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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verschiebung der Erdkruste und durch gewaltige tektonische Umwälzungen ist diese neue Welt entstanden. Aber die alte ist nicht ganz verlorengegangen, eben auch weil Personen wie diese Fatima überlebt haben. Wobei ich nicht weiß, ob es ihr richtiger Name ist oder sie ihn irgendwann angenommen hat. Ich jedenfalls habe sie unter diesem Namen kennengelernt, und andere Völker haben sie und die weiteren Überlebenden kennengelernt.«
    Ich hatte lange gesprochen und beinahe schon einen trockenen Mund bekommen. Von der Seite her nickte mir Lady Sarah anerkennend zu, und auch Jane Collins war schweigsam geworden, weil sie ebenso nachdenken mußte.
    Selima sah ich an, daß sie von meinen Ausführungen durcheinandergebracht worden war. Nicht daß sie mit ihrem Schicksal zu tun hatte, jetzt hatte ich ihr noch ein anderes aufgebürdet, über das sie nachdenken mußte, aber zu keinem Ergebnis kam.
    »Ich weiß nicht, John, was ich mit Fatima zu tun haben könnte. Natürlich weiß ich, was ein Succubus ist. In meinem ersten Leben haben sie zwar keine entscheidende Rolle gespielt, ich kenne nur den Begriff und weiß, was dahintersteckt.«
    »Aber du raubst auch Leben, Selima.«
    Sie atmete scharf ein. Dabei sah sie aus wie jemand, der protestieren will. Sie ließ es jedoch bleiben und sagte nur mit leiser Stimme: »Aber anders.«
    »Das ist schon wahr.«
    »Und wahrscheinlich jagt man dich deshalb«, fügte Jane hinzu.
    Selima drehte sich. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Ich will mich auch nicht wiederholen, aber für mich existiert keine Vergangenheit mehr wie für euch. Ich erinnere mich nicht daran, was ich eigentlich tun wollte. Ich saß in der U-Bahn. Es kamen die Männer. Ich spürte etwas in mir, das sich immer mehr verstärkte und zu einer wahnsinnigen Kraft wurde, die es schaffte, die Menschen zu zerstören.« Sie deutete auf sich. »Ich bin eine Person, die im wahrsten Sinne des Wortes in den Tag hineinlebt, und das ist nicht gelogen. Ich lebe für den Tag allein, für sonst nichts. Es erschreckt mich. Man hat mir die nahe zurückliegende Vergangenheit genommen, die andere aber ist regelrecht hochgepuscht, denn ich war das Götter-Opfer.«
    »So wie Fatima das Leben eines Menschen intervallweise oder in Etappen nahm. Das heißt, es war die Seele oder immer ein Teil davon, aber es war auch körperlich zu sehen«, erklärte ich, »denn die Person alterte innerhalb von Minuten. Da konnte aus einem jungen Mann beinahe ein Greis werden. Ich habe es selbst erlebt und hatte das Glück, daß es mir nicht passierte. Bei dir ging alles schneller, Selima, was mich zu einer entscheidenden Frage bringt. Wieso schaffst du es? Wie ist es möglich, daß du die Menschen innerhalb von Sekunden vernichten kannst? Darüber mache ich mir Gedanken.«
    Selima nickte. »Und ich ebenfalls«, gab sie leise zu. »Etwas ist mit mir geschehen, und ich habe eine völlige Umwandlung erlebt. Man hat mir das Kurzzeitgedächtnis genommen. Ich bin auf eine knappe Zukunft und auf eine alte Vergangenheit programmiert.«
    »Nicht zu vergessen, daß man dich jagt«, sagte Jane, »sonst wärst du nicht von den Männern verfolgt worden.«
    »Das kommt noch hinzu. Ich kann mir nur denken, daß sie auch heute noch zu Seth gehören. Es sind seine Diener, aber es sind keine alten, sondern neue, die sich dem Teufelskult angeschlossen haben. Sonst weiß ich wirklich nichts.«
    »Abgesehen davon, daß du beobachtet wirst«, meinte Jane. »Und zwar von dieser rätselhaften Fatima.« Sie reckte mir ihr Kinn entgegen. »Sie würde ich gern mal kennenlernen.«
    »Wünsche es dir nicht.«
    »Wird sie mich auch altern lassen?«
    »Möglich ist alles, Jane.«
    »Hört doch auf damit!« mischte sich Sarah Goldwyn ein. »Viel wichtiger ist doch, wie es jetzt weitergeht. Was müssen und können wir tun, um Selima zu helfen und zu beschützen?«
    »Nichts!« rief die Angesprochene. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Es braucht mich niemand zu beschützen. Ich habe bisher meinen Weg gefunden und werde ihn auch weiterhin finden. Ich weiß, daß ich mit dem Fluch leben muß, und das kann ich auch recht gut. Außerdem bin ich für mich allein verantwortlich. Ich werde jetzt nach unten gehen und das Haus verlassen. Ich kehre nicht mehr zurück, und ihr könnt mich einfach aus eurem Leben streichen.«
    Ich lächelte sie an. »Was ist, wenn wir das gar nicht wollen, sondern daran interessiert sind, das Rätsel aufzuklären? Wir können doch nicht einfach Schluß machen.

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