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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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die Rückseite des Berges dahinter zu sehen. O wie schade!
    »Aber wofür haben Sie sich entschieden, und in welcher Reihenfolge? Was besagt das verflixte Omen? Also, hier haben wir einen großen Blumenstrauß, der so zusammengebunden ist, daß er leicht getragen und vielleicht auch … geworfen werden kann?« Die älteren und romantisch veranlagten Damen im Publikum schnappten nach Luft. »Und das blaue Strumpfband, gehört es vielleicht zu einem aufwendigen weißen Kleid, das nur einmal getragen wird?«
    Ferona schlug die Hände vor ihren Mund und quietschte laut.
    »Jawohl«, verkündete Luphan gedehnt. »Manche von Ihnen haben es schon erraten. Das ist Ihr Preis: Fräulein Ferona Veldmusch, Sie teilen uns nun den Namen des Mannes mit, den Sie heiraten wollen. Und wir von Glücksstern bezahlen die Hochzeit mit allem Drum und Dran! Ach, das ist so unerwartet. Ein Ende wie im Märchen!«
    Luphan zitterte vor Angst und Verlangen. Es war alles so glatt gegangen. Jetzt nur noch die letzte Hürde.
    »Aber wer ist der Glückliche? Die beiden Buchstaben werden uns die Antwort geben. Wer kann es sein? Wer hat die Initialen L. und B.?« grübelte Luphan theatralisch. Er schmalzte Ferona sehnsüchtig an und blinzelte ihr zu.
    Sie wiederum starrte nachdenklich ins Nichts. »L. B.? Nicht vielleicht B. L.?«
    »NEIN!« schrie Luphan. »Äh …« Er räusperte sich. »Nein. Es ist ganz eindeutig jemand, dessen Vorname mit L, und dessen Nachname mit B anfängt.« Er schenkte ihr ein breites Lächeln und blinzelte.
    Und da weiteten sich ihre Augen, ihr Blick wurde klar, und sie machte tief in ihrem Rachen ein seltsam krächzendes Geräusch. »Ich weiß jetzt, was es bedeutet«, flüsterte sie und sah ihn, vom Druck des Augenblicks überwältigt, in völlig anderem Licht. Die Karten hatten gesprochen, jeder hier konnte es bezeugen.
    Sie hob still ihren Zeigefinger und deutete auf ihn. »Luphan Burk!«
    Es waren die zwei Worte, die er unbedingt hören wollte. »Ich?« Als geübter Publikumsmelker machte er einen Schritt zurück, wandte sich den Zuschauern zu und holte alles aus ihnen heraus, was herauszuholen war. »Ich?« Er griff sich wie zu Tode erschrocken ans Herz.
    »Es kommt so unerwartet!« schrie er theatralisch. »Aber die Karten haben gesprochen«, fügte er hinzu, bevor irgend jemand, insbesondere die lampenfiebrige Ferona widersprechen konnte. »Es ist meine Pflicht, zu gehorchen. Fräulein Veldmusch, Liebling.« Er fiel vor ihr auf die Knie. »Willst du mich heiraten? Sag: ›Ja, Luphan‹!«
    »Ja, Luphan«, flüsterte sie, und das Amphitheater löste sich in Tränen und Applaus auf.
    Mit einem wollüstigen Grinsen sprang Luphan auf, packte Feronas Handgelenk und führte sie nach links von der Bühne und in seine Garderobe.
    Der Inspizient würde das Schmiergeld später bekommen.
     
    Am Ende des Feuersturms flackerte ein blutroter Blitzstrahl über Mortropolis dahin und erleuchtete die Rauchfahnen der chthonischen Rauchkohlenstoffe aus den infernalischen Fährenmotoren. Irgendwo wurde ein Ventil geöffnet. Ultrahoch erhitzter Dampf strömte durch meilenlange Rohre, und die Schichtwechselsirene übertönte alles andere.
    In wenigen Minuten würde der Verfluchsverkehr beginnen. Unzählige verdammte Seelen verstopften dann die Straßen von Mortropolis, wenn sie aus einer Tortur entlassen wurden, um die nächsten acht Stunden woanders gequält zu schreien.
    Es war ein ganz normaler Tag für die Bewohner des Unterweltreiches Höllien.
    Und dies galt auch für die schlitzohrigen Paktisten.
    »Na gut, weiß jeder, was er tun soll?« fragte ein großer, dünner Mann mit Ziegenbart. Er hatte eine Violine lässig unter den Arm geklemmt.
    »Klar wissen wir das, Fiddel. Du hast es uns oft genug erklärt«, murrte ein besonders verkommen aussehender Mann mit einem totenstarren Grinsen.
    »Hör mal, Phaust, ich will nur ganz sicher sein, daß alles wie am Schnürchen klappt«, fuhr Fiddel ihn an. »Ich bin der, der für die Ablenkung sorgt. Ich trage das Risiko. Alle Blicke werden auf mich gerichtet sein. Wenn irgendwas schiefgeht …«
    »Ja, Mausimaus, aber dir gefällt doch so was. Die Gefahr, die Jagd, das ergebene Publikum«, unterbrach Thussi ihn unwirsch. »Ich könnte die Lage mit etwas stimmlicher Begleitung auflockern.«
    Fiddel riß erschreckt die Augen auf. Stimmliche Begleitung. Nein! Wenigstens hatte sie es nicht ›Singen‹ genannt. Die Exkursionen ihrer Stimme ins Reich der Musik ließen Fingernägel auf

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