben, defekt war. Deswegen konnte man den Ausgangspunkt des Bebens
nicht besser orten. Jedenfalls hat damals niemand richtig
geschaltet.« Kjartan verstummte. »Obwohl es
verschiedene andere Anzeichen gab, aber die hat niemand ernst
genommen. Eine Frau, deren Haus am Rande des Wohngebiets stand, wo
der Ausbruch losging, hat sich zwei Tage vorher darüber
gewundert, warum die Elfen alles zusammengepackt und ihre
Behausungen verlassen haben.«
    »Elfen?
Verstehe.« Dóra beschloss, das nicht weiter zu
kommentieren.
    »Hm, und
ein kleines Mädchen hat seinen Eltern erzählt, ein Vulkan
würde ausbrechen, genau an der Stelle, wo ein paar Tage
später tatsächlich die Vulkanspalte aufgerissen
ist.« Kjartan zuckte mit den Schultern. »Es gibt noch
mehr solche Geschichten. Ein Hobbymaler hat zum Beispiel vor dem
Ausbruch ein Bild von dem Vulkan und der Lava gemalt. Ich bin davon
überzeugt, dass manche Menschen solche Katastrophen auf
unerklärliche Weise spüren – so wie Tiere. Ich
gehöre allerdings nicht dazu.«
     

    Dóra
war heilfroh darüber. »Der Vulkan ist also mitten in der
Nacht ausgebrochen?«  
    »Ja.«
Kjartan wirkte erleichtert, dass Dóra nicht weiter nach den
übernatürlichen Phänomenen fragte. »Die
Vulkanspalte hat sich um zwei Uhr nachts geöffnet und Lava
gespuckt. Sie war nur zweihundert Meter vom nächsten Haus
entfernt – ihr könnt euch vorstellen, dass es an ein
Wunder grenzte, dass alle gerettet
wurden.«
    »Die
Leute müssen sich zu Tode erschreckt haben«, sagte
Dóra. »Ich hab noch nie einen Vulkanausbruch erlebt,
aber der Lärm muss ohrenbetäubend sein.«
    »Klingt
vielleicht komisch, aber so laut war es gar nicht«,
entgegnete Kjartan. »Diejenigen, die in der Nähe der
Ausbruchstelle wohnten, sind von dem Lärm aufgewacht, aber die
meisten anderen mussten tatsächlich geweckt werden.
Polizeiautos, Feuerwehr und andere Fahrzeuge sind mit

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