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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Fragen verwirren …«
    »Und den Knebel rausnehmen.«
    »Und den Knebel rausneh …« Schoysals Miene verfinsterte sich. Er tat so, als hätte er nichts gesagt. Er glättete gereizt seine Bauchschuppen, nahm eine Zange in die Klaue und hob damit ein antikes Pergamentblatt auf. »Das hier. Sag mir, was es bedeutet!«
    Seine Kralle schwebte unter der seltsam geschriebenen Überschrift.
    Zorn starrte die verschnörkelte Schrift an und schüttelte den Kopf. Deswegen war er ganz bestimmt nicht hier. Hier wurde keine Frohe Botschaft verbreitet.
    »Was bedeutet es?« fauchte Schoysal nachdrücklich und wedelte das Papier hin und her. Die illuminierten Initialen der vier Wörter wanden sich vor Zorns Augen: chromglänzende Eidechsen und glitzernde Schlangen umgaben jeden Schnörkelbuchstaben.
    »Was ist es wert?« fragte Zorn fast unbeteiligt.
    Es war nicht die Antwort, die Schoysal erwartet hatte. Vielleicht verzweifeltes Flehen um Gnade. Oder herzerweichendes Betteln. Aber das? Niemals.
    »Wert?« stammelte Schoysal. »Also, ich … Was glaubst du, was es wert ist?«
    »Freiheit«, sagte Zorn lächelnd und unterstrich die Äußerung, indem er sich in seinen Fesseln wand. »Ich sage Ihnen alles, was Sie über das Zeug da wissen wollen, und Sie lassen mich mit meiner Mission weitermachen.«
    Im hinteren Teil der Höhle fiel Nabob vor ungläubigem Gelächter fast vom Kieselsack. »Im Ernst? Du willst mit uns handeln?« krächzte er. »Dir ist doch wohl klar, daß wir Teufel sind und du dich derzeit in unserer Gewalt befindest. Hier gibt es für dich nichts zu handeln!«
    »Das glaube ich aber doch«, sagte Zorn mit einstudiert ruhigem Lächeln. Innerlich kochte sein Magen in heißer Panik. Nur seine jahrelange Erfahrung in ähnlichen Situationen ließ ihn die Ruhe bewahren. Zorn fand es immer wieder erstaunlich, daß die typische Reaktion primitiver Stämme auf Missionare offenbar immer darauf hinauslief, ihn mit irgendwelchem Gemüse in einen großen Kochtopf zu stecken. Er hatte sich bestimmt schon hundertmal aus Kochtöpfen herausgeschwafelt. Im Augenblick redete er sich ein, daß auch seine Fesseln nur eine Variation des Topfmotivs waren.
    »Wenn Sie nicht mit mir verhandeln wollen, sage ich Ihnen vielleicht auch nicht, was in dieser Sammlung geheimer Dokumente steht.«
    »Woher weißt du, daß sie geheim sind?« fauchte Nabob, der es plötzlich mit der Angst zu tun bekam.
    »Weil es klar und deutlich draufsteht«, erklärte der Prediger lächelnd. »Natürlich ist mein Alt-Tallinisch ein wenig eingerostet, aber …«
    »Du kannst es lesen?«
    »Natürlich. Fremdsprachen sind sehr wichtig, wenn man vielen verschiedenen Stämmen die Frohe Botschaft verkünden will. Um auf den Handel zurückzukommen …«
    Nabobs Gesicht verzerrte sich zu einer grotesken Grimasse der Wut. »Du mußt völlig verrückt sein …«
    »… wenn du glaubst, daß wir nicht darauf eingehen«, warf Schoysal plötzlich ein.
    Nabob starrte ihn fassungslos an. Schoysal blinzelte ihm hintergründig zu, als wolle er sagen: ›Jetzt schau mal zu, wie ein Experte es macht.‹ Er schlenderte zu Zorn hinüber. »Dein Vorschlag ist sehr vernünftig«, log er. »Beide Seiten kriegen genau das, was sie haben wollen. Er ist einfach perfekt.«
    Schoysal lächelte. Innerlich strahlte er sogar wie eine Million Lavalampen. Warum sollte er ihm nicht versprechen, daß er am Ende freikam? Soll sich der Trottel, bis die Dokumente übersetzt waren, ruhig in Sicherheit wiegen. Danach kümmerte es niemanden mehr, ob der werte Prediger die Ewigkeit in einer günstig gelegenen Schwefelgrube schmorend verbrachte.
    »Also los. Was bedeutet es?« knurrte Schoysal und hielt Zorn ein Pergament unter die Nase. Darauf stand geschrieben:
     
    Hymmlisches Uiberlastungstzenarjum
     
    Und wie zuvor verstand Zorn rein gar nichts davon.
    »Davon verstehe ich rein gar nichts«, sagte er. Na gut, er hatte bei der Behauptung, er könne Alt-Tallinisch übersetzen, zwar nicht ganz gelogen, aber auch nicht die reine Wahrheit gesagt. Wort für Wort war seine Übersetzung zwar richtig, aber die Interpretation ließ viel zu wünschen übrig. Von dem ausgehend, was er bisher gesehen hatte, überstieg das Dokument bei weitem seine Kenntnisse. Es wimmelte von seltsamen Fachausdrücken für Gerätschaften und Kriegslisten, die ihm gänzlich unbekannt waren.
    »Gar nichts?« kreischte Schoysal. »Treib keine Spielchen mit mir!« schrie er und holte weit aus, um Zorn zu ohrfeigen. Der Prediger spannte

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