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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Schiefertafeln geradezu sinfonisch klingen.
    »Kein Gesang!« stieß er hervor.
    »Ist wirklich deine Schuld, wenn du das Rampenlicht nicht mit mir teilen willst, Herzken«, fuhr sie fort. »Ich könnte sie nämlich von dir ablenken. Wenn du mich partout nicht singen lassen willst, könnte ich auch …« Sie führte mit ihrer alles andere als unattraktiven Figur ein verführerisches Tänzchen auf. »Ach, sie konnten sich gar nicht an mir satt sehen.«
    Im Schatten schüttelte eine armselige Gestalt in einer sündanesischen Mönchskutte grantig den Kopf und rollte mit den Augen.
    »Sie können’s noch immer nicht«, knurrte Fiddel. »Schaut sie euch bloß an!« Der ganzen erbärmlichen Paktistenbande hing geifernd die Zunge heraus.
    Zu seinem großen Schrecken errötete der Mönch aus dem Sündan und mußte an kalte Duschen und tote Hunde denken.
    »Och, sind die nicht süß?« säuselte Thussi.
    »Erbärmlich«, echauffierte sich Fiddel. »Kommt drüber weg, Jungs. Macht schon!« Er klemmte sich gereizt die Geige unters Kinn und malträtierte die Ohren der anderen mit einem wild abrutschenden Crescendo aus Quacks Erotischer Sinfonie in h-Moll.
    »Auu, hör auf!« bellte Phaust leidend. »Verfluchter Lärm. Da hab ich schon Melodischeres von einer Katze im Kochtopf gehört!«
    »Musikalische Poesie!« schwärmte der begeisterte Ex-Komponist, der sich die Hände auf die Brust drückte. »Spiel doch noch ein bißchen, lieber Fiddel!«
    Phaust schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich hatte völlig vergessen, daß du den Lärm geschrieben hast. Was hast du dir nur dabei gedacht, dafür deine Seele zu verkaufen?«
    »Ach, du Banause. Diese vier Takte im Achtneunteltakt sind die schwierigsten Passagen für Geiger überhaupt! Wenn du auch nur die leiseste Ahnung von postmoderner neoklassischer Musik hättest, würdest du es zu schätzen wissen«, nörgelte Quack auf gut einstudierte Weise.
    »Ach, ich schätze es durchaus«, grunzte Phaust. »Vier Takte am Tag, und ich bin meinen Ohrenschmalz los, das schwöre ich. Warum hast du deine Seele nicht für was Lohnenderes verkauft?«
    »So wie du, willst du sagen?« zischte Quack.
    »Ich habe auf jeden Fall ein besseres Geschäft gemacht als du, Freundchen. Wenn ich die Wahl hätte, lärmendes Gekreisch zu komponieren oder mich vierundzwanzig Jahre lang den geilsten Genüssen hinzugeben, die der Körper aushält, wüßte ich schon, wofür ich mich entscheide.« Phaust grinste aufdringlich wollüstig.
    »Ich bin im ganzen Talpengebirge berühmt. Berühmt als ein in vielen Reichen anerkanntes Genie. Bist du etwa auch so bekannt?«
    »Aber ja doch«, behauptete Phaust grinsend. »Mein Name taucht in mehr regelmäßig gelesenen Büchern auf als deiner.«
    »Was, was, was?«
    »Ich stand auf der ersten Seite im Adreßbuch aller interessanten Frauen. Sie haben zuerst immer mich angerufen, wenn sie sich vergnügen wollten.«
    Thussis Augen leuchteten.
    »Ich habe meine Seele für die Kunst verkauft«, sagte Quack.
    »Ich hab mich viel besser amüsiert«, griente Phaust.
    Jeder der sogenannten Paktisten war grundsätzlich aus demselben Grund in Höllien. Ihnen allen hatte etwas so sehr gefehlt oder sie hatten sich eine Fähigkeit, ein Talent so dringend gewünscht, daß sie der höchsten Versuchung erlegen waren. Sie hatten ihren größten Wunsch dreimal ins haarige Ohr eines ortsansässigen Teufels geflüstert, und deswegen waren sie nun hier. Fix und fertig, ohne Dach über dem Kopf. Sie kriegten nicht mal die Folter. Sie waren illegale Einwanderer. In die Grube gefallen, die ihre Wünsche ihnen gegraben hatten.
    Sie alle, bis auf den armseligen Mönch im Schatten. Er war in einer schicksalhaften Nacht in der stillen Kapelle des Heiligen Absentius des Ordentlich Abgeschriebenen gefoppt worden und hing nun hier fest. Er wurde über den gleichen geteerten Kamm geschoren wie die anderen: Ständig wurden sie von den neun Fuß großen Knochenbrechern wegen Herumstreunens oder nicht genehmigten Musizierens belangt. Und schlimmer noch, der Pakt, den sie abgeschlossen hatten, beschäftigte sie pausenlos: Fiddel, dank der Mithilfe seines ortsansässigen Dämons der beste Violinist, der je gelebt hat, verspürte ständig den Drang, seine größten Erfolge nachzuspielen. Gleichzeitig war es ihm aufgrund akuten, übelkeitserregenden Lampenfiebers fast unmöglich, dies auch durchzuführen.
    »Wenn Ihr endlich aufhören würdet, euch zu streiten, könnten wir uns auf den Bruch konzentrieren«, keifte

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