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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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lassen sollen. Aber ich war zu beschäf-tigt damit, mir eine plausible Antwort auszudenken. Wie hätte ich das Unmögliche beschreiben sollen, das dort am Fluss passiert war? Er würde mir niemals glauben. Ich glaubte mir ja nicht einmal selbst. Und Ava …
    Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Das Ganze war schließlich ein Streich gewesen, oder? Nicht bloß, dass sie mich zurückgelassen hatte, sondern auch, wie sie sich den Kopf angeschlagen hatte und wie Henry aufgetaucht war und vorgespielt hatte … was immer es war, das er getan hatte. Wahrscheinlich war er irgendjemandes großer Bruder. Vielleicht sogar der von Ava.
    Aber was war mit ihrem Schädel? Wie sie aufgehört hatte zu atmen? Der abgeknickte Hals? Konnte das wirklich alles inszeniert gewesen sein?
    „Wenn man vom Teufel spricht“, sagte James und hob die Augenbrauen, als er über meine Schulter sah. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer es war.
    „Kate!“, stieß Ava ein wenig gekünstelt hervor und setzte sich neben mich, ohne auf eine Einladung zu warten. Unwillkürlich verspannte ich mich und umklammerte meinen Apfel so fest, dass ich spürte, wie das Fruchtfleisch unter der Schale nachgab.
    „Äh, hi.“ Was, um alles in der Welt, sollte ich zu ihr sagen?„Wie – wie war dein Wochenende?“
    Sie schwang die Beine unter den Tisch und setzte ihr Tablett ab. Anders als James hatte sie sich ein Hähnchen-Sandwich und einen Berg Kroketten geholt. Sie konnte unmöglich jeden Tag so viel essen und trotzdem so dünn bleiben.
    „War okay. Du weißt schon, ich hab mich ausgeruht, war zum Schwimmen und so.“ Sie biss von ihrem Sandwich ab und machte sich nicht die Mühe, zu schlucken, bevor sie weitersprach. „Ich hab versucht, dich anzurufen, aber du bist nicht rangegangen. Hat mein Dad mir die falsche Nummer gegeben?“
    Fast hätte ich mich verschluckt. Das war Ava gewesen? „Nnein, das war unsere Nummer.“ Ich starrte zu James, versuchte ihn mit reiner Willenskraft dazu zu bewegen, irgendetwas zu sagen, aber er schien mit größter Sorgfalt darauf bedacht, uns nicht anzusehen.
    „Ich war krank, deshalb bin ich nicht drangegangen.“
    „Aber jetzt geht’s dir besser, oder?“
    Ich zögerte. „Ja, ich fühl mich besser.“
    „Oh, das ist perfekt! Ich hab gehofft, du würdest diese Woche mal vorbeikommen. Wir haben einen Swimmingpool, und ich dachte, vielleicht kann ich dir das Schwimmen beibringen.“
    Mit offenem Mund starrte ich sie an. Nach allem, was passiert war, wollte sie, dass ich mit ihr schwimmen ging? „Ich – ich schwimme nicht.“ Und nach dem, was am Freitag passiert war, wollte ich nicht einmal mehr auch nur in die Nähe eines Gewäs-sers kommen, ob natürlich oder künstlich. Ich fand es unnötig grausam, einen blöden Scherz derart auszudehnen, und im Stillen wünschte ich, sie würde es endlich gut sein lassen.
    Ava machte einen Schmollmund, und es war offensichtlich, dass irgendetwas in meiner Stimme oder meinem Gesichtsausdruck mich verraten haben musste. „Du bist doch nicht böse wegen der Sache, die passiert ist, oder?“ Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber sie wirkte fast nervös. „Ich meine … Darüber wollte ich eigentlich auch mit dir re…“
    „Ava“, unterbrach ich sie. „Warum sitzt du hier bei mir?“
    Niedergeschlagen blickte sie auf den Tisch und legte das Sandwich aus der Hand. „Ich hab mit Dylan Schluss gemacht.“
    „Was? Warum?“ Wieder warf ich einen Blick zu James hinüber, aber der war mittlerweile völlig darin vertieft, aus seinen Pommes ein Fort zu bauen. „Ich dachte, du hättest gesagt, du liebst ihn.“
    „Tu ich auch! Hab ich jedenfalls.“
    „Warum hast du dann Schluss gemacht?“
    „Darum.“ Über die Schulter warf sie einen Blick zum Sportlertisch hinüber. Mindestens ein halbes Dutzend Augenpaare waren auf uns gerichtet, und sie senkte die Stimme zu einem Flüs-tern. „Du hast mich gesehen, stimmt’s? Ich bin in den Fluss gesprungen und hab mir den Kopf angestoßen, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie ich mit mörderischen Kopfschmerzen am Ufer liege.“
    Ich zwang mich zu einem gleichgültigen Schulterzucken. „Dann hast du dir eben den Kopf angeschlagen, und ich hab dich rausgezogen, bevor du ertrunken bist. Keine große Sache.“
    „Und wie es das ist.“ Der glockenhelle Klang war nun komplett aus ihrer Stimme verschwunden. „Da war überall Blut. Meine Mutter hat mich gesehen, als ich nach Hause gekommen bin, und fast

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