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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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für Zufriedenstellende Sitzordnung, zog sechs Namen aus dem zeremoniellen Hut und legte sie vor sich hin. Dann fuhr er müde mit der Hand über seine Kristallkugel, summte diverse halbherzige Melodeien und wartete, daß der Nebelvorhang sich auflöste. Er wurde durch das klare Abbild der sechs Gestalten an einem Tisch ersetzt, die an der Feier von Luphan Burks und Ferona Veldmuschs Hochzeit teilnahmen.
    Zwei Brautjungfern, eine alte Tante des Bräutigams, zwei Beamte des Müllvorhersageamtes und ›Schnüffi‹ Löschler saßen schweigend herum, glotzten verloren die rosafarbenen Servietten an und warteten auf den ersten Gang.
    »Sie, ähm … haben also den Brautstrauß gefangen?« fragte Schnüffi die Jungfer, die ihm am nächsten saß.
    »Nein«, fauchte das einfach aussehende Mädchen und ließ hochmütig ihr rosafarbenes Kleid rascheln.
    »Ach, ähm … Dann waren Sie es also?« fragte Schnüffi die andere.
    »Nein!« fauchte auch sie und warf einen finsteren Blick über den Tisch.
    »Aber ich dachte, es gäbe nur zwei Brautjungfern.«
    »Ja!« erwiderten die beiden im Chor.
    »Und wer …?«
    Die alte Tante streckte einen faltigen Finger aus und deutete vorwurfsvoll auf einen Beamten der Müllvorhersage. »Er!« sagte sie nur. Die Dolche, die ihr Blick versprühte, fegten ihn beinahe vom Stuhl.
    »Hören Sie mal, es ist mein Beruf, dafür zu sorgen, daß Axolotls Straßen sauber bleiben …«, begann der Müllvorhersage-Mann.
    »Er wurde aber noch gebraucht«, heulte die erste Brautjungfer los. »Er hätte uns gesagt, wer von uns beiden als nächste heiratet! Es ist doch Tradition!«
    »Es war eindeutig zu erkennen, daß der Strauß mutwillig weggeworfen wurde und dazu dienen sollte, den städtischen Bürgersteig zu verunreinigen, um das potentielle Chaos der Verschmutzung noch zu steigern …«
    »Wenn Sie nicht mit dem Mülleimer dazwischengesprungen wären, hätte ich ihn aufgefangen!« fauchte die zweite Brautjungfer.
    »Nein – ich hätte ihn aufgefangen!«
    »Nein, ich!«
    »Ich kann kaum glauben, daß Sie sich darüber streiten, wer den simplen Zeremonienmüll aufgefangen hätte«, grollte der Mann von der Müllvorhersage. »Hätten Sie etwa auch den gebratenen Wunschknochen eines einheimischen Kückelhahns aufgefangen, wenn ihn irgend jemand beiläufig weggeworfen hätte?«
    »Ja«, riefen die Brautjungfern im Chor. »Vielleicht wäre ja ein bißchen Fleisch an ihm gewesen!«
    »Dann billigen Sie also das Fortwerfen nutzloser Dinge auf die Straße, die dazu beitragen können, der städtischen Vermüllung Vorschub zu leisten?«
    »Nein.«
    »Aber das haben Sie doch gerade gesagt.«
    »Ich hab das nicht gesagt. Das war sie!« Die beiden Brautjungfern deuteten vorwurfsvoll aufeinander.
    »Ist gar nicht wahr!«
    »Und ob!«
    »Nein, er war’s. Es ist alles seine Schuld!« Die erste Brautjungfer musterte den Mann von der Müllvorhersage mit finsterer Miene. »Auf ihn!« Das Geräusch umkippender Stühle ertönte, als die beiden rosafarben gekleideten Krieger über den Tisch sprangen und dem Mann von der Müllvorhersage mit geballten Fäusten aufs Maul hauten.
    Tyftler hielt sich die Augen zu, schaltete den Kristall ab und wäre beinahe in Tränen ausgebrochen. Er hatte 97 Sitzkombinationen ausprobiert, aber alle hatten in einer Schlägerei geendet. Der einzige Unterschied, den es zwischen diesen Kombinationen gab, bestand in der Frage, wann die Leute anfingen, sich zu verdreschen.
    Bei diesem Tempo kriegte er nie eine befriedigende Sitzordnung zusammen. Es war einfach zu schwierig. Das Beste, was ihm bisher gelungen war, war ein Tisch mit sechs Personen, die sich überhaupt nicht kannten und von denen drei ein Schweigegelübde abgelegt hatten. Für sie war die Feier natürlich todlangweilig, aber sie würden wenigstens unverletzt nach Hause gehen.
    Er warf einen Blick auf sein Einsatzkommando und zuckte zusammen, als er die zusammenzuckenden Propheten sah, die andere Schlägereien begutachteten. Sie hatten keine Wahl. Er mußte um göttlichen Beistand bitten. Und es gab nur einen, der das Chaos möglicherweise klären und zu etwas weniger Gefährlichem als einem potentiellen Tumult machen konnte: Platzl, die Untergottheit der Sitzordnung.
    Tyftler fragte sich, warum er nicht früher darauf gekommen war. Aber insgeheim gestand er Niederlagen eben nicht gern ein.
    »Na schön, Jungs«, gab er leicht beschämt bekannt. »Kristalle abschalten. Wird Zeit, daß wir den Obermeister ins Spiel holen.«
    Überall

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