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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

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Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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steckten
und bei einer Operation aneinanderstießen, hatte sie kein
Problem damit. {88 }»Wir finden schon eine
Lösung«, sagte sie und stand auf. »Ich glaube, es
würde mir bessergehen, wenn ich sie nicht gefunden
hätte.«
    »Ganz
bestimmt«, entgegnete Ágúst. »Versuch
einfach, nicht daran zu denken. Behalt Alda lieber so in
Erinnerung, wie sie lebendig war. Das hat sie
verdient.«
    Dís
nickte. »Glaubst du nicht, sie ist ermordet
worden?«
    »Ermordet?
Wer sollte einen Grund haben, sie zu
ermorden?«
    »Ich
weiß auch nicht. Irgendein Vergewaltiger, der sich
rächen will?«
    »Meinst
du wirklich?« Ágúst machte ein mürrisches
Gesicht. »Die sollten ihre Akten besser unter Verschluss
halten bei diesem Vergewaltigerverein.«
    Dís
grinste. »Es heißt Psychologische Betreuung von
Vergewaltigungsopfern, und ich bin mir gar nicht so sicher, ob die
alles unter Verschluss haben. Alda hatte zumindest die Schnauze
voll, als sie in der Notaufnahme aufgehört hat.« Alda
hatte ihre Nebenbeschäftigung vor ein paar Monaten aus
heiterem Himmel gekündigt. Sie hatte mehrere Abende in der
Woche und an den Wochenenden in der Notaufnahme im Krankenhaus
gearbeitet und sich einen guten Ruf durch ihre ehrenamtliche
Begleitung von Vergewaltigungsopfern erworben. Alda hatte immer
gerne dort gearbeitet, und vielleicht war ihre Kündigung das
Zeichen gewesen, nach dem Dís bisher vergeblich gesucht
hatte. Vielleicht war Alda die Brutalität, mit der sie dort
oft konfrontiert war, einfach zu viel geworden. »Vielleicht
war es ja auch jemand anders«, gab Dís zu
bedenken.
    »Wer
denn zum Beispiel?«, fragte Ágúst angespannt.
»Der Räuber Hotzenplotz?«
    »Nein,
du zum Beispiel«, sagte Dís seelenruhig und nahm ein
kleines Tütchen aus ihrer Kitteltasche.
    Ágúst
sprang auf. Er war nicht wütend, nur verdutzt.
»Ich?«
    Dís
ging zu ihm und legte das Tütchen auf den Schreibtisch.
»Das lag auf ihrem Nachttisch. So wie sie ausgesehen hat, ist
sie {89 }unter großen Schmerzen gestorben. Bei
Schlaftabletten sieht das bestimmt anders aus.«
    Ágúst
schaute Dís fest in die Augen. »Und du glaubst, ich
habe sie umgebracht?«
    »Guck
rein«, sagte Dís leise. »Noch bin ich nicht
völlig durchgeknallt.«
    Ágúst
richtete seinen Blick auf das kleine dunkle Tütchen. Er nahm
es, betrachtete es und schaute dann wieder zu
Dís.
    »Pass
auf, dass du das Zeug nicht berührst. Vielleicht landet es ja
doch noch bei der Polizei.« Ágústs Gesicht
verhärtete sich. Ernst fügte Dís hinzu:
»Wenn du das irgendwie erklären kannst, dann bleibt es
unter uns. Wenn nicht, muss ich es abliefern. Ich hab’s von
ihrem Nachttisch genommen.« Sie zeigte auf das Tütchen.
»Aber das entscheide ich später. Erst machen wir reinen
Tisch. Guck mich nicht so an, bevor du nicht gesehen hast, was es
ist.«
    Ágúst
schob vorsichtig seinen Zeigefinger in das Tütchen. Er musste
es gar nicht ganz öffnen, denn er kannte den Inhalt.
»Verdammt nochmal«, flüsterte er. »Was
sollen wir jetzt tun?«
    »Ich
weiß nur, dass niemand was gegen die Ausgrabung hatte,
außer Markús«, sagte Hjörtur und ging zu
einem Regal, das unter Akten und Papierstapeln fast zusammenbrach.
Der Archäologe legte die Blätter, die er in der Hand
hatte, auf einen Stapel und wandte sich wieder an Dóra und
Bella. »Weder seine Eltern noch seine Geschwister. Und diese
Alda hat mich nie kontaktiert. Kann schon sein, dass sie mit einem
Kollegen gesprochen hat, aber mir ist das nicht zu Ohren
gekommen.«
    Dóra
nickte enttäuscht. »Würdest du das bitte
überprüfen? Es ist wichtig.«
    Hjörtur
schaute sie mit einer Mischung aus Mitleid und Verärgerung an.
»Kann ich machen, aber ich glaube nicht, dass das irgendwas
bringt.«
    Dóra
musste vorsichtig mit dem Archäologen umgehen. Er war {90
}nicht verpflichtet, ihre Fragen zu beantworten oder ihr in
irgendeiner Weise behilflich zu sein. »Ich danke dir
vielmals«, sagte sie sanft. »Ich weiß, dass der
Leichenfund eure Pläne völlig durcheinandergebracht hat
und dass du genauso an einer schnellen Lösung des Falls
interessiert bist wie ich. Wir haben dieselben
Interessen.«
    Hjörtur
wirkte nicht überzeugt. »Sicher hoffe ich, dass die
Polizei so schnell wie möglich ihren Job erledigt, aber so
eilig wie du habe ich es ganz bestimmt nicht. Das, was mich
interessiert, liegt da schon seit über dreißig Jahren.
Ein paar Tage oder Wochen machen da keinen Unterschied.« Er
verschränkte die Arme. »Falls das alles ist, was ich
für

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