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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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passieren würde. Luitschi Fabritzis Verschwinden war von mehr rätselhaften Geheimnissen umwölkt gewesen als die Straße in jener schicksalhaften Nacht vor vielen Jahren.
    Götter! dachte Fyhlo, der teiggesichtige Kochlehrling nervös. Bocus mußte wirklich verzweifelt sein, wenn er Luphan und Ferona nur beeindrucken konnte, indem er jemanden von den Toten auferweckte, um an ein Schnellbackrezept für einen Hochzeitskuchen heranzukommen.
     
    Der neunzöllige Nagel eines geschuppten Daumens legte sich um eine glänzend schwarze Zeigekralle und nahm mit einem Klickgeräusch Schnippstellung ein. Eine Murmel fiel hin und wurde sorgfältig und mit einem echowerfenden Pfeifen durch die Höhle geschossen. Sie knallte pfeilgerade in den Haufen ähnlich steiniger Kugeln und ließ sie in alle Richtungen fliegen.
    »Hörst du wohl auf damit!« fauchte Schoysal, als eine Murmel zwischen seinen Hörnern herflog.
    »Ich langweile mich«, sagte Nabob verdrießlich und nahm eine weitere Murmel aus dem Sack neben sich.
    »Wie kann man sich in diesen Zeiten langweilen?«
    »Ist ganz einfach. Ich mache jetzt seit Stunden nichts anderes, als auf dem Kieselsack zu sitzen und darauf zu warten, daß das Ding da zuckt.« Er deutete mit geringschätziger Klaue auf Schoysals Minendetektor. »Dabei stellt sich die Langeweile wohl von selbst ein.«
    »Hör mal, es ist doch nicht meine Schuld, daß sich im Augenblick nirgendwo Gottheiten rumtreiben, oder?« fauchte Schoysal, der mit einem verzweifelten Ausdruck über der dampfenden Einsatzkarte der Anti-Personen-Gebetsminen schwitzte.
    »Tja, die sollten sich lieber beeilen und sich zur Verfügung stellen. Neun sind einfach nicht genug.« Nabob schnippte eine weitere Murmel gegen den Haufen an der Wand, und Querschlägerschrapnells flogen durch den Raum.
    Schoysal knirschte mit den Reißzähnen. Er wußte verdammt gut, daß neun Gottheiten nicht reichten. Aber was sollte er machen? Wo sollte er, bevor es Nachmittag wurde, drei weitere hernehmen?
    Heute nachmittag! Ein Aufwallen wütenden Unvermögens verknotete seine teuflischen Innereien. Zu wenig Zeit! Heute nachmittag sollte Fürst d’Eibele zu seinem planmäßigen Besuch antanzen. Die beste Zeit, um ihren tollen Plan in die Tat umzusetzen. Und nun war es unmöglich. Ihm fehlten nur drei lumpige Kleingötter, um sämtliche Schurkereien Byrernsts zu unterbinden, sein neues Leistungsfähigkeitssystem lächerlich zu machen und die Zeit seiner Herrschaft ein- für allemal zu beenden. Und all das vor den Augen d’Eibeles. Byrernsts Hufe würden nicht mal mehr den Boden berühren.
    Aber welche Chance hatte er, wenn sie die Sache nur mit neun Gottheiten durchzogen? Schoysal winselte innerlich. Sie waren ihrem Ziel so nahe, und dennoch entglitt ihnen der Obertotengräber immer mehr. Es mußte einen Weg geben, die Sache zum Laufen zu bringen. Er schielte das Geheimpergament an und lugte durch die dunstigen Dünste der Kondensation, die über dem Rand des Küchentisches schwebten. Es mußte einen Götter-Einsatzplan geben, der auch in kniffliger Lage funktionierte.
    Nabob rutschte lärmend auf dem Kieselsack herum, schloß ein Auge und schnippte ein weiteres Geschoß auf den Kugelhaufen zu. Diesmal landete er einen Volltreffer. Die einzelne Murmel krachte in den dichtstehenden Haufen und sprengte ihn auseinander. Drei Murmeln prallten laut von der gegenüberliegenden Wand ab und knallten Schoysal an den Kopf.
    »Uaaahhh! Jetzt reicht’s!« brüllte Schoysal und sprang auf die Hufe. »Wenn du jetzt noch anfängst, sie zu werfen, werde ich …«
    »Ich hab nichts geworfen. Ich hab nur eine in den Haufen geschni …«
    Schoysal erstarrte mitten in der Bewegung und funkelte die nun leere Ecke an, in der sich zuvor die Murmeln befunden hatten. Dann blickte er sich langsam in der Höhle um, sah, wie weit sie sich zerstreut hatten, und in seinem Kopf formte sich eine Idee. Wenn sich feste Gegenstände nach einer Kollision so weit verstreuten … Denken wir doch mal darüber nach, was mit kurzfristig einflußreichen Gebetswellen passieren könnte …
    Er griff sich in einem letzten Augenblick des Nachdenkens ans Kinn. Dann grinste er, fuhr auf dem Huf herum, stürmte in den Rest von Nabobs Höhle und brüllte den Gottheiten enthusiastisch Befehle zu.
    Es mußte einfach hinhauen.
     
    Dünne Nebelstrudel wirbelten von ihren Fingerspitzen, als sie fast vertikal nach unten beschleunigte und Tempo aufnahm, als gäbe es kein Morgen. Ihr Brustkorb schwoll an,

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