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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Mortropolis zuflog. So etwas hatte er noch nie gesehen.
    »Ich heiße Malochus, ich bin der Polier«, sagte der Teufel trocken. »Was kann ich für Sie tun, hm?«
    Zwölf Jahrhunderte Erfahrung übernahmen bei Nörglpytter das Kommando, als er mit seiner krummen Kralle auf das aus dem Felsen genagte Fundament zeigte. »Was ist das?« fauchte er.
    »Erzählen Sie mir nicht, daß sie noch nie ein Fundament gesehen haben«, fing Malochus an. »Donnerknispel. Hätte gedacht, daß jeder so was kennt …«
    »Was wollen Sie da bauen?« keifte Nörglpytter, der schnell die Kleinigkeit verlor, die er Geduld nannte. Feine Rauchfahnen kräuselten sich über seinen Nasenlöchern, als er sich zu seinen vollen neun Fuß aufrichtete. »Was soll das werden, häh?«
    »Soll das etwa heißen, Sie wissen es nicht?«
    »Sonst würde ich Sie wohl kaum fragen.«
    »Da haben Sie nicht unrecht«, sagte Malochus grübelnd und verstummte. Weit über ihnen flatterte das Mhodemm zielstrebig auf die Felsenkratzer von Mortropolis zu.
    »Also was wird es?« knurrte Nörglpytter.
    »Darf ich nicht sagen«, antwortete Malochus feixend. »Die Vorschriften.«
    Nörglpytters Rückenstacheln spannten sich verärgert an. »Vorschriften?« brüllte er. »Für mich als Sprecher der Koalition renitenter Unterwelt-Fährschiffer besagen die Vorschriften, daß ich über jede Entwicklung informiert werden muß, die sich direkt auf unsere Arbeitssituation auswirkt.«
    »Tut mir leid, Kollege. Alle betroffenen Parteien sind inform … Argh!« Malochus war von Nörglpytter am Hals gepackt und hochgehoben worden.
    »Alle, außer mir! Zeigen Sie mir die Pläne, aber dalli!« schrie Nörglpytter.
    Und während Malochus langsam dunkelviolett anlief und sich fragte, wie lange er wohl noch Stillschweigen bewahren konnte, trommelten in einem der Büros in den oberen Etagen des Dämonischen Dienstes in Mortropolis blutrote Krallen mißmutig auf einen pergamentbedeckten Obsidianschreibtisch.
    »Verdammter Kerl!« fluchte Byrernst, als er erneut die gerade erhaltene Botschaft las. »Das ist kein Angebot, das ist eine Beleidigung. Was denkt der denn, was Qualen heutzutage kosten? Schauen Sie sich das mal an!«
    Er warf Finanzverwalter Asmodeus über den Schreibtisch einen Zettel zu.
    »Hmmmmm«, grunzte der Dämon mit dem halbmondförmigen Kristallkneifer. »Sieht so aus, als hätte unser Freund das Konzept des freien Qualenmarktes noch nicht ganz begriffen.«
    »Freund? Scheytan ist nicht mein Freund.« Byrernst schnappte sich ein anderes Blatt Nimmerbrenn-Pergament von einem Stapel und starrte es wütend an. Die Zahlenreihen verschwammen vor seinen Katzenaugen.
    »Wenn man ihn darauf hinweist, mit welchen Konsequenzen er zu rechnen hat, wenn er sich weigert, uns für den Einsatz unserer unerreichten Foltermethoden zu bezahlen, würde er vielleicht eine etwas akzeptablere Einstellung einnehmen«, schleimte Asmodeus.
    »Zum Beispiel?« fauchte Byrernst.
    »Nun, wenn etwa ein anonymes kleines Mhodemm Fürst d’Eibele bei seinem anstehenden Kontrollbesuch ins Muschelohr flüstern würde, daß die verdammten Seelen im Haßloch-Becken nicht ganz so, tja, heftig gequält werden, wie es sich gehört, würde er vielleicht etwas unternehmen. Wie viele Folteranlagen betreibt Scheytan derzeit?«
    »Also, ich …«
    »Sind sie in der Lage, einen stetigen Strom von Schmerz, Qualen und Leid zu liefern, der des Namens Höllien würdig ist? Weiß nicht jeder, daß niemand Mortropolis das Wasser reichen kann, wenn es um rundherum professionelle ewige Verdammnis geht? Zum Teufel, wir bieten ausgedehnte Fäkalseen an, die sowohl eine aufrechte als auch hängende Unterbringung ermöglichen, und ein breites Spektrum an Felsroll-Hügeln, jetzt auch mit pausenverhinderndem Fluchtpunktgipfel, sowie brennende Pechsümpfe und Feuergruben … Die Liste wird jeden Tag länger.«
    »Vielleicht sollte man ein bißchen mehr Werbung machen …«, schlug Byrernst nachdenklich vor.
    »Ist nicht bewiesen worden, daß unzureichende Versorgung mit eben jenem Schmerz, Qualen und Leid direkt verantwortlich ist für …« Asmodeus lehnte sich über den Schreibtisch und flüsterte in Byrernsts Ohr. »Fröhlichkeit?«
    »Pssst! Sagen Sie das nicht! Denken Sie es nicht mal! Es ist abscheulich!«
    »Und ich möchte wetten, daß seine Fiesheit, der finstere Fürst d’Eibele, es noch viel mehr so empfindet.«
    Byrernst zitterte und warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. Das Wort mit F, dachte er hektisch.

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