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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Feuer.
    Bocus fuhr herum, riß den Sack vom Boden hoch, zog das Ziehband auf, schob die Arme tief hinein und schloß die Finger eng um zwei Hände voller seltener und kostbarer Kräuter.
    Und dann gewann Fyhlo allmählich den Eindruck, daß Bocus die Sache in letzter Zeit vielleicht ein wenig übertrieb. Er gab aber eine hübsch beeindruckende Silhouette ab. Er schwang die Arme mit geballten Fäusten, stand hoch aufragend am Rand des dreihundert Fuß tiefen Abgrundes, warf den Kopf in den Nacken und stierte flehentlich auf das orangegestreifte Morgenhimmeltürkis. Das Feuerchen brannte zu seinen Füßen.
    Fyhlo schaute zu und fragte sich nach dem Zustand von Bocus’ geistiger Gesundheit. Er wußte einiges darüber, wie unterschiedliche Menschen mit Streßsituationen fertig wurden. Manche wandten sich der Flasche zu, andere rauchten Kräuternarkotika, und wieder andere eilten kreischend auf dem Rücken wilder Steinböcke durch die Stadt. Aber daß jemand so was machte, hatte Fyhlo noch nie gehört.
    Und das Geheule schon gar nicht.
    Er lauschte den verzweifelten, hymmelwärts treibenden Worten Bocus’ und schüttelte den Kopf. Wie traurig, dachte er. All diese Sorgen wegen eines kleinen Kuchens und einiger Wurstbrötchen. Manche Menschen nehmen das Essen aber auch wirklich ernst!
    Eine plötzliche Bewegung fing Fyhlos Beachtung ein. Bocus’ rechter Arm schleuderte die seltenen und kostbaren Kräuter in das Erikafeuerchen. Es knisterte, dann ein rotblaues Aufflackern, und eine Säule aromatischen Rauches schlängelte sich in die stille Morgenluft hinauf – wie das gut ausgebildete Seil eines Wesirs in einem sündanischen Basar.
    Fyhlo entspannte sich leicht. Es war in Ordnung. Bocus wickelte es auf traditionelle Weise ab und verbrannte ein paar getrocknete Pflanzenextrakte. Na schön, er fügte einige persönliche Noten hinzu, aber das spielte keine Rolle. Wenn Fyhlo den Rückweg nach Axolotl gekannt hätte, wäre er am liebsten davongeschlichen und hätte den Hohepriester machen lassen. Was für eine Schinderei, der ganze Weg hierher. Er hatte nicht mal Zeit gehabt, sich zu orientieren.
    Trotzdem, hier oben war es gar nicht so schlecht. Kühler als in der Küche, das stand mal fest, und viel bessere Aussicht hatte man auch. Es war schon toll, wie die Strahlen der fast horizontalen Sonne schillerten, auch auf den Flügeln des Mannes, der da drüben stand …
    Fyhlo rammte sich die Handknöchel in die Augen. Er blinzelte und starrte. Der grinsende Mann flatterte nonchalant über dem dreihundert Fuß tiefen Abgrund und strich nachdenklich über seinen gekräuselten Schnauzbart.
    Fyhlo, der sich die Frage stellte, wer von ihnen streßgeplagter war, krabbelte näher heran.
    »Salz, sagst du?« sagte die Flattergestalt nachdenklich.
    »Dreieinhalb Pfund Salz!« knurrte Bocus auf seltsam bittende Weise. »Na los, Luitschi, du mußt mir helfen!«
    »Hmmm, wie wär’s mit doppelt dickem, extrasüßem Zuckerguß?«
    »Kotz«, sagte Bocus. »Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie wichtig diese Hochzeit ist?«
    »War ja nur ’n Vorschlag.«
    Bocus musterte ihn mit einem vernichtenden Blick.
    »Wie wär’s, wenn du ihn in extrasüßem Avocado-Wein eintauchst?«
    »Nee, dann verfärbt sich doch der Zuckerguß! Einen blaßgrünen Hochzeitskuchen! Komm zu dir!«
    »Ja, aber Prominente machen doch immer so verrückte Sachen. Sag einfach, es wär Mode!«
    »Hör mal, Luitschi, es ist ernst. Ich brauche ein Rezept für einen Kuchen, den ich in weniger als einer Stunde hinkriege. Kannst du so was?«
    »Hmmmm, das ist aber schwierig«, sagte der Geflügelte nachdenklich und strich sich übers Kinn. »Wir schauen uns lieber mal an, was du in der Küche hast.« Er flatterte grinsend in Richtung Axolotl an Bocus vorbei. »Ist wirklich mal was anderes, als immer nur über Pizza nachzudenken, das kannst du mir glauben. Weißt du, Bocus, du solltest mich eigentlich viel öfter anrufen.«
    Als Fyhlo die in seine Küchentoga eingestickten Initialen – ›L. F.‹ – sah, klickte es in seinem Hirn.
    Luitschi Fabritzi! Der inzwischen legendäre Erfinder des berüchtigten Drachonzola-Knoblauchbrots, der bei einer tragischen Explosion einen Tag vor der Eröffnung seines Restaurants in Axolotl ums Leben gekommen war. Man sagte, ein herumirrender Funke von irgendwoher habe eine Schale hochexplosiven Drachonzolakäses entzündet. Es war immer noch ein Mysterium, daß kein Angehöriger der Feuervorhersage gewußt hatte, daß dies

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