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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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durchmaß acht Fuß und knisterte innen wie ein gefangenes Gewitter, das sich bemühte, aus einer überraschten Qualle zu entkommen. Und als sie sich mit bebender Zerbrechlichkeit von den Gottheiten abstieß, machte Schoysal einen freudigen Luftsprung.
    »Ja! Ja! Ja!« jaulte er durch zusammengebissene Reißzähne und stieß jubelnd die Arme in die Luft. »Es ist perfekt!«
    »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?« stieß Nabob hervor und packte Schoysal am Kragen. »Was hast du getan?«
    »Ich hab die Antwort!« sagte Schoysal grinsend, als das acht Fuß durchmessende Frömmigkeitsplasma sich unaufhaltbar durch das Dach schlängelte. »Hast du gesehen, wie groß es ist?«
    »Was ist das denn für eine Antwort?«
    Schoysal blickte eifrig in Nabobs verblüffte Augen. »Wenn d’Eibele heute zur Inspektion kommt, kann Byrernst den Abschied einreichen!« In seinen Pupillen leuchtete Irrsinn. »Heute abend gibt es ein Abendessen für einen neuen Obertotengräber! Ich spüre es!«
    »Und wie?«
    »Wir brauchen beide die zwei schnellsten Fuhrwerke, die wir in die Klauen kriegen können, dann wird alles offenbart! Los, gehen wir!«
    Nabob schüttelte verwundert den Kopf und eilte zur Tür.
     
    Fern vom Unterweltreich Höllien, an einem relativ friedlichen Abschnitt des Flusses Styx, ragte ein riesiger rosafarbener Palast auf, zu dem auch Ziergärten, ein Landeplatz und ein Stall gehörten. Rabatten weißglühender Schyreisen, Natterzissen und eine Unmenge grauenhaft stachliger Saugulenten brieten unter Reihen kühlender Farne oder drapierten sich über ausgedehnten Klötzen einheimischen Gesteins. Und durch all die prunkhafte infernalische Pracht stampfte ein hochgewachsener, knurrender Teufel.
    Seine Hufe knirschten wütend über die Marmorsplitteroberfläche des sich schlängelnden Pfades, als er den Weg zum Stall nahm. Die Bugwelle seiner Reputation fegte vor ihm her.
    Gute zehn Sekunden, bevor er durch die Stalltür brach, schnüffelte eine riesige, geschuppte Kreatur die Luft, ließ gehörnte Nüstern zucken und wedelte seinen Doppelschwanz freudig durch die Box. Detleph, der Daktylus, bewegte kurz seine dreißig Fuß breiten Schwingen. Er erwartete die Ankunft des Fürsten d’Eibele, seines geliebten dämonischen Herrn. Drei, zwei, eins …
    Die Klinke quietschte protestierend, als sie von d’Eibeles Klauen fast aus der Schiefertür gerissen wurde. Wirbel von Flechtenstreu flogen in die schwefelhaltige Luft, als Detleph aufgeregt die Schwingen flattern ließ. Denn er nahm erfreut wahr, daß er seinen Flugumhang trug.
    D’Eibeles Anblick war immer eine Freude für das geschuppte, treue Vieh, besonders in Umhang mit Schutzbrille. Beides bedeutete immer eine schnelle Hatz am pechschwarzen Firmament entlang. Wenn nicht, dann gab es zumindest ein paar Mäuler voll feinster Brikettleckerli. Detleph sabberte erwartungsvoll und sprang in der Box herum. Er wußte freilich nicht genau, ob es in Erwartung der leckeren Briketts oder des Schneidens der Myriaden von Riemen und Schnallen seines Zaumzeugs geschah.
    Fürst d’Eibele schritt über das Stallpflaster, und sein Gesicht verzog sich zu einem umwölkten Lächeln. Heute war einer jener Tage, die er mit Freuden mied. Was hatte ihn bei der Zustimmung zu dieser idiotischen Inspektionsreise nur geritten? Er würde es wahrscheinlich nie erfahren. Hätte der idiotische Emporkömmling, der Mortropolis verwaltete, den blöden Scheiß nicht vorgeschlagen, hätte er den ganzen Tag mit der Pflege seiner weißglühenden Schyreisen verbringen können. Der Orkus sollte diese üble Kreatur verschlingen. Wie hieß der dämliche Tölpel noch mal? Sein Name fing mit einem ›B‹ an. Blödlyng? Nee. Ach ja, Byrernst! Dieser arschkriecherische kleine Schleimbeutel …
    Detleph rieb seine Nüsternhörner zuneigungsvoll an der sandparierenen Krallenfläche d’Eibeles und holte ihn aus seiner trüben Stimmung. Der Fürst griff in die Tasche seines Flugumhanges und entnahm ihr eine Klauevoll Leckerli. Detleph wieherte ohrenbetäubend, zeigte seine dampfende scharlachrote Zunge und wurde mit einem halben Dutzend Schwefelkräcker belohnt.
    Während er lärmend kaute, schaute er mit zunehmender Freude zu, denn d’Eibele schwang sich auf der Ferse herum und näherte sich der Zaumzeugkammer. Das konnte nur eines bedeuten! Sie würden ausfliegen! O Freude! Es war so lange her, seit sie eine kleine Flatterei am Firmament gemacht hatten.
    Um die Wahrheit zu sagen, es war erst vorgestern gewesen,

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