Das göttliche Dutzend
Herr.«
»Na, Sie sind ja ein besonders aufgewecktes Kerlchen!« zog Byrernst ihn auf. Die Ironie entging dem strebsamen Dämon völlig.
»Feuern ist das, was man mit Kanonen macht, Herr«, platzte der Dämon heraus.
»Fa-halsch!« sang Byrernst mit einer wegwerfenden Klauenbewegung. »Feuern ist das, was jetzt mit Ihnen geschieht. Sie kriegen die Fleppen …«
»Die Fleppen?« quietschte der Dämon, der wirklich gar nichts mitbekam.
»… oder um es anders auszudrücken, da ich nun mal der bin, der ich bin: Sie sind ab sofort überflüssig. Sie werden hier nicht mehr gebraucht. Ich habe Maschinen. Machen Sie, daß Sie hier rauskommen!«
»Danke!« rief der Dämon und klatschte in die Hände. »Ich bin wirklich urlaubsreif. Ach, Fleppen und Urlaub!« Er schaute sich um und stellte verblüfft fest, daß die anderen seinen Enthusiasmus nicht teilten. Da wurde ihm klar, daß vielleicht doch nicht alles so rosig aussah.
»Na los jetzt, raus hier. Suchen Sie sich etwas anderes zu tun!« rief Byrernst erleichtert. Seine Leibgarde machte einen Schritt vorwärts.
»Ach! Das hab ich ja ganz vergessen«, sagte Byrernst mit diabolischem Grinsen. »Sie haben ja sonst gar nichts zu tun. Wissen Sie was? Ich kenne genau den richtigen Ort, an dem sich Ihre tatenlosen Klauen nützlich machen können. Folgen Sie mir. Der Job ist natürlich nicht halb so gut bezahlt, aber Sie haben eigentlich keine Wahl.«
Seine Stimme verhärtete sich zu einem kalten Befehlston, als er sie zu den vor langer Zeit stillgelegten Schwefelminen von Miefingen führte und so tat, als höre er ihr widerwilliges Gemurre nicht.
Nabob wurde unsanft von lautem Getöse und Scheppern geweckt und wälzte sich von seinem Kieselsack.
Im Schein des rötlichen Lavalampenlichts schmetterte Schoysals schuppige Faust einen schweren Hammer auf ein dünnes Blech und verlieh ihm eine zutiefst nützliche Form. Um ihn herum lagen eigentümliche Gebilde verstreut – manche säuberlich aufgereiht, andere offenbar verworfen und zu einem wüsten Haufen aufgeschichtet.
Nabob beobachtete mit stirnrunzelnder Verwirrung, wie Schoysal fieberhaft auf das Metallstück einhämmerte und es vorsichtig auf dem behelfsmäßigen Amboß – Nabobs Lieblingssessel – hin und her drehte. Dann stand Schoysal auf, hielt das Gebilde sorgfältig neben ein altes Pergament, verglich es mit dem antiken Bauplan und grunzte zufrieden.
»Was zum d’Eibele treibst du denn jetzt schon wieder?« fragte Nabob mit einem Blick auf die Schrotthalde.
»Ach, willst du mir endlich helfen?« keifte Schoysal, ohne lange von dem dampfenden Pergament aufzuschauen.
»Helfen? Wobei denn?«
»Hierbei! Dem Schlüssel zu unserer erfolgreichen Zukunft!« Schoysal deutete enthusiastisch auf den Haufen Teile, die wie ordentlich mißglückte Schuhanzieher aussahen.
»Nicht noch einer«, murrte Nabob atemlos. »Ich traue mich kaum zu fragen. Was ist es?«
»Ist das nicht offensichtlich?« zischte Schoysal. »Wir wollen Anti-Personen-Gebetsminen, ja?«
Nabob nickte so unverbindlich wie möglich. Er wußte, wie Schoysal war, wenn ihn der Pioniergeist überkam. Ein falsches Nicken, und er steckte wieder bis zum Hals in einem neuen, unverständlichen Komplott.
»Und wie findet man ein geheimes Lager von Anti-Personen-Gebetsminen, hmmmm?« fragte Schoysal begeistert. »Ganz einfach! Mit einem Gebetsminendetektor!«
Nabob konnte eine gewisse Logik dieser Aussage nicht abstreiten. Andererseits war sie natürlich vollkommen absurd. Er nahm sich vor, dafür zu sorgen, daß Schoysal bald einen Spezialisten für Dinge, die mit ›Psycho-‹ anfingen, aufsuchte.
»Es gibt da allerdings ein kleines Problem«, meldete sich der Prediger vom anderen Ende des Tisches zu Wort.
»Schnauze«, fauchte Schoysal. »Ich hab dich gewarnt!«
»Es gibt überhaupt keine Anti-Personen-Gebetsminen …«
»Maul halten!«
»… also macht es nicht besonders viel Sinn, einen Gebetsminendetektor zu bauen, oder?« beendete Zorn seinen Satz.
»Ist doch klar, daß du so was sagen mußt. Du willst sie nur geheimhalten. Es belegt nur, wie gefährlich sie sind. Eine Waffe, die man einfach haben muß«, rief Schoysal mit einem unberechenbaren Leuchten in den Augen.
»Moment mal«, bat Nabob. »Ist das dein Ernst? Gebetsminendetektoren? Woher hast du denn die lächerliche Idee?«
Das Blatt eiskalten Pergaments wurde ihm vor die Nase gehalten. Es war mit komplexen Diagrammen überzogen, die ganz genau Maße, Anwendung, Wartung und
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