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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommen. Ich mußte schon zur Seite weichen, denn so schnell schwang sie ihren Körper in die Höhe.
    Selima blieb auf dem Bett sitzen, die Hände zu Fäusten geballt, und sie schaute sich dabei wild um. »Nein, nein, keine Ruhe. Ich weiß es… ich erinnere mich.«
    Genau diese Erinnerungen mußten wie ein Sturmwind auf sie niederprasseln, denn ihr Gesicht zeigte fast die gleiche Angst wie vor einiger Zeit, als sie noch auf dem Bett gelegen hatte.
    Dann begann Selima zu sprechen, doch sie schaute keinen von uns dabei an. Wir hörten die mühsam formulierten Worte und Sätze, und wohl jeder von uns bekam eine Gänsehaut.
    »Ich habe meinen Tod gesehen, meinen eigenen Tod. Ich wurde geholt, und es ist Seth gewesen, der ägyptische Teufel. Ich war das Götter-Opfer. Er hat mich damals vernichtet…« Sie legte eine Sprechpause ein, um wenig später die Hände vors Gesicht zu schlagen. Als sie dabei sprach, hörte sich ihre Stimme dumpfer an. »Es wird sich wiederholen, ja, es wird sich wiederholen. Das weiß ich genau. Es wird keine Ruhe für mich geben. Ich hätte nicht wiedergeboren sein dürfen. Aber ich kann nicht gegen das Schicksal an. Ich kann nicht darüber bestimmen. Das muß ich anderen überlassen.«
    »Bitte«, sagte ich leise, »ich meine, daß du anders denken mußt. Ich weiß selbst, daß es nicht einfach ist, denn ich stecke ja nicht darin. Aber die Zeiten haben sich geändert. Zwar existiert Seth nach wie vor, und du bist auch vorhanden, doch die Menschen sind andere geworden. Schau dich doch um. Sieh Jane an, Lady Sarah oder mich. Haben wir noch etwas mit den Menschen gemein, die du in deiner damaligen altägyptischen Zeit kennst?«
    »Nein«, gab sie zögerlich zu.
    »Genau das ist unsere Chance. Ich will die alte Zeit nicht verdammen, aber in der heutigen haben wir schon mehr Möglichkeiten, und auch du hast sie.«
    Selima zwinkerte. »Ich? Wieso ich?«
    »Erinnere dich nur an die U-Bahn-Station und an die beiden Männer, die dich gestellt haben. Sie wollten dir etwas. Du hast sie angeschaut, und dann ist es passiert. Sie zerfielen zu Staub, als sie in deine goldenen Augen geblickt haben. Ist das nicht auch eine Chance?«
    Selima überlegte. Sie drehte auch den Kopf, um die Frauen ebenfalls anschauen zu können. Dann schluckte sie. »Ja, das stimmt alles. Trotzdem fühle ich mich hilflos. Ich bin trotz allem geschwächt worden. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, denn mich muß eine späte Rache getroffen haben, die mir meine Erinnerung genommen hat, John.«
    »Jedenfalls werden wir bei dir bleiben.«
    Sie mußte lachen. »Wie lange?«
    »So lange es nötig ist.«
    Ihr Gesicht spiegelte Zweifel wider. Sie gab auch keine Antwort. Dann fragte sie, ob sie etwas zu trinken haben könnte.
    »Möchtest du hier im Zimmer bleiben, oder sollen wir gemeinsam wieder nach unten gehen?« fragte Sarah.
    »Wir gehen nach nebenan zu mir«, entschied Jane. »Ich habe dort alles, was wir brauchen.«
    »Danke, du bist nett.«
    Selima kam mir wieder so schüchtern vor. Sie hatte ihr traumatisches Erlebnis noch nicht überwunden. Der Kampf mit den Erinnerungen zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, und sie stellte eine Frage, die sie bedrückte. »Wie habt ihr mich denn retten können?«
    Jane wies auf mich. »John hat es getan.«
    »Du? Ich habe es nicht mitbekommen.«
    »Auch nicht, daß du über dem Bett geschwebt hast?«
    »Nein, nein, es ist nur alles so anders geworden. Ich habe ja schlafen wollen, doch die Erinnerungen an mein erstes Leben waren stärker. Sie packten mich, und sie schlugen dabei über mir zusammen. Es war einfach schrecklich.«
    »Und es entstand ein Bild«, sagte die Horror-Oma leise. Sie zeigte auf die Wand.
    Selima verkrampfte sich. »Er war da, nicht?« Den Namen Seth wagte sie nicht, auszusprechen.
    »Ja.«
    »War er so scheußlich wie immer?«
    »Ich denke schon.«
    Die junge Frau schüttelte sich. »Er ist die Bestie mit den roten Haaren. Er ist einfach grauenhaft. Ich komme nicht darüber hinweg, aber das muß ich einfach sagen. Er frißt seine Opfer. Er nimmt auf nichts Rücksicht, und er zieht sie alle hinein in seine schreckliche Totenwelt.« Sie schüttelte sich.
    »Warum wollte er dich?« Die Frage hatte mir schon lange auf den Nägeln gebrannt, jetzt war ich sie endlich losgeworden und wartete gespannt auf die Antwort.
    Sie senkte den Kopf. »Es ist nicht leicht, darauf eine Antwort zu finden. Ich kann nur sagen, daß ich als Götter-Opfer ausgesucht wurde.«
    »Gab es einen besonderen

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