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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer schrecklichen Fratze verzerrt. Vor ihrem Mund sprühte Speichel. Ihre Augen waren weit aufgerissen und verdreht.
    Ich stand neben ihr und konnte ihr einfach nicht helfen. Sie mußte da durch, und all dieser Schrecken wurde von einem dumpfen Gesang begleitet, der innerhalb des Rauchs erscholl.
    Dort vollendete Seth sein schreckliches Werk. Wie er das Götter-Opfer umbrachte, war glücklicherweise für mich nicht zu sehen. Ich sah nur die schattenhafte Bewegung, aber auch sie deutete an, daß er keine Gnade kannte.
    Dann war es vorbei!
    Der ägyptische Teufel hatte sein Opfer bekommen. Eine junge Frau hatte ihr Leben lassen müssen, aber ihre Seele hatte Seth nicht bekommen. Sie war weitergewandert, bis es ihr schließlich gelungen war, einen neuen Gastkörper zu finden.
    Wie ging es weiter? Brachen die beiden Welten jetzt an ihren Nahtstellen zusammen?
    Noch strahlte das goldene Licht aus den Augen der jungen Frau. Es war ein so krasser Gegensatz. Einerseits die Kraft, die in ihr steckte und Menschen zu Staub werden ließ, andererseits wieder diese Hilflosigkeit, denn sie hatte sich nicht gegen ihr Schicksal aufbäumen können.
    Ich wartete darauf, daß der Zauber brach und Selima wieder auf ihr Bett zurückfiel. Solange das Licht noch vorhanden war, blieb auch der fremde Zauber, von dem die beiden Frauen hinter mir und auch ich unberührt blieben. Es ging bei ihm einzig und allein um Selima.
    Seth kehrte zurück.
    Der Götze war jetzt »satt«, das sahen wir ihm an. Aber wir sahen auch das Blut der Frau, das noch an seinen Händen und am Gesicht klebte. Er hatte es noch schrecklicher verzogen. In seinen Augen flackerte ein Ausdruck, den ich auch von Menschen her kannte.
    Es war die Gier!
    Die reine Gier, sich noch ein Opfer zu holen. Das gleiche wie schon damals.
    Hinter mir meldete sich Jane, die auf der gleichen Gedankenschiene gedacht hatte. »Ich glaube, er will sie auch, John…«
    »Mal sehen…«
    »Kannst du was tun?«
    Jane bekam keine Antwort von mir, denn ich mußte mich auf Selima konzentrieren.
    Der goldene Schein aus ihren Augen tat mir nichts.
    Er baute nur die Vergangenheit weiterhin auf, denn er war so etwas wie ein Sammelbecken für längst zurückliegende Zeiten.
    Selima bewegte ihren Mund. Ich wußte nicht, ob sie richtig Atem holte. Für mich sah es mehr aus, als wäre sie dabei, regelrecht nach Luft zu schnappen. Noch immer waren die Wangen tränennaß, und auch weiterhin strahlte der Schein aus ihren goldenen Augen.
    Seth war da!
    Wieder stand er zwischen den Säulen. Die gleiche große Bestie, nur diesmal blutbefleckt. Etwas ungemein Kaltes und Drohendes ging von ihm aus. Es war ein Strom nicht nur aus der Tiefe der Zeiten, sondern auch aus der Tiefe der Unterwelt, der mich ebenfalls erwischte und mich dabei fast einfror.
    Und dann bewegte sich die Schwebende!
    Sie sank leider nicht nach unten. Ohne daß sie etwas dagegen tun konnte, schwebte sie mit dem Kopf voran auf die verdammte Bestie zu, die wirklich nicht satt war und nun ein zweites Götter-Opfer bekommen wollte.
    Damit war ich gefordert!
    Das erste Opfer hatte ich nicht verhindern können. Kein Mensch kann die Vergangenheit verändern, doch jetzt mußte ich alles einsetzen, um ein zweites Götter-Opfer zu verhindern.
    Alles war wenig genug.
    Aber ich wußte auch, daß Seth ein mörderischer und böser Bruder des Gottes Osiris war. Osiris war das Leben, er war der Erschaffer, und sein Zeichen war das Ankh auf meinem Kreuz.
    Es hatte mich schon vor Fatima gerettet. Jetzt hoffte ich, daß es mich ebenfalls nicht im Stich ließ.
    Ich holte es aus der Tasche.
    Selima war sehr ruhig geworden. Sie schien sogar in einen Zustand der Trance gefallen zu sein. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich kein Schrecken mehr ab, aber sie sah auch nicht entspannt aus. Ob sie wußte, was auf sie zukam?
    Ich hielt das Kreuz jetzt in der rechten Hand. Auch mich hielt eine ungemein starke Spannung fest. Diesmal würde es keinen Sinn haben, wenn ich die Formel rief, denn gegen die Magie des Alten Reichs Ägypten half sie mir nicht.
    Aber das Ankh!
    Es war gefährlich, was ich tat, doch ich sah keine andere Möglichkeit, als in den goldenen Schein hineinzutreten und mich dem Götzen Seth zu stellen. Dabei dachte ich nicht darüber nach, ob er real existierte oder nur eine Traum- oder Alptraumfigur war. Ich vertraute jetzt voll und ganz auf die alten Kräfte, die der Prophet Hesekiel während der babylonischen Gefangenschaft seines Volkes in mein Kreuz

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